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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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von jedem anderen Ort entfernt. Und da kommt also nun Shapely daher, der arme Kerl, und hat diese mutierte Virenart, die einen nicht umbringt. Die einem kein Härchen krümmt, sondern nur die alte Sorte verfrühstückt. Und ich glaub nicht an diesen Quatsch, dass er Jesus war, Scooter. Ich glaub nicht mal, dass Jesus Jesus war.
    »Noch Kaffee da?«
    »Ich werde Kocher pumpen.«
    »Tu ’nen kleinen Tropfen Three-in-One in dieses Loch neben der Kolbenstange, Scooter. Ist ’ne Lederdichtung drin. Dann bleibt sie weich.«

31 FAHRERSEITE
    Sie sah die erste Kugel nicht, aber die musste unterwegs eine Leitung oder so was getroffen haben, denn das Licht ging an. Die zweite sah sie, oder jedenfalls das Loch, das sie in den ledergrauen Kunststoff bohrte. Etwas in ihrem Inneren stoppte, und sie lernte Folgendes über Kugeln: Während gerade eben noch kein Loch da war, ist im nächsten Moment eins da. Nichts dazwischen. Man sieht es geschehen, aber man kann nicht dabei zusehen, wie es geschieht.
    Dann ging sie auf Hände und Knie runter und begann zu krabbeln. Sie konnte ja nicht einfach stehen bleiben und auf die nächste warten. Als sie bei der Tür aufstand, sah sie ihre schwarze Hose dort zerknittert am Boden liegen, direkt neben einem Satz Schlüssel an einem grauen Plastikanhänger mit Lederstruktur. Es roch nach den Schüssen, die er in den Boden abgefeuert hatte. Vielleicht auch nach verbranntem Teppich, denn sie sah, dass die Ränder der Löcher versengt und geschmolzen waren.
    Jetzt konnte sie ihn irgendwo da draußen rumbrüllen hören, heiser und hohl und von Echos verfolgt. Sie hielt den Atem an. Er brüllte, sie (wer?) machten die beste Werbung der Welt, sie hätten Hunnis Millbank verkauft, und jetzt würden sie Sunflower verkaufen. Wenn sie richtig gehört hatte.
    »Hier unten an der Tür. Fahrerseite.«
    Es war Rydell. Die Tür auf dieser Seite stand offen.
    »Er hat die Schlüssel hier dringelassen«, sagte sie.
    »Ich glaub, er ist da runtergegangen, wo früher mal der Traumwände-Laden war.«

    »Und wenn er zurückkommt?«
    »Wahrscheinlich kommt er sowieso zurück, wenn wir weiter hier rumhängen. Kannst du mal da raufkriechen und mir die Dinger rüberwerfen?«
    Sie schob sich durch die Tür und zwischen die Schalensitze. Sah Rydells Kopf dort, an der offenen Tür. Griff sich die Schlüssel und warf sie zur Seite, ohne hinzusehen. Schnappte sich ihre Hose und flitzte wieder nach hinten, wobei sie sich überlegte, ob sie wohl in den Kühlschrank passte, wenn sie die Beine anzog.
    »Warum legst du dich nicht flach auf den Boden da hinten …« Seine Stimme vom Fahrersitz.
    »Hinlegen?«
    »Minimale Silhouette.«
    »Hm?«
    »Er wird anfangen zu schießen. Sobald ich das hier mache …« Das Geräusch der Zündung. Glas spritzte von neuen Löchern in der Windschutzscheibe weg, und sie warf sich flach hin. Das Wohnmobil machte einen Satz nach hinten und wendete in engem Bogen, und sie hörte, wie er auf die Konsole schlug und irgendeine Funktion zu finden versuchte, die er brauchte, als noch mehr Kugeln kamen, alle deutlich voneinander abgesetzt, jede ein Schlag, als ob jemand einen unsichtbaren Hammer schwingen und dabei darauf achten würde, den Rhythmus zu halten.
    Dann musste Rydell alles so hingekriegt haben, wie er es brauchte, denn er tat das, was die Jungs oben in Oregon ebenfalls mit ihren Bremsen und dem Getriebe taten. Dann merkte sie, dass sie schrie. Keine Worte oder so was, sie schrie einfach nur.
    Dann gingen sie so hart in eine Kurve, dass sie beinahe umgekippt wären, und sie dachte, dass diese Wohnmobile wahrscheinlich nicht dazu gedacht waren, sehr schnell zu fahren. Jetzt fuhren sie noch schneller, wie es ihr schien, und zwar bergauf.

    »Ach, Mist«, hörte sie Rydell in diesem sonderbar normalen Ton sagen, und dann krachten sie in die Tür oder das Tor oder was immer, und es war so wie damals, als sie versucht hatte, diese radikale Wiegetrittnummer im Lafayette Park abzuziehen, und die anderen ihr immer wieder erklären mussten, sie sei auf den Kopf gefallen, was sie jedes Mal gleich wieder vergaß.
     
    Sie war wieder in Skinners Bude und las im National Geographic , wie Kanada sich in fünf Länder gespalten hatte. Sie trank kalte Milch aus der Tüte und aß Salzcracker. Skinner lag mit dem Fernseher im Bett und sah sich eine dieser Sendungen über Geschichte an, die er so gern mochte. Er verbreitete sich gerade darüber, dass diese historischen Filmaufnahmen im Lauf seines Lebens

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