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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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runden, bräunlich-purpurnen Fleck getrockneten Blutes auf dem Glas. Er war rissig wie Schlamm in einem ausgetrockneten Bachbett im Sommer, aber winzig. Hatte auch nichts von dem Kil’Z abbekommen, wie es aussah. Er trat zurück.
    Freddie in seinen großen Shorts und dem Hemd mit den Pistolen drauf hatte es sich in einem der grünen Sessel bequem gemacht und klappte gerade seinen Laptop auf. Rydell sah zu, wie er ein kleines schwarzes Kabel ausrollte und es in die Buchse neben dem Telefon steckte. Er fragte sich, ob Freddie keine kalten Beine bekam, wenn er hier im November Shorts trug. Er hatte schon bemerkt, dass manche Schwarze so voll auf Mode abgefahren waren, dass sie sich kleideten, als wäre »Wetter« für sie ein Fremdwort.
    Warbaby starrte nur auf die Stelle, wo das Bett gewesen war, und sah dabei so traurig aus wie immer. »Na?«, sagte er.
    »Ich hab’s gleich, ich hab’s gleich«, sagte Freddie und drehte an einer kleinen Kugel an seinem Laptop herum.
    Warbaby grunzte. Rydell beobachtete ihn und hatte den Eindruck, dass die Gläser seiner schwarzrandigen Brille einen Moment lang schwarz wurden. Da spielte ihm das Licht einen Streich. Dann bekam er so ein komisches Gefühl, weil Warbaby einfach durch ihn durchsah ; sein unsteter Blick war so scharf auf ein sich bewegendes Etwas gerichtet, dass sich Rydell selber umwandte, um hinzuschauen – aber da war nichts.
    Er drehte sich wieder zu Warbaby um. Warbabys Stock kam hoch, zeigte auf die Stelle, wo das Bett gewesen war,
und schwenkte dann wieder nach unten zum Teppich. Warbaby seufzte.
    »Wollen Sie jetzt die Schauplatzdaten vom SFPD haben?«, fragte Freddie.
    Warbaby grunzte. Seine Augen zuckten von einer Seite zur anderen. Rydell dachte an Fernsehdokumentationen über Voodoo, in denen die Augen der Priester immer rollten, wenn die Götter in sie fuhren.
    Freddie drehte den Trackball unter der Hand. »Fingerabdrücke, Haare, Hautschuppen … Wie das in ’nem Hotelzimmer eben so ist.«
    Rydell konnte es nicht mehr ertragen. Er stellte sich vor Warbaby und schaute ihm direkt in die Augen. »Was, zum Teufel, machen Sie da?«
    Warbaby sah ihn. Er schenkte ihm ein träges, trauriges Lächeln und nahm die Brille ab, holte ein großes, marineblaues Seidentaschentuch aus der Seitentasche seines langen Mantels und polierte sie damit. Er gab sie Rydell. »Setzen Sie sie auf.«
    Rydell schaute auf die Brille hinunter und sah, dass die Gläser jetzt dunkel waren.
    »Na los«, sagte Warbaby.
    Rydell fiel auf, wie schwer sie war, als er sie aufsetzte. Pechschwarz. Dann kam ein weiches, verschwommenes Kugelblitzgeflacker, wie man es sah, wenn man sich im Dunkeln die Augen rieb, und er sah Warbaby vor sich. An einer unsichtbaren Wand direkt hinter Warbaby standen Worte und Zahlen in leuchtendem Gelb. Sie wurden scharf, als er sie anschaute, wobei er Warbaby irgendwie aus dem Blick verlor, und er sah, dass es sich um forensische Daten handelte.
    »Oder«, sagte Freddie, »du kannst jetzt hier sein …«
    Und das Bett war wieder da, blutgetränkt, darauf der weiche, massige Leichnam des Mannes mit gespreizten Armen und Beinen, wie ein Frosch. Das Ding unter seinem Kinn, blauschwarz und knollig.

    Rydells Magen hob sich, Galle stieg ihm im Hals hoch, und dann kam eine nackte Frau, die von einem anderen Bett in einem anderen Zimmer aufstand, ihr Haar wie Silber in einem unmöglichen Mondlicht …
    Rydell riss sich die Brille herunter. Freddie lag im Sessel, den Laptop auf den Knien, und schüttelte sich vor lautlosem Lachen. »Mann«, brachte er heraus, »du hättest mal dein Gesicht eben sehen sollen! Hab dir was vom Porno des Burschen aus Arkadys Beweismaterial reingespielt …«
    »Freddie«, sagte Warbaby, »bist du scharf drauf, dir einen neuen Job zu suchen?«
    »Nein, Sir, Mr Warbaby.«
    »Ich kann hart sein, Freddie. Das weißt du.«
    »Ja, Sir.« Freddies Stimme klang jetzt beunruhigt.
    »Ein Mensch ist in diesem Zimmer gestorben. Jemand hat sich über ihn gebeugt, als er auf diesem Bett lag«, er zeigte auf das nicht vorhandene Bett, »hat ihm ein neues Lächeln ins Gesicht geschnitzt und ihm durch dieses Lächeln hindurch die Zunge rausgezogen. Das ist kein beliebiger Mord. Solche Tricks mit der Anatomie lernt man nicht beim Fernsehen, Freddie.« Er streckte Rydell die Hand hin. Rydell gab ihm die Brille. Die Gläser waren wieder schwarz.
    Freddie schluckte. » Ja, Sir, Mr Warbaby. Tut mir leid.«
    »Wie funktioniert das?«, fragte Rydell.
    Warbaby putzte

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