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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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und dann weiß man, ob es gut ist oder nicht.
    Laney dachte darüber nach. Sie wirkte sehr ruhig. Die Schatten auf dem glänzenden Betonboden wurden so schnell länger, daß man beinahe dabei zusehen konnte.
    Er legte seine Hand auf ihre.
    Und es berühren, und dann weiß man, ob es gut ist oder nicht.
     
    Kurz vor dem Morgengrauen – die Leuchtenbearbeiterin lag schlafend in seinem Bett – schaute er vom Balkon der Suite auf die Krümmung der Bucht. Der Mond war ein milchiges Ding, durchsichtig, kaum noch vorhanden.
    In der Nacht hatte es im Bundesdistrikt, irgendwo weiter östlich, Raketenangriffe gegeben – angeblich sollten auch chemische Wirkstoffe freigesetzt worden sein –, der bislang letzte Akt in einem jener undurchsichtigen und endlosen Kämpfe, die den Hintergrund seiner Welt bildeten.
    In den Bäumen um ihn herum erwachten die Vögel, ein Geräusch, das er von Gainesville her kannte, vom Waisenhaus und anderen Tagesanbrüchen dort.
    Kathy Torrance verkündete, Laney habe sich
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    zufriedenstellend erholt. Er sehe ausgeruht aus, sagte sie.
    Kommentarlos zog er sich auf die Meere von DatAmerica zurück. Ihm schwante, daß sich ein weiterer Urlaub als dauerhaft erweisen könnte. Sie beobachtete ihn, wie ein erfahrener Handwerker ein wertvolles Werkzeug betrachten mochte, das die ersten Anzeichen von Materialermüdung gezeigt hatte.
    Der Knotenpunkt war jetzt anders, obwohl ihm die Worte fehlten, um die Veränderung zu beschreiben. Er sichtete die zahllosen Fragmente, die sich in seiner Abwesenheit um Alison Shires angesammelt hatten, tastete nach der Quelle seiner früheren Überzeugung. Er rief die Musik auf, die sie während seines Aufenthalts in Mexiko abgerufen hatte, und hörte sich sämtliche Songs der Reihe nach an. Er stellte fest, daß ihre Auswahl lebensbejahender geworden war; sie war zu einem neuen Provider gewechselt, Upful Groupvine, dessen gnadenlos positives Produkt das musikalische Äquivalent des Good News Channel war.
    Indem er ihre Ausgaben anhand der Unterlagen ihrer Kreditkartenfirma und der Händler überprüfte, stellte er eine Liste mit allem zusammen, was sie in der letzten Woche gekauft hatte. Ein Sechserpack Klingen für einen Tokkai-Kartonöffner. Hatte sie einen Tokkai-Kartonöffner? Aber dann erinnerte er sich an Kathys Hinweis, daß es in diesem Bereich der Recherche am ehesten zu ernstzunehmenden Übertragungsphänomenen käme; gerade hierbei könne die intime Beziehung des Rechercheurs zu seinem Objekt zum Perspektivverlust führen. »Es fällt uns häufig am leichtesten, uns anhand dessen zu identifizieren, was wir einkaufen, Laney.
    Wir sind eine Shopping-Spezies. Wenn du merkst, daß du eine andere Sorte Tiefkühlerbsen kaufst, weil es dein Objekt tut, dann mußt du aufpassen.«
    Der Boden von Laneys Apartment war abgestuft, um das ursprüngliche Gefälle des Parkhauses auszugleichen. Er schlief -63—
    am unteren Ende, in einem aufblasbaren Gästebett, das er im Shopping Channel bestellt hatte. Fenster gab es nicht. Eine Lichtpumpe war Vorschrift, und manchmal fiel rekonstruiertes Sonnenlicht aus einem Feld in der Decke ein, aber tagsüber war er nur selten da.
    Er saß auf dem rutschigen Rand des Aufblasbettes und stellte sich Alison Shires in ihrem Apartment auf der Fountain Avenue vor. Es war größer als dieses, das wußte er, aber nicht viel. Fenster. Die Miete zahlte ihr verheirateter Schauspieler, hatte Slitscan schließlich festgestellt. Über eine ziemlich komplizierte Reihe von Strohmännern, aber er bezahlte sie.
    »Sein Reptilienfonds«, nannte es Kathy.
    Er konnte Alison Shires’ Geschichte wie einen einzelnen Gegenstand vor sein geistiges Auge halten, wie ein absolut detail-und maßstabsgetreues Modell von etwas Normalem, aber Wunderbarem, das durch die Intensität seiner Aufmerksamkeit zum Leuchten gebracht wurde. Er war ihr nie begegnet und hatte auch nie mit ihr gesprochen, aber er glaubte, sie mittlerweile auf eine Weise zu kennen, wie sie sonst niemand kannte oder je kennen würde. Ehemänner kannten ihre Frauen nicht auf diese Art, ebensowenig wie Frauen ihre Männer. Spanner strebten vielleicht danach, die Objekte ihrer Obsession auf diese Weise kennenzulernen, aber es gelang ihnen nie.
    Bis er eines Nachts mit pochendem Schädel aufwachte. Es war nach Mitternacht und zu heiß; die Klimaanlage hatte wieder mal eine Macke. Florida. Das blaue Hemd, in dem er schlief, klebte ihm am Rücken und an den Schultern. Was sie jetzt wohl

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