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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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auch mehr Cops unterwegs. Sie versuchte sich zu erinnern, ob die Skywalker-Privatcops von IntenSecure waren, dieser Firma, von der Rydell geredet hatte.
    Sie hätte gern gewusst, ob Fontaine zu Skinner gegangen war, wie er versprochen hatte. Da sie am Telefon nicht zu viel reden wollte, hatte sie zuerst nur gesagt, dass sie für eine Weile weg sei, und ob Fontaine wohl mal rübergehen und nachschauen könne, wie es Skinner ging, und vielleicht auch diesem japanischen Studenten, der da in letzter Zeit immer rumhing. Aber Fontaine hatte die Besorgnis in ihrer Stimme gehört und sie deswegen bedrängt, und sie hatte ihm erzählt, sie mache sich Sorgen um Skinner, und es gebe Leute, die möglicherweise raufkommen und ihn belästigen würden.
    »Doch wohl keine von der Brücke«, hatte er gefragt, und sie hatte verneint, aber das war auch alles, was sie dazu sagen konnte. In der Leitung blieb es einen Augenblick lang
still, und sie konnte eins von Fontaines Kindern im Hintergrund singen hören, eins dieser afrikanischen Lieder mit den merkwürdigen kehligen Klicklauten. »Okay«, sagte Fontaine schließlich, »ich schau mir das mal an.« Und Chevette bedankte sich hastig und unterbrach die Verbindung. Fontaine tat viel für Skinner. Er hatte mit Chevette nie darüber geredet, aber er schien Skinner schon sein Leben lang zu kennen, oder zumindest, seit er auf der Brücke war. Es gab viele solche Leute, und Chevette wusste, dass Fontaine dafür sorgen konnte, dass immer jemand ein Auge auf den Turm und den Lift hatte und nach Fremden Ausschau hielt. Das tat man auf der Brücke füreinander, und viele Leute waren Fontaine etwas schuldig, weil er einer der wichtigsten Elektriker war.
    Jetzt kamen sie an diesem Bagelladen mit dem aus Schrott zusammengeschweißten Eisengitter vorbei, in dem man an kleinen Tischen sitzen, Kaffee trinken und Bagels essen konnte, und der morgendliche Backgeruch bewirkte, dass sie vor Hunger beinahe ohnmächtig wurde. Sie dachte, dass sie vielleicht lieber reingehen und sich ein Dutzend in eine Tüte packen lassen sollten, vielleicht auch ein bisschen Frischkäse dazu, alles zum Mitnehmen, als Rydell ihr die Hand auf die Schulter legte.
    Sie drehte sich um und sah das große, glänzende weiße Wohnmobil, das eben vor ihnen auf die Haight eingebogen war und nun auf sie zukam. Solche Kisten mit alten Leuten am Steuer sah man in Oregon oft, ganze Konvois, mit Booten auf Anhängern und festgezurrten kleinen Jeeps oder Motorrädern hinten dran, wie Rettungsboote. Nachts kampierten sie in speziellen Parks mit NATO-Draht drum rum, Hunden drin und KEIN ZUTRITT-Schildern dran, die ernst gemeint waren.
    Rydell starrte das Wohnmobil ungläubig an, und das Ding fuhr direkt neben ihnen an den Randstein, und die grauhaarige alte Dame ließ die Fensterscheibe herunter, lehnte
sich auf der Fahrerseite heraus und rief: »Junger Mann! Entschuldigen Sie, aber ich bin Danica Elliott, und ich glaube, wir haben uns gestern in der Maschine aus Burbank kennengelernt. «
     
    Danica Elliott war eine Rentnerin aus Altadena, unten in Südkalifornien, die mit demselben Flugzeug wie Rydell nach San Francisco geflogen war, wie sie sagte, um ihren Mann in eine andere Kälteschlafeinrichtung zu verlegen. Na ja, genaugenommen nicht ihren Mann, sondern nur sein Gehirn, das sie auf seinen Wunsch nach seinem Tod hatte einfrieren lassen.
    Chevette hatte davon gehört, dass Leute so was taten, aber sie hatte nie verstanden, warum, und offensichtlich verstand Danica Elliott es auch nicht. Aber sie war hergekommen, um noch mehr gutes Geld sinnlos zum Fenster rauszuwerfen, wie sie erklärte, und das Gehirn ihres Gatten David in diesen teureren Laden umbetten zu lassen, der es in einem eigenen, privaten kleinen Tank auf Eis legen würde, so dass es nicht mehr mit einem Haufen eingefrorener Gehirne anderer Leute in dem großen Tank herumpurzelte, in dem es vorher gewesen war. Chevette fand sie wirklich nett, aber bei diesem Thema war sie gar nicht mehr zu bremsen, und nach einer Weile fuhr Rydell nur noch und nickte, als ob er zuhören würde, und Chevette, die ihn dirigierte, konzentrierte sich in erster Linie auf die Stadtplananzeige am Armaturenbrett des Wohnmobils und hielt außerdem Ausschau nach Streifenwagen.
    Mrs Elliott hatte sich am Abend zuvor um die Verlegung des Gehirns ihres Gatten gekümmert, und das hatte sie irgendwie emotional berührt, wie sie sagte; aus diesem Grund hatte sie sich entschlossen, dieses Wohnmobil zu mieten

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