Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Stickern reproduziert ist.
»Es sind seine Spione. Wahrscheinlich das Beste, was man für Geld kriegen kann, aber sie kommen nicht nah an den Mann ran, der nicht da ist.«
»Was für einen Mann?«
»Ich glaube, er ist jemand, den Harwood … gesammelt hat. Harwood sammelt Menschen. Interessante Menschen. Der Mann hat vielleicht für ihn gearbeitet, Aufträge für ihn ausgeführt. Er hinterlässt keine Spur, überhaupt keine. Wer ihm in die Quere kommt, verschwindet einfach. Dann löscht er sich selbst aus.«
Yamasaki kramt die Antibiotika aus seinem Beutel. »Nehmen Sie doch die, Laney. Ihr Husten …«
»Wo ist Rydell, Yamasaki? Er sollte jetzt dort sein. Es kommt alles zusammen.«
»Was denn?«
»Ich weiß es nicht«, sagt Laney und beugt sich vor, um den Beutel zu durchwühlen. Er findet einen Kaffee und aktiviert ihn, wirft ihn von einer Hand in die andere, während er sich erhitzt. Yamasaki hört das Ploppen, das Zischen des Vakuums, als Laney ihn öffnet. Kaffeeduft. Laney trinkt kleine Schlucke aus der dampfenden Dose.
»Irgendwas ist im Gange«, sagt Laney und hustet in seine Hand, schüttet heißen Milchkaffee auf Yamasakis Handgelenk. Yamasaki zuckt zurück. »Alles verändert sich. Oder auch nicht, jedenfalls nicht in Wirklichkeit. Die Art, wie ich es sehe , verändert sich. Aber seit ich es auf die neue Art sehen kann, hat was anderes angefangen. Da baut sich was auf. Was Großes. Größer als groß. Es wird bald passieren, und dann gibt es einen Lawineneffekt …«
»Was wird passieren?«
»Ich weiß es nicht.« Ein weiterer Hustenanfall zwingt ihn, den Kaffee abzustellen. Yamasaki hat die Antibiotika geöffnet und hält sie ihm hin. Laney wischt sie beiseite. »Waren Sie nochmal auf der Insel? Haben sie irgendeine Ahnung, wo sie steckt?«
Yamasaki blinzelt. »Nein. Sie ist einfach nicht anwesend.«
Laney lächelt, Zähne schimmern matt in der Schwärze seines Mundes. »Das ist gut. Sie hat auch mit der Sache zu tun, Yamasaki.« Er greift nach dem Kaffee. »Sie hat auch damit zu tun.«
14 BRUTZELNDES FRÜHSTÜCK
Rydell fand ein Lokal in einem jener Gebäude, die eindeutig Banken gewesen waren, als man für Banken noch Gebäude brauchte.
Dicke Wände. Jemand hatte einen Laden daraus gemacht, in dem man den ganzen Tag frühstücken konnte, genau das, was Rydell suchte. Offenbar war es vorher eine Art Discountgeschäft gewesen und davor noch irgendwas anderes, aber es verströmte den typischen Geruch nach Eiern und Fett, und er hatte Hunger.
Ein paar mit Trockenmauerstaub bedeckte Bauarbeiter, echte Schränke, warteten auf einen Tisch, aber Rydell sah, dass am Tresen noch etwas frei war, ging hin und setzte sich auf einen Hocker. Die Kellnerin, eine besorgt dreinschauende Frau unbestimmbarer Herkunft, die Wangenknochen mit Aknenarben übersät, schenkte ihm Kaffee ein und nahm seine Bestellung entgegen, ohne sich anmerken zu lassen, ob sie Englisch verstand. Als könnte die gesamte Prozedur im Grunde phonetisch ablaufen, dachte er, als hätte sie auswendig gelernt, wie es klang, wenn jemand »zwei Spiegeleier, kurz gewendet« bestellte. Die Worte hören, sie in die Sprache übersetzen, in der sie schrieb, und an den Koch weitergeben.
Rydell holte die brasilianische Brille heraus, setzte sie auf und suchte die Nummer in Tokio, die Yamasaki ihm gegeben hatte. Beim dritten Klingeln nahm jemand ab, aber die Brille verzeichnete keinen Ort für den Anschluss am anderen Ende. Wahrscheinlich auch irgendwas Mobiles.
Schweigen in der Leitung, ein irgendwie greifbares Schweigen.
»He«, sagte Rydell, »Yamasaki?«
»Rydell? Laney …« Unterbrochen von einem Hustenanfall, dann Totenstille, als jemand die Stummschaltung drückte.
Als Laney sich wieder meldete, klang seine Stimme erstickt. »’tschuldigung. Wo sind Sie?«
»San Francisco«, sagte Rydell.
»Das weiß ich.«
»In einem Diner in der … in der …«, Rydell scrollte durchs GPS-Menü, versuchte hineinzukommen, erwischte aber immer nur den Nahverkehrsplan von Rio, wie es schien.
»Nicht so wichtig«, sagte Laney. Er klang müde. Wie viel Uhr es wohl in Tokio war? Das würde im Telefonmenü stehen, falls er es finden konnte. »Wichtig ist, dass Sie da sind.«
»Yamasaki hat gesagt, Sie wollten mir hier einen Job anbieten. «
»Ja, will ich«, sagte Laney, und Rydell erinnerte sich an die Hochzeit seines Cousins. Clarence hatte genau dasselbe gesagt und dabei ungefähr genauso glücklich geklungen.
»Erzählen Sie mir, worum es
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