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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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genervt, der Typ. Und dann guckte ihm dieses lange Ding aus der Tasche raus.«
    »Bist du sicher, dass es seine Tasche war, aus der ihm das lange Ding rausguckte?«
    »Sammy Sal«, sagte sie, »die Sache ist ernst. Ich hab ’ne Heidenangst.«

    Er musterte sie eingehend. »Also das isses? Du hast Angst? Hast irgend so ’n Scheiß geklaut, und jetzt haste Angst?«
    »Bunny sagt, irgendwelche Security-Typen hätten bei Allied angerufen, sogar bei Wilson und so. Die suchen mich.«
    »Scheiße.« Sammy Sal musterte sie immer noch. »Ich dachte, du wärst high , auf Dancer. Dachte, Bunny hätt’s rausgekriegt. Deshalb bin ich dir nachgefahren, um dir die kleinen Öhrchen langzuziehen. Du hast bloß Angst ?«
    Sie sah ihn an. »Ganz recht.«
    »Aha«, sagte er und grub seine Finger in den schwarzen Schaumstoff, »und wovor ?«
    »Ich hab Angst, dass sie zu Skinner raufkommen und sie finden.«
    »Was finden?«
    »Die Gläser.«
    »Was für Gläser, Baby? Ferngläser? Schnapsgläser? Oder Einmachgläser, für Marmelade und so?« Er trommelte mit den Fingern auf den schwarzen Schaumstoff.
    »’ne dunkle Brille. Wie ’ne Sonnenbrille, nur dass man nicht durchgucken kann.«
    Sammy Sal legte seinen hübschen Kopf schief. »Was soll das heißen?«
    »Die Gläser sind einfach schwarz.«
    »’ne Sonnenbrille?«
    »Ja. Aber einfach bloß schwarz.«
    »Ha«, sagte er, »hätteste mal mit Kunden gebumst, aber nur mit den netten, wie ich, dann wüssteste, was das für Dinger sind. Sieht man, dass du nicht so viele gutbetuchte Freunde hast, wenn du entschuldigst. Triff dich mal mit ’n paar Architekten oder Hirnchirurgen, dann weißte, was das für Dinger sind.« Seine Hand kam hoch, und sein Zeigefinger schnippte die korrodierte Kette mit den Kugeln weg, die vom Reißverschluss am Hals
von Skinners Jacke herabbaumelte, »’ne VL-Brille. Virtuelles Licht.«
    Sie hatte davon gehört, aber sie wusste nicht genau, was es war. »Sind die teuer, Sammy Sal?«
    »Scheiße, ja. Kosten ungefähr so viel wie ’n japanischer Wagen. Aber auch nicht wesentlich mehr. Haben so kleine EMP-Treiber um die Gläser rum, die direkt auf die Sehnerven einwirken, ’n Freund von mir hat mal eine aus dem Büro, wo er gearbeitet hat, mit nach Hause gebracht. Landschaftsarchitekten. Du setzt sie auf und gehst raus, alles sieht ganz normal aus, aber jede Pflanze, die du siehst, jeder Baum hat so ’n kleines Etikett mit seinem Namen drunter, auf Lateinisch …«
    »Aber die Dinger sind stockschwarz.«
    »Aber nicht, wenn du sie einschaltest. Dann sehen sie nicht mal wie Sonnenbrillen aus. Mit den Dingern sieht man einfach, ich weiß nicht, ernst und seriös aus.« Er grinste sie an. »Du siehst sowieso viel zu ernst aus. Das ’s dein Problem.«
    Sie fröstelte. »Komm mit rauf zu Skinner, Sammy. Okay?«
    »Ich bin nicht gern so weit oben«, sagte er. »Euer kleiner Schuhkarton fliegt eines Nachts nochmal von der Brücke runter.«
    »Bitte, Sammy. Das Ding macht mich ganz rappelig. Hab nichts dagegen, mit dir zu fahren, aber wenn ich stehen bleibe und anfange, drüber nachzudenken, hab ich Angst, dass ich zu Stein erstarre. Was soll ich bloß tun ? Vielleicht sind die Cops schon da, wenn ich hinkomme? Was wird Skinner sagen, wenn die Cops zu ihm raufkommen? Vielleicht komm ich morgen zur Arbeit, und Bunny schmeißt mich raus. Was soll ich bloß tun ?«
    Sammy Sal sah sie mit dem gleichen Blick an wie in der Nacht, als sie ihn gebeten hatte, sie bei Allied unterzubringen. Dann grinste er. Hinterhältig und lustig. All diese
scharfen weißen Zähne. »Dann lass das Ding mal zwischen deinen Beinen. Na los, versuch, an mir dranzubleiben.«
    Er fuhr schwankend los, und seine Fluorofelgen leuchteten neonweiß auf, als er in die Pedale trat. Dann musste er seinen Blaster eingeschaltet haben, denn sie hörte das dumpfe Pochen der Bässe, als sie sich ins Verkehrsgewühl stürzte und hinter ihm herfuhr.

14 LOVELESS
    »Willste noch ’n Bier, Süßer?«
    Die Frau hinter der Bar hatte ein kompliziertes schwarzes Filigranmuster an beiden Seiten ihres rasierten Schädels, das bis dorthin ging, wo nach Yamasakis Schätzung ihr natürlicher Haaransatz war. Der Stil der Tätowierung verband keltische Knoten mit den Blitzstrahlen aus einem Zeichentrickfilm. Ihr Haar darüber war wie der Pelz eines Nachttiers, das sich von Wasserstoffsuperoxid und Vaseline ernährt hatte. Ihr linkes Ohr war aufs Geratewohl vielleicht ein dutzendmal von einem einzigen Stück feinen

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