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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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römischen Konsul, der uns den Weg verlegen will, lassen wir das Nachsehen. Er kann ein leeres Lager beziehen. Mehr hat er nicht verdient. Der Sieg, den er uns zu bieten hat, ist nicht groß genug. Wir schlagen die Römer dort, wo sie nicht mehr so weit zu laufen haben. Morgen bei Tagesanbruch ziehen wir die Rhone aufwärts. Nichts soll uns davon abbringen, bald an die Tore von Rom zu pochen.«
    Nach solchen Worten gab es keinen Widerspruch mehr. Als Maharbal, Monomach und Mago gegangen waren, beriet Hannibal sich noch lange mit Silenos. »Es bleibt kein anderer Weg«, sagte Hannibal. »Wir müssen über die Berge. Das Meer gehört Rom, seit sie uns auf dem Meere besiegt haben. Wir, die alten Seefahrer, sind gezwungen, sie auf dem Lande zu schlagen, vor ihren eigenen Toren.« Er fragte Silenos, ob er etwas von Scipio wisse.
    »So gut wie nichts«, gab Silenos zu.
    »Es muss etwas an dem Mann sein«, sagte Hannibal, »sonst würden sie ihn nicht gegen mich schicken.«

16
    Am anderen Morgen, noch in der Dämmerung, begann der Abmarsch. Die Elefanten zogen voran. Hannibal ritt eines seiner Pferde; er selbst erkundete mit wenigen Reitern den Weg. Es gab kaum Hindernisse, wir kamen gut voran, auch am zweiten und dritten Tag, den wir stromaufwärts zogen.
    Beim Heer war die Stimmung gedrückt. Trotz der hohen Verluste, die Mago auf seinem Spähritt erlitten hatte, waren die Söldner dafür, die Römer unverzüglich zu packen. Niemandem ging es recht ein, dass Hannibal auswich.
    Am Abend des dritten Tages trafen bei Hannibal Abgesandte eines gewissen Branko ein, der sich König der Insel Inis nannte und seine Freundschaft anbot. Keine zwei Stunden später kamen weitere Gesandte »vom König von Inis«, der nun aber Kolchas hieß. Sobald die Branko-Leute die Kolchas-Leute zu Gesicht bekamen, begannen sie einander zu befehden. Es stellte sich heraus, dass Branko und Kolchas Brüder waren.
    »Branko war immer schon König«, sagten die einen.
    »Kolchas ist der bessere König«, behaupteten die andern.
    Sie wollten mit Waffen aufeinander los. Hannibal hörte sich beide Parteien an und entschied sich für Branko. Dessen Abgesandten gab er Geschenke mit. Den Kolchas-Leuten gegenüber ließ er keinen Zweifel, dass er Kolchas, falls dieser nicht von selbst dasFeld räume, als Rebellen in ein Land schicken werde, aus dem es keine Wiederkehr gebe.
    »So muss es kommen«, sagte Hannibal zu seinen Vertrauten, »dass man sich um unsere Freundschaft reißt.«
    »Warum hast du dich für Branko entschieden?«, erkundigte sich Mago.
    »Es liegt an den Bäumen dort«, verriet Hannibal. Er deutete auf eine Baumgruppe, die etwa hundert Schritte entfernt war. »Was die Abgesandten sagten, langweilte mich derart, dass ich anfing, die Bäume abzuzählen: Kolchas   – Branko   – Kolchas   – Branko   … Es lief auf Branko hinaus. Das wird den Inselkönig einiges kosten.«
    Nach einem weiteren Tagesmarsch wurde Inis erreicht. Es war keine richtige Insel, wie sich in den folgenden Tagen herausstellte, sondern ein großes Stück Land, von der Rhone und einem reißenden Fluss, der Arar hieß, auf zwei Seiten umschlossen. Die Nordgrenze bildete ein Höhenzug, der von der Rhone bis zum Arar reichte. »Mit einer Hand voll tüchtiger Männer zu verteidigen«, stellte Hannibal fest, »und nicht auszuhungern!«
    Es war Schwemmland, gelegentlich überflutet; alles, was der Mensch braucht, wuchs hier in Fülle. Hannibal beschloss, ein paar Tage zu bleiben, dem Heer Ruhe zu gönnen und die Vorräte zu ergänzen.
    Das Heer hatte in den vier Monaten, die es nun unterwegs war, fast sechstausend Stadien zurückgelegt. Es war auf dem Marsch angewachsen. Aber alles Schwere stand erst bevor, jeder im Heer spürte das. Es ging auf den Herbst zu. Die Luft war in diesenTagen sehr klar. Im Osten lag vor dem Horizont ein weißer Riegel: die Berge, auf denen das ganze Jahr Schnee bleibt. Die Söldner sahen oft hin, und obgleich es ihnen auf der Insel an nichts fehlte, so kam doch nicht die gleiche Munterkeit auf wie im Lager von Neu-Karthago. In den Nächten wehte von den Bergen ein Wind, der nach Schnee schmeckte.
    Hannibal blieb nicht verborgen, dass sich viele seiner Leute mit Zweifeln quälten. Maharbal, Monomach und Mago bedrängten ihn, zu den Söldnern zu sprechen. Hannibal wollte nichts davon wissen.
    Am vierten Tage, dem letzten, den das Heer auf der Insel verbringen sollte, ließen sich im Lager Reiter melden, die von Osten gekommen waren. Wie ein

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