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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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jeder zweite Reiter blieb aus. Es fehlten auch Pferde. Im Handumdrehenverbreitete sich im Lager das Gerücht: Die Römer kommen! Mago ritt sofort zum Zelt Hannibals. Ich sah ihn kommen, ich war eben dabei, Hannibals Waffen zu säubern. Bei Hannibal waren Maharbal, Monomach und Silenos.
    Mago erschien bleich im Zelt. Am linken Ärmel seines Rockes war Blut.
    »Du bist verwundet?« Hannibal schickte nach Synhal und der Arzt kam unverzüglich.
    »Eine Schramme, mehr ist es nicht«, tat Mago seines Bruders Besorgnis ab. Aber Hannibal bestand darauf, dass Synhal sich der Wunde annahm. Während der Arzt sie reinigte und verband, berichtete Mago, dass er mit seinen dreihundert Reitern gegen Mittag auf etwa ebenso viele römische Reiter gestoßen sei. Keine Partei habe das Feld räumen wollen und so seien auf beiden Seiten rund die Hälfte der Reiter gefallen. »Als die verwundeten und herrenlosen Pferde in der Überzahl waren, entstand durch sie eine Panik. Sie rissen die Pferde, auf denen noch Reiter saßen, mit und es gab auf beiden Seiten kein Halten. Es lag, beim Moloch, nur an den Pferden, dass überhaupt einer davonkam, bei den anderen wie bei uns.«
    Mago hatte während seiner Meldung den Boden angestarrt. Nun sah er Hannibal an. »Wir taten, was wir konnten, um sie zu schlagen.«
    »Nur gut, dass ich dir nicht das ganze Heer mitgab«, sagte Hannibal nicht ohne Schärfe.
    »Sollten wir sie entwischen lassen?«, verteidigte sich Mago.
    »Selber entwischen«, legte ihm Hannibal nahe.»Und möglichst viele mitbringen   – vor allem von den anderen!«
    »Von denen haben wir zwei mitgebracht«, sagte Mago. »Zwei Verwundete fielen uns in die Hand.«
    Hannibals Miene hellte sich auf. »Ich muss sie sofort vernehmen.«
    »Sie sind mehr tot als lebendig«, meldete Mago.
    »Holt sie her!«, verlangte Hannibal. »Ich muss sie haben, solange sie noch leben. Viel ist es nicht, was ich von ihnen wissen muss.«
    Die beiden Gefangenen wurden auf Tragbahren gebracht. Sie hatten Blut verloren und sahen wie Tote aus. Die beiden waren sehr jung. Hannibal ließ ihnen Wein geben. Er redete sie mit römischen Worten an.
    »Wir sind keine Römer«, sagte der eine auf Keltisch. »Aber unser König hält es mit den Römern und er hat uns an sie verkauft.«
    »Sind noch viele von euch im Römerheer?«, fragte Hannibal.
    »Vierhundert«, sagte der eine. »Der verfluchte Krieg!«, stöhnte er.
    »Für euch ist er aus«, beruhigte ihn Hannibal. »Sobald ihr gesund gepflegt seid, werde ich euch Pferde geben.« Er redete mit den beiden Gefangenen wie mit eigenen Leuten. Synhal musste ihre Wunden untersuchen. Dabei fragte Hannibal sie aus, und als sie aus dem Zelt getragen wurden, wusste er, dass der römische Konsul Publius Cornelius Scipio mit sechzig Kriegsschiffen in Massilia gelandet und dabei sei, dort ein Lager mit dreißigtausend Mann aufzuschlagen, um den Karthagern den Weg nach Rom zu verlegen.
    »Mehr brachten sie wohl nicht auf die Beine!«, spottete Hannibal.
    »Umso besser«, meinte Monomach, »von denen entkommt uns keiner.«
    »Wir sollten sie angreifen, noch ehe sie sich an der Rhone festsetzen können«, schlug Maharbal vor.
    »Für jeden Mann, den ich verlor, sollen von denen wenigstens drei über die Klinge«, verlangte Mago mit verzerrtem Gesicht.
    »Ihr seid verdammte Römerfresser«, bemerkte Hannibal in einem Ton, der die drei aufhorchen ließ.
    »Hast du etwa vor, sie zu schonen?«, erregte sich Monomach.
    »Auch sie«, sagte Hannibal, »vor allem uns selbst.«
    »Sollen wir nicht mit den Römern kämpfen?«
    »Nicht hier«, sagte Hannibal unmissverständlich.
    Da fuhr Monomach auf. »Sollen wir vor ihnen davonlaufen?«
    »Ja«, sagte Hannibal, »über alle Berge.«
    Monomach war so verblüfft, dass er sich wieder setzte.
    Hannibal wendete sich an Mago. »Wie viele verlorst du von deinen dreihundert?«
    »Die Hälfte«, sagte Mago bedrückt.
    »Bei dreihundert Römern!«
    »Sie kämpften verzweifelt um ihr Leben«, verteidigte sich Mago.
    »Ein sicheres Zeichen, dass die dreißigtausend ihre Waffen wegwerfen, sobald sie uns nur sehen!«, bemerkte Hannibal trocken. »Der Sieg über diesen Scipio würde uns ein Viertel des Heeres kosten, wennnicht mehr; und falls die Römer ausweichen, außerdem ein paar Wochen.   – Dann gäbe es keinen Weg mehr über die Alpen.«
    Nun hatten Monomach, Maharbal und Mago ernste Gesichter. Hannibal hellte sie mit wenigen Sätzen auf. »Wir schlagen die Römer vor Rom«, entschied er. »Dem

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