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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Ein Gebilde willkürlichen, menschlich geprägten Wachstums, monströs und grandios, das hier rekonstruiert, zurückübersetzt wird aus seiner letzten Inkarnation als Reich konsensueller Fantasie.
    Das Infrarotstottern des Weckers. Sonnenhelles Halogen beleuchtet das bedruckte Tuch mit dem Rechteck in der Mitte, das eine Leere darstellt, eine unbekannte Adresse: die legendäre Killerdatei. Chia erweckt die Espressomatic mit ihrer Fernbedienung zum Leben, rollt sich in der Dunkelheit der Steppdecke nochmal zusammen und wartet auf
das lauter werdende Zischen des Schaums. Frühmorgens begibt sie sich jetzt meistens in die Stadt und hört sich den Klatsch in einem beliebten Frisiersalon in der Sai Shing Road an. Der Etrusker ist manchmal da, zusammen mit Klaus und dem Hahn und den anderen Geistern, mit denen er rumhängt, und sie dulden sie. Sie ist stolz darauf, weil sie in Masahikos Anwesenheit keinen Piep sagen. Sind sie alt, steinalt, oder tun sie nur so? Wie auch immer, sie wissen meistens zuerst über irgendwelche Dinge Bescheid, und das hat sie zu schätzen gelernt. Und der Etrusker hat angedeutet, dass etwas frei sei, etwas sehr Kleines, aber mit einem Fenster. Mit Blick auf eine Straße, die früher die Lung Chun Road gewesen wäre.
    Er mag sie, der Etrusker. Das ist merkwürdig. Angeblich mag er niemanden so recht, aber er hat das mit dem Kredit ihres Vaters geregelt, obwohl sie vergessen hatte, den Schlüssel abzugeben. (Sie bewahrt den Schlüssel zur Suite 17 in einem Schminktäschchen aus moirierter Seide auf, das sie auf dem JAL-Rückflug bekommen hat: Er ist aus weißem Kunststoff und ähnelt von der Form her einem altmodischen mechanischen Schlüssel mit einem Magnetstreifen am langen Teil, während das flache Stück wie die Krone einer Prinzessin aussieht. Manchmal holt sie ihn heraus und schaut ihn sich an, aber er sieht nur wie ein billiges weißes Stück Plastik aus.)
    Der Etrusker und die anderen bespitzeln ständig das Projekt. So nennen sie es. Von ihnen weiß Chia, dass die Insel der Idoru noch nicht fertig ist. Sie ist da, aber sie ist nicht stabil; das müssen sie noch hinkriegen, bevor sie mit dem Bauen anfangen, selbst mit Nanotechnik, falls es ein weiteres Erdbeben gibt. Sie fragt sich, was die Russen mit ihrer anfangen werden, und manchmal fragt sie sich, was aus Maryalice, Eddie und Calvin geworden ist, dem Typ im Whiskey Clone, der ihr geholfen hat, von dort zu fliehen – nur weil er fand, dass er es tun sollte. Aber es kommt ihr
vor, als wäre das lange her, ein Ereignis aus der Zeit zwischen der Ummauerten Stadt und der Schule.
    Vermutlich weiß ihre Mutter inzwischen, dass sie nicht bei Hester gewesen ist, aber sie hat nie ein Wort darüber verloren, hat nur zweimal mit ihr über Verhütungsmittel und sicheren Sex geredet. Und eigentlich war sie ja auch nicht viel länger als achtundvierzig Stunden drüben, ohne die Flugzeit, weil Rez es nicht geschafft hatte, zu ihr rüberzukommen und sich bei ihr zu bedanken, und Arleigh hatte gesagt, dass es alles in allem besser wäre, wenn sie nach Hause flöge, bevor jemand anfinge, Fragen zu stellen, aber sie würden sie erster Klasse mit Japan Airlines rüberschicken. Also hatte Arleigh sie an diesem Abend nach Narita rausgefahren, aber nicht in ihrem grünen Van, weil der Totalschaden hatte, wie sie sagte. Und Chia hatte sich immer noch so mies gefühlt wegen Zona und war sich so blöd vorgekommen, weil sie das Gefühl hatte, ihre Freundin wäre tot, dabei hatte sie nicht mal wirklich existiert, und dann war da auch noch dieses andere Mädchen in Mexico City, das schreckliche Probleme hatte, und so brach sie schließlich in Tränen aus und erzählte Arleigh alles.
    Und Arleigh sagte, sie solle einfach abwarten. Weil dieses Mädchen in Mexico City mehr als irgendetwas sonst das Bedürfnis habe, jemand anderes zu sein. Und es mache nichts, dass sie nicht Zona gewesen sei, weil sie Zona erfunden habe, und das sei genauso real. Wart nur ab, sagte Arleigh; es werde schon jemand anders auftauchen, jemand Neues, und es werde ihnen vorkommen, als wären sie alte Bekannte. Und Chia hatte neben Arleigh in ihrem schnellen kleinen Wagen gesessen und darüber nachgedacht.
    — Aber ich könnte ihr nie sagen, dass ich es weiß?
    – Das würde alles kaputtmachen.
    Als sie am Flughafen angekommen waren, checkte Arleigh sie bei JAL ein, trieb jemanden auf, der sie in die Lounge brachte (die eine Art Kreuzung zwischen einer Bar und
einem richtig schicken Büro

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