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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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wegzukommen und Laney wieder anrufen zu können. »Okay, mach ich. Und was machen die dann?« Rydell schaute zu seinem Beutel hoch, der an dem massiven Chromhaken an der Kabinentür hing. Er hatte ihn nicht draußen im Lokal lassen wollen.
    »Die geben Ihnen eine andere Nummer. Mit der gehen Sie an irgendeinen Bankautomaten, zeigen ihm Ihre Bild-ID, geben die Nummer ein. Dann kriegen Sie einen Kreditchip. Müsste reichen, Sie ein paar Tage über Wasser zu halten, aber wenn nicht, rufen Sie mich an.«
    Irgendwas an dieser Örtlichkeit vermittelte Rydell das Gefühl, in einem jener altmodischen Unterwasserfilme zu sein, wo sie dann die Maschinen abstellen und ganz still auf die Wasserbomben warten, die, wie sie wissen, unterwegs sind. Wahrscheinlich war es so still hier drin, weil die Bank so massiv gebaut war; das einzige Geräusch kam von der laufenden Toilettenspülung und verstärkte die Illusion für ihn noch.
    »Okay«, sagte Rydell, »angenommen, das alles klappt. Wen suchen Sie, und was haben Sie da von Leuten erzählt, die sterben?«
    »Europäer, männlich, Mitte bis Ende fünfzig, kommt wahrscheinlich aus dem militärischen Bereich, aber das ist lange her.«
    »Na, da bleiben ja bloß noch rund eine Million Kandidaten allein hier in Nordkalifornien übrig.«
    »Die Sache läuft so, Rydell, dass er Sie finden wird. Ich sag Ihnen, wo Sie hingehen und wonach Sie fragen sollen, und irgendwas davon wird dann seine Aufmerksamkeit auf Sie lenken.«
    »Klingt zu einfach.«

    »Seine Aufmerksamkeit erregen wird einfach sein. Hinterher am Leben bleiben nicht.«
    Rydell überlegte. »Also, was soll ich für Sie tun, wenn er mich findet?«
    »Ihm eine Frage stellen.«
    »Und welche?«
    »Weiß ich noch nicht«, gab Laney zu. »Ich arbeite dran.«
    »Laney«, sagte Rydell, »worum geht’s hier eigentlich?«
    »Wenn ich das wüsste«, erwiderte Laney, und auf einmal klang er sehr müde, »brauchte ich nicht hier zu sein.« Er verstummte. Legte auf.
    »Laney?«
    Rydell saß da und lauschte der Toilettenspülung. Schließlich stand er auf, nahm seinen Beutel vom Haken und verließ die Kabine. Er wusch sich die Hände in einem Rinnsal kalten Wassers, das in ein schwarzes, von gelblicher Industrieseife verkrustetes Marmorimitatbecken lief, und ging wieder ins Lokal zurück. Der Korridor, den er durchquerte, wurde von Kartons verengt, die seiner Ansicht nach Reinigungsmaterial enthielten.
    Er hoffte, dass Creedmore und die Country-Music-Mama ihn vergessen hatten und gegangen waren.
    Nein. Die Frau werkelte nun ebenfalls an einem Teller mit Eiern herum, während Creedmore, das Bier zwischen die Jeans-Schenkel geklemmt, die beiden riesigen, gipsbestäubten Bauarbeiter böse anstierte.
    »He«, sagte Creedmore, als Rydell mit seinem Matchbeutel an ihnen vorbeiging.
    »He, Buell«, sagte Rydell auf dem Weg zum Ausgang.
    »He, wo willst du hin?«
    »Arbeiten«, sagte Rydell.
    »Arbeiten«, hörte er Creedmore sagen, und »Scheiße«, aber dann schwang die Tür hinter ihm zu, und er stand auf der Straße.

15 WIEDER DA
    Chevette stand neben dem Van und sah zu, wie Tessa Gottes kleines Spielzeug fliegen ließ. Wie ein Mylar-Muffin oder eine aufgeblähte Münze fing der Kameraträger das wässrige Tageslicht ein, während er wackelnd emporstieg und sich dann in etwa fünf Meter Höhe schwankend ausbalancierte.
    Für Chevette war es ein sehr seltsames Gefühl, hier zu sein und das alles zu sehen: die Panzersperren aus Beton, dahinter die unglaubliche Silhouette der Brücke selbst. Die Stelle auf dem nächsten Kabelturm, wo sie gewohnt hatte, obwohl es jetzt wie ein Traum oder wie das Leben einer anderen war. Dort oben, am höchsten Punkt, hatte sie in einem Sperrholzkabuff geschlafen, während der Wind mit seinen großen Händen dagegendrückte, daran zerrte und sich hineinkrallte, und sie hatte die Sehnen der Brücke im Geheimen ächzen hören, ein Geräusch, das die verzwirbelten Stränge hinaufgetragen worden war, so dass nur sie allein es vernahm, Chevette, das Ohr an den anmutigen Delfinrücken des Kabels gedrückt, der durch das ovale Loch stieg, das dafür in Skinners Sperrholzboden für ihn geschnitten war.
    Jetzt war Skinner tot. Er war gestorben, während sie in Los Angeles gewesen war und versucht hatte, diejenige zu werden, die sie glaubte sein zu wollen. Sie war nicht hergekommen. Die Brückenbewohner hatten es nicht so mit Beerdigungen, und Besitz war hier im Wesentlichen das, was man auch besetzt hielt. Sie war nicht

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