Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
dich kümmert. «
»Ich komm schon allein zurecht«, erklärte Skinner.
»Weiß ich doch, Boss«, versicherte ihm Fontaine, »aber wir haben ein paar durchgebrannte Servos in deinem Lift da unten. Wird ’n paar Tage dauern, den wieder zum Laufen zu bringen, bei dem Berg von Arbeit, den wir vor uns haben. Brauchst jemand, der die Leiter rauf- und runtersteigt. Der dir was zu essen holt und so.«
»Kann Scooter ja machen«, sagte Skinner.
Yamasaki machte ein erstauntes Gesicht.
»Stimmt das?« Fontaine sah Yamasaki mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du bleibst hier oben und kümmerst dich um Mr Skinner?«
Yamasaki dachte an seine geliehene Wohnung in dem hohen viktorianischen Haus, deren Bad aus schwarzem Marmor größer war als sein Junggesellenapartment in Osaka. Er schaute von Fontaine zu Skinner und wieder zurück.
»Es wäre mir Ehre, bei Skinner-san zu bleiben, wenn er wünscht.«
»Mach, was du willst«, sagte Skinner und begann, umständlich die Laken von seiner Matratze abzuziehen.
»Chevette hat mir erzählt, dass du vielleicht hier oben wärst«, sagte Fontaine. »So ’n Typ von der Universität …« Er stellte seinen Becher auf den Tisch und bückte sich, um seine Werkzeugtasche aufzuheben und danebenzustellen. »Sagte, ihr macht euch vielleicht Sorgen, dass ihr ungebetenen Besuch bekommt.« Er öffnete die beiden Schnallen an der Tasche und klappte sie auf. Werkzeug schimmerte dort, und Rollen von Isolierdraht. Er holte etwas heraus, was in einen öligen Lappen gewickelt war, schaute zu Skinner hinüber, um sich zu vergewissern, dass der ihn nicht beobachtete, und steckte das Ding hinter die Glasgefäße auf dem Bord über dem Tisch.
»Wir können weitgehend sicherstellen, dass in den nächsten paar Tagen niemand hier raufkommt, den ihr nicht kennt«, sagte er mit gesenkter Stimme zu Yamasaki. »Aber das ist eine 38er Special, sechs Patronen mit Hohlspitzgeschossen. Wenn du ihn benutzt, dann tu mir einen großen Gefallen und wirf ihn hinterher weg, okay?« Fontaine grinste. »Er ist von … äh … ›zweifelhafter Herkunft‹.«
Yamasaki dachte an Loveless. Er schluckte.
»Kommt ihr klar hier oben?«, fragte Fontaine.
»Ja«, sagte Yamasaki, »ja, vielen Dank.«
28 WOHNMOBIL
Es war halb elf, als sie schließlich wieder auf die Straße rausmussten, und dann auch nur deshalb, weil der Manager, Benny Singh, vorbeikommen würde, wie Laune sagte, die Chevette von ihrem allerersten Besuch in dem Laden her kannte, und da könnten sie nicht länger hierbleiben, erst recht nicht, wenn ihr Freund schlief, als ob er bewusstlos wäre oder so. Chevette sagte, sie verstünde das, und bedankte sich bei ihr.
»Wenn du Sammy Sal siehst«, sagte Laurie, »dann grüß ihn von mir.«
Chevette nickte traurig und begann, den Burschen an der Schulter zu rütteln. Er grunzte und versuchte, ihre Hand wegzuschieben. »Wach auf! Wir müssen weg.«
Sie konnte nicht glauben, dass sie ihm all das erzählt hatte, aber sie hatte es einfach jemandem erzählen müssen, sonst wäre sie durchgedreht. Nicht, dass es dadurch mehr Sinn ergab als vorher – eher noch weniger, wenn man das dazunahm, was dieser Rydell ihr darüber erzählt hatte. Die Neuigkeit, dass jemand hingegangen war und das Arschloch ermordet hatte, kam ihr einfach irreal vor, aber wenn es wirklich so war, dann steckte sie tiefer in der Scheiße als je zuvor, dachte sie.
»Wach auf!«
»Herrgott nochmal …« Er setzte sich auf und rieb sich mit den Knöcheln die Augen.
»Wir müssen weg. Der Manager kommt gleich. Meine Freundin hat dich ’ne Weile schlafen lassen.«
»Wohin gehen wir?«
Chevette hatte darüber nachgedacht. »Auf der Cole beim Panhandle gibt’s Läden, die Zimmer stundenweise vermieten. «
»Hotels?«
»So was in der Art«, sagte sie. »Für Leute, die das Bett nur kurze Zeit brauchen.«
Er tastete hinter dem Sofa nach seiner Jacke. »Schau dir das an«, sagte er und steckte die Finger in den Riss an der Schulter. »Gestern Abend war die noch nagelneu.«
Stadtviertel, in denen hauptsächlich nachts Betrieb war, sahen morgens irgendwie immer viel schlimmer aus. Sogar die Bettler sahen zu dieser Tageszeit schlimmer aus, zum Beispiel der Typ mit den Geschwüren, der eine halbe Dose Spaghettisauce zu verkaufen versuchte. Sie ging um ihn herum. Noch ein oder zwei Blocks, dann würden sie auf die ersten Gruppen von Tagesausflüglern stoßen, die zum Skywalker Park wollten; die Menge bot ihnen bessere Deckung, aber es waren
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