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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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Lauffeuer verbreitete sich im Lager die Nachricht: Reiter, die über die Alpen kamen, sind bei Hannibal! Wenig später umstand das Heer den Mann, der die Reiter anführte. Es war ein blonder Hüne, der Hannibal überragte.
    Zuerst sprach Hannibal. Er sagte: »Das ist Magal, ein Bojer-König. Er kam uns über die Berge entgegen. Dort, wo sein Volk wohnt, wird davon geredet, dass wir im Anzug sind. Magal bringt uns gute Nachricht: Nicht nur sein Volk, auch andere Stämme sind bereit, mit uns gegen die Römer zu ziehen. Der Aufstand hat schon begonnen. Als römische Landmesser bei den Insubrern auftauchten, um für neue römische Städte Land auszusuchen, wurden sie erschlagen und die Besatzungen benachbarter Römerkastelle wurden verjagt. Es ist Zeit, dass wir kommen, so sagt König Magal, man wartet auf uns. Hört ihn selbst an!«
    Magal trat vor und warf den Kopf hoch, dass ernoch größer wirkte. Er sprach laut und machte den Mund beim Sprechen weit auf. Nur wenige verstanden, was er sagte, und es kam um ein Haar so weit, dass er ausgelacht wurde. Hannibal griff im rechten Augenblick ein und übersetzte: »Nun macht ihr euch vielleicht Gedanken über den Weg, der vor euch liegt. Das Weiße unter dem Himmel, das zu euch herüberschaut, schreckt euch. Lasst euch sagen: Auch wir zogen über die Berge, nur kamen wir nicht mit Elefanten wie ihr, sondern mit Weib und Kind. Belloves führte sein Volk über den Taurier-Pass; Elitori führte die Cenomani über die Alpen; die Bojer, Ligurer, Senonen, sie alle sind über die Berge gestiegen und erst vor zwanzig Jahren holten die Bojer-Könige Atis und Galatas Völkerschaften nach dem Süden. Concolitan stieg mit seinen Leuten von der Rhone her auf, wie ihr es tun werdet. Es fehlt nicht an Wegen und Führern. Dort oben in den Bergtälern leben Menschen wie überall. Es gibt kein Gebirge, das an den Himmel stößt.«
    Hannibal wies auf Magal und seine Begleiter. »Sie ritten den Weg, den wir reiten werden!«, rief er, »oder glaubt ihr, dass sie auf Flügeln über die Berge kamen?«
    Magal machte wieder den Mund auf und schrie ein paar Sätze sehr laut. Er hatte seinen Arm gegen die Elefanten hin ausgestreckt. Hannibal wiederholte Magals Worte: »Habt ihr nicht selber Berge bei euch: eure Elefanten? Wenn ihr mit ihnen von den Alpen steigt, werden die Römer so laufen, dass ihr sie kaum mehr einholt!«
    Da war es wieder so wie beim Aufbruch vor vier Monaten   – das Heer schrie wie ein Mann: Hannibal hat Recht!
    »Wir werden euch wie Brüder empfangen«, versicherte Magal, von so viel Begeisterung übermannt. »Überall wird man durch mich erfahren, wie es um Hannibals Heer steht«, versprach er. Nur mit Mühe konnte Hannibal ihn bewegen, einen Tag zu bleiben.
    Am letzten Tag ging es auf der Insel hoch her. Die Söldner berauschten sich an dem Gedanken, dass man sie jenseits der Berge erwarte. Nun wurden über die Berge Witze gerissen. »Wenn unsere Elefanten sie anrempeln, machen sie Platz!«
    Die Elefanten waren die Einzigen, die kühle Köpfe behielten. Und als im Morgengrauen der Aufbruch begann, zogen sie lautlos aus dem Lager. Eine graue Hügelkette schwankte auf das Gebirge zu.

17
    Zehn Tage hatten wir nun zur Linken stets einen Fluss: erst die Rhone, dann den Arar, und zur Rechten traten Felswände oft so nahe heran, dass ein Durchkommen nicht mehr möglich schien. Aber es gab einen Weg und das Heer gewöhnte sich daran, zwischen Fels und Fluss zu marschieren. Branko hatte Reiter mitgegeben, sie führten den Zug und sie traten als Unterhändler auf, wenn es darauf ankam, die Stämme, durch deren Gebiet wir zogen, zu beruhigen. So kamen wir ohne Verluste an die Druenta, einen Gebirgsfluss, der sich reißend in den Arar stürzt. Ihn galt es zu überqueren.
    Der Fluss war nicht breit; Schleuderer trafen Bäume am anderen Ufer, als sie es versuchten   – aber Söldner und Pferde, auch die Elefanten scheuten sich, dem Ufer nahe zu kommen. Die Branko-Leute verhehlten nicht, dass es ein tückischer Fluss war, mit Kiesbänken gespickt, voller Strudel   – nichts für Boote, nicht einmal für Flöße!
    Hannibal versuchte es trotzdem mit Flößen. Doch schon das erste Floß wurde von einem Strudel erfasst, schlug um und elf Söldner ertranken. Da ließ Hannibal mehrere Furten mit Stangen abstecken und die Stangen mit Lederriemen verbinden, so dass Zäune quer durch den Fluss entstanden, an denen beim Durchqueren ein Halt möglich war. Auch beim Bau dieser Zäune büßten

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