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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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herabsinkenden Nebel hinaus, der nicht ganz Regen war. Der Bürgersteig war ein Strom auf und ab tanzender, schwarzer Regenschirme. Yamasaki brachte einen schwarzen Gegenstand zum Vorschein, nicht größer, aber ein wenig dicker als eine Visitenkarte, und bog ihn kräftig zwischen den Daumen. Ein schwarzer Regenschirm erblühte. Yamasaki gab ihn ihm. Die Krümmung des schwarzen Griffs fühlte sich trocken, hohl und ein wenig warm an.
    »Wie klappt man den wieder zusammen?«
    »Gar nicht«, sagte Yamasaki. »Er löst sich auf.« Er spannte sich ebenfalls einen auf. Der haarlose Blackwell in seinem Mikropor war offenbar immun gegen Regen. »Bitte fahren Sie -67—
    mit Ihrem Bericht fort, Mr. Laney.«
    Durch eine Lücke zwischen zwei fernen Türmen erblickte Laney die Fassade eines weiteren, noch höheren Gebäudes.
    Darauf sah er riesige, undeutlich vertraute Gesichter, die auf unerklärliche, dramatische Weise verzerrt waren.
     
    Die Vereinbarung über die Wahrung von
    Betriebsgeheimnissen, die Laney unterschrieben hatte, war zur Geheimhaltung jener Fälle gedacht gewesen, in denen Slitscan seine Verbindungen mit DatAmerica auf eine Weise nutzte, die man als Gesetzesverstoß auslegen konnte. Solche Fälle kamen nach Laneys Erfahrung häufig bis ständig vor, zumindest bei Recherchen von einem gewissen anspruchsvollen Niveau. Da DatAmerica Laneys ehemaliger Arbeitgeber war, hatte er das alles nicht sonderlich alarmierend gefunden. DatAmerica war weniger eine Macht als vielmehr ein Gebiet; in vieler Hinsicht war es sein eigenes Gesetz.
     
    Bei Laneys ausgedehnter Überwachung von Alison Shires war es bereits zu einer ganzen Reihe von Gesetzesverstößen gekommen; einer davon hatte ihm die Codes geliefert, mit denen man die Tür zur Eingangshalle des Gebäudes öffnen, den Fahrstuhl in Gang setzen, die Tür ihres Apartments im vierten Stock entriegeln und den privaten Sicherheitsalarm deaktivieren konnte, der automatisch ein bewaffnetes Team des Wachdienstes auf den Plan rufen würde, wenn sie all das tat, ohne zwei zusätzliche Zahlen einzugeben. Letzteres war als Schutz vor endemischen Überfall-Einbrüchen gedacht, einem Verbrechen, bei dem die Bewohner in Parkhäusern angequatscht und genötigt wurden, ihre Codes herauszurücken.
    Alison Shires’ Code bestand aus dem Tag, dem Monat und dem Jahr ihrer Geburt, wovon einem jeder Sicherheitsdienst dringend abriet. Ihr Backup-Code war 23, ihr Alter im -68—
    vergangenen Jahr, als sie eingezogen und Kundin des Wachdienstes geworden war.
    Laney sagte diese Zahlen leise vor sich hin, als er vor ihrem Haus stand, dessen achtstöckige Fassade in etwa dem entsprach, was jemand sich unter einem Tudor-Revival vorstellen mochte. In diesen ersten Minuten einer Morgendämmerung in L. A. war alles so deutlich und in allen Einzelheiten zu sehen.
    23.
     
    »Also sind Sie einfach reingegangen«, vermutete Blackwell.
    »Haben ihre Codes eingetippt und peng, da waren Sie.« Sie standen alle drei an einer Kreuzung und warteten darauf, die Straße überqueren zu können.
    – Peng.
     
    Kein Laut in der verspiegelten Eingangshalle. Ein Gefühl der Leere. Ein Dutzend Laneys in den Spiegeln, als er eine weite, mit neuem Teppichboden ausgelegte Fläche überquerte. Und in einen Fahrstuhl stieg, in dem es nach etwas Blumigem roch und wo er wieder einen Teil des Codes benutzte. Der Fahrstuhl brachte ihn schnurstracks in den vierten Stock. Die Tür glitt auf. Noch mehr neuer Teppichboden. Unter einer frischen Schicht cremefarbener Emaille zeigten die Flurwände die leichten Unregelmäßigkeiten von altmodischem Putz.
    502.
    »Was machst du hier eigentlich?« fragte Laney laut, obwohl er nicht wußte und auch nie wissen würde, ob er sich selbst oder Alison Shires meinte.
    Das Messingrund eines antiken Sicherheitsfischauges beobachtete ihn von der Tür aus, zum Teil überdeckt von einem Wasserfall aus hellem Lack.
    -69—
    Das Tastenfeld für das Schloß saß bündig neben dem Stahlrahmen der Tür, ein wenig unterhalb des Fischauges. Er sah zu, wie sich sein Finger den Weg durch die Sequenz suchte.
    23.
    Doch Alison Shires öffnete die Tür, bevor der Code das Schloß entriegeln konnte. Sie war nackt. Upful Groupvine schwang sich freudig hinter ihr empor, als Laney ihre vom Blut glitschigen Handgelenke packte. Und den Blick in ihren Augen sah, in dem nicht einmal ein Vorwurf lag, sondern – davon war er von da an ein für allemal überzeugt – nur schlichtes Wiedererkennen.
    »Das

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