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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Stahldrahts durchbohrt. Normalerweise fand Yamasaki so eine Aufmachung interessant, aber jetzt war er völlig ins Schreiben versunken. Sein Notebook lag offen vor ihm.
    »Nein, danke«, sagte er.
    »Du willst doch keinen Ärger kriegen, oder?« Ihr Ton war absolut freundlich. Er schaute von seinem Notebook auf. Sie wartete.
    »Ja?«
    »Wenn du hier sitzen willst, musst du was trinken.«
    »Ein Bier, bitte.«
    »Das Gleiche nochmal?«
    »Ja, bitte.«
    Sie machte eine Flasche mexikanisches Bier auf. Kleine Eisstückchen rutschten an der Seite herunter, als sie die Flasche vor ihm auf den Tresen stellte und zu dem Gast links von ihm weiterging. Yamasaki wandte sich wieder seinem Notebook zu.

    Skinner hat mir wiederholt klarzumachen versucht, dass es hier keinen Handlungsplan welcher Art auch immer gibt, keine tiefer liegende Struktur. Nur die Knochen, die Brücke, das Thomasson selbst. Als das Little Grande kam, war es nicht Godzilla. In der Tat gibt es keinen exakt äquivalenten Mythos an diesem Ort und in dieser Kultur (obwohl das für Los Angeles vielleicht nicht so gilt). Die Bombe, auf die man so lange gewartet hat, ist nicht mehr da. An ihre Stelle traten die Seuchen, die ganz langsamen Kataklysmen. Als Godzilla dann schließlich Tokio heimsuchte, hatten wir uns bereits mit dem Untergang abgefunden, auch wenn wir es leugneten oder zutiefst verzweifelt waren. In Wahrheit haben wir die entsetzliche Zerstörung willkommen geheißen. Noch während wir unsere Toten betrauerten, spürten wir, dass wir wieder einmal die erstaunlichsten Chancen bekamen.
    »Das Ding ist wirklich hübsch«, sagte der Mann zu seiner Linken und legte die Hand auf Yamasakis Notebook. »Muss aus Japan sein, so hübsch ist es.« Yamasaki blickte mit einem unsicheren Lächeln auf und schaute in sonderbar leere Augen. Sie waren wach und konzentriert, aber irgendwie stumpf.
    »Aus Japan, ja«, sagte Yamasaki. Die Hand zog sich langsam von seinem Notebook zurück, nicht ohne es noch einmal zärtlich zu streicheln.
    »Loveless«, sagte der Mann.
    »Verzeihung?«
    »Loveless. Mein Name.«
    »Yamasaki.«
    Die blassen, weit auseinanderstehenden Augen waren die Augen eines Wesens, das in der Tiefe eines stillen Gewässers lauerte. »Ja. Hab ich mir gedacht, dass es so was in der Art ist.« Ein schnelles Lächeln, von archaischem Gold durchsetzt.

    »Ja? In welcher Art?«
    »Was Japanisches. Was mit saki oder suki . Irgend so ’n Kram.« Das Lächeln wurde irgendwie schärfer. »Trinken Sie Ihr Corona aus, Mr Yamasaki.« Die Hand des Fremden schloss sich fest um sein Handgelenk. »Wird langsam warm , hm?«

15 ZIMMER 1015
    Es gab ein Produkt namens Kil’Z, das Rydell auf der Akademie kennengelernt hatte. Es roch ein bisschen nach altem Haarwasser, blumig und kühl, und man benutzte es in Situationen, in denen beträchtliche Mengen von Körperflüssigkeiten verschüttet worden waren. Es war ein antiviraler Wirkstoff, der den Erregern von HIV 1 bis 5, Krim-Kongofieber, Mokolafieber, Tarzana-Denguefieber und Kansas-City-Grippe den Garaus machen konnte.
    Er roch es jetzt, als der IntenSecure-Mann mit einem schwarz anodisierten Hauptschlüssel die Tür von Zimmer 1015 aufschloss.
    »Wir werden dran denken, wieder abzuschließen, wenn wir gehen«, sagte Warbaby und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe. Der IntenSecure-Mann zögerte und sagte dann: »Ja, Sir. Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    »Nein«, sagte Warbaby und betrat das Zimmer. Freddie folgte ihm auf den Fersen. Rydell kam zu dem Schluss, dass er wohl ebenfalls mit hineingehen sollte. Er tat es und machte dem IntenSecure-Mann die Tür vor der Nase zu. Dunkel. Die Vorhänge zugezogen. Der Geruch von Kil’Z. Das Licht ging an. Freddies Hand am Schalter. Warbaby starrte auf eine hellere Stelle auf dem ziegelroten Teppich, wo das Bett gestanden haben musste.
    Rydell schaute sich um. Altmodisch und teuer. Fast wie in einem Club. Die Wände mit einem glänzenden, weißgrün gestreiften, seidenartigen Stoff tapeziert. Möbel aus poliertem Holz. Moosgrün bezogene Sessel. Eine große Messinglampe
mit einem dunkelgrünen Schirm. Ein verblasstes altes Bild in einem wuchtigen Goldrahmen. Rydell ging hin, um es sich genauer anzusehen. Ein Pferd, das ein zweirädriges Gefährt mit einem einzigen kleinen Sitz drauf zog, auf dem ein bärtiger Mann mit einem Hut wie Abe Lincoln saß. »Currier & Ives« stand darunter. Rydell fragte sich, welcher von beiden das Pferd war. Dann sah er einen

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