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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Druck war gewichen.
    Als sie die Augen öffnete, waren sie in einer wesentlich saubereren, aber keineswegs größeren Version seines Zimmers hinter der Küche des Restaurants. Keine leeren Ramen-Schüsseln, keine Kleiderhaufen. Er saß neben ihr auf dem Schlafbord, den Blick auf die sich verändernden Muster auf der Bedienungsfläche seines Computers gerichtet. Ihr Sandbenders stand gleich daneben auf der Arbeitsplatte. Das Texture-Mapping war rudimentär, alles war ein bisschen zu glatt und zu glänzend. Sie sah ihn an, neugierig darauf, wie er sich präsentieren würde. Ein ziemlich primitiver Scan-Job, vielleicht ein Jahr alt: Seine Haare waren kürzer. Er trug den gleichen schwarzen Kittel.
    An der Wand hinter den Computern hing eine animierte Version des bedruckten Tuchs. Die roten, schwarzen und gelben Elemente pulsierten leicht. Eine hellgrüne Linie beschrieb einen Weg vom äußeren Rand nach innen; wo sie endete, strahlten hellgrüne, konzentrische Ringe von einem bestimmten gelben Quadrat aus. Sie schaute ihn wieder an, aber er starrte immer noch auf die Bedienungsfläche.
    Ein Klingeln ertönte. Chia warf einen Blick zu der mit einem besonders unecht wirkenden Holzmaserungseffekt gerenderten Tür und sah ein kleines weißes Rechteck darunter durchgleiten. Und weiter, direkt auf sie zu, über den Boden, bis es unter dem Schlafbord verschwand. Sie schaute noch rechtzeitig nach unten, um zu sehen, wie es genau im gleichen Tempo am Rand der gestreiften Matratze hochstieg und oben anhielt, als es in der idealen
Leseposition war. Der Schrifttyp war derselbe oder ein ziemlich ähnlicher wie beim Whiskey Clone. Der Text lautete »Ku Klux Klan Kollectibles«, dann kamen ein paar Buchstaben und Zahlen, die nicht wie eine ihr bekannte Adresse aussahen.
    Ein weiteres Klingeln. Sie schaute rechtzeitig zur Tür, um einen grauen, verschwommenen Fleck darunter hervorsausen zu sehen. Flach, wirbelnd, schnell. Und schon war er auf dem weißen Rechteck, ein Gebilde wie der Schatten eines Krebses oder einer Spinne, zweidimensional und vielbeinig. Er verschluckte es und schoss zur Tür.
    »Ich habe Verpflichtung für die Ummauerte Stadt erfüllt«, sagte Masahiko und wandte sich von der Bedienungsfläche ab.
    »Was waren das für Dinger?«, fragte Chia ihn.
    »Welche Dinger?«
    »Wie eine Visitenkarte. Ist unter der Tür durchgekrochen. Dann noch ein Ding, wie ein grauer Ausschneidekrebs, der es gefressen hat.«
    »Werbung«, entschied er, »und ein Subprogramm, das sie kritisiert hat.«
    »Es hat sie nicht kritisiert; es hat sie gefressen.«
    »Vielleicht hat die Person, die es geschrieben hat, etwas gegen Werbung. Wie viele. Oder gegen den Werbetreibenden. Politische, ästhetische, persönliche Gründe, kann alles sein.«
    Chia ließ den Blick über die Reproduktion seines winzigen Zimmers schweifen. »Warum hast du keine größere Site?« Und sofort der besorgte Gedanke, es könnte daran liegen, dass er Japaner war; vielleicht waren sie einfach daran gewöhnt. Trotzdem, es war so ungefähr der kleinste virtuelle Raum, in dem sie je gewesen war, soweit sie sich erinnern konnte, und es war ja nicht so, dass ein größerer mehr gekostet hätte, außer wenn man wie Zona war und ein ganzes Land für sich haben wollte.

    »Beim Konzept der Ummauerten Stadt geht es um die Größe. Sehr wichtig. Größe ist Platz, ja? Dreiunddreißigtausend Menschen haben Original bewohnt. Zwei Komma sieben Hektar. Immerhin vierzehn Etagen.«
    Chia verstand nur Bahnhof. »Ich muss porten, okay?«
    »Natürlich«, sagte er und machte eine Geste zu ihrem Sandbenders.
    Sie war auf den Effekt mit den zwei Richtungen zugleich vorbereitet, aber er blieb aus. Die digitalisierten Fische schwammen im gläsernen Couchtisch herum. Sie schaute aus dem Fenster auf die Buntstiftbäume und fragte sich, wo der Mumphalumphagus sein mochte. Sie hatte ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Er war ein großer pinkfarbener Dinosaurier mit dusseligen Wimpern, den ihr Vater für sie gemacht hatte, als sie noch klein gewesen war.
    Sie schaute auf dem Tisch nach Post, aber es war nichts Neues da.
    Sie konnte von hier aus anrufen. Ihre Mutter. Klar.
    – Hi, ich bin in Tokio. In einem »Liebeshotel«. Irgendwer ist hinter mir her, weil mir jemand was in die Tasche getan hat. Also, äh, was soll ich deiner Meinung nach tun?
    Sie versuchte stattdessen, zu Kelseys Adresse zu porten, musste sich jedoch mit dem nämlichen Marmorvorzimmer und der Stimme – nicht der von Kelsey

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