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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Landaufschüttung, und -58—jetzt bauen sie da auch. Neue Inseln.«
    »Wissen Sie«, sagte Chia, »ich bin wirklich müde. Ich glaube, ich versuche jetzt mal zu schlafen.«
    »Ich heiße Maryalice. In einem Wort.«
    »Ich heiße Chia.«
    Chia machte die Augen zu und versuchte, ihre Lehne ein bißchen weiter zurückzustellen, aber sie war schon ganz hinten.
    »Hübscher Name«, sagte Maryalice.
    Chia glaubte, die DESH des Music Masters hinter dem Turbinengeräusch hören zu können, das jetzt nicht so sehr ein Geräusch als vielmehr ein Teil von ihr war. Dieses whiter shade of irgendwas, aber sie konnte es nicht so richtig erkennen.
    -59-

7
    Das warme Naß des
    Lebens in Alison Shires
    » S
    ie wird versuchen, sich umzubringen«, sagte Laney.
    »Warum?« Kathy Torrance trank einen Schluck Espresso.
    Ein Montagnachmittag im Käfig.
    »Weil sie Bescheid weiß. Sie spürt, daß ich sie beobachte.«
    »Das ist unmöglich, Laney.«
    »Sie weiß es.«
    »Du beobachtest sie nicht. Du siehst dir die Daten an, die sie hervorbringt, wie die Daten, die unser aller Leben hervorbringt.
    Das kann sie nicht wissen.«
    »Tut sie aber.«
    Die weiße Tasse kam klackend auf der Untertasse zu stehen.
    »Und woher willst du das wissen? Du schaust dir die Aufstellung ihrer Telefonate an, was sie sich wann im Fernsehen ansieht, die Musik, die sie abruft. Wie willst du denn daraus erkennen, daß sie sich deiner Aufmerksamkeit bewußt ist?«
    Der Knotenpunkt, wollte er sagen. Tat es aber nicht.
    »Ich glaube, du arbeitest zu hart, Laney. Fünf Tage Urlaub.«
    »Nein, ich würde lieber …«
    »Ich kann’s mir nicht leisten, dich ausbrennen zu lassen. Ich kenne die Anzeichen, Laney. Erholungsurlaub, volles Gehalt, fünf Tage.«
    Sie legte noch einen Reisebonus drauf. Laney wurde zu Slitscans hauseigenem Reisebüro geschickt und für eine Suite in einem ausgehöhlten Berggipfel über Ixtapa eingeschrieben, einem Hotel, in dessen verglastem Foyer riesige Steinkugeln -60—
    auf dem polierten Beton lagen. Draußen vor den Glaswänden beobachteten Leguane das Personal am Empfang mit urtümlicher Ruhe. Ihre grünen Schuppen hoben sich hell gegen staubige braune Zweige ab.
    Laney lernte eine Frau kennen, die sagte, sie sei bei einem Designhaus in San Francisco und bearbeite Leuchten. Dienstag abend. Seit drei Stunden in Mexiko. Drinks in der Bar im Foyer.
    Er fragte sie, was ›Leuchten bearbeiten‹ bedeute. Laney hatte vor kurzem bemerkt, daß die einzigen Leute, deren Berufsbezeichnungen ihre Tätigkeit dezidiert beschrieben, eine Arbeit hatten, die er nicht gewollt hätte. Wenn er gefragt wurde, was er machte, sagte er, er sei quantitativer Analytiker.
    Er versuchte nicht, die Sache mit den Knotenpunkten oder Kathy Torrances Theorien über Prominenz zu erklären.
    Die Frau antwortete, daß ihre Firma Modemöbel und Accessoires herstellte, insbesondere Leuchten. Die eigentliche Produktion fand an einer Reihe verschiedener Orte statt, hauptsächlich in Nordkalifornien. Heimindustrie. Ein Hersteller hatte vielleicht einen Vertrag für zweihundert Granitfüße, ein weiterer dafür, zweihundert Stahlrohre mit Schweißbrenner und Lack in einem ganz spezifischen Blau zu färben. Sie holte ein Notebook heraus und zeigte ihm animierte Skizzen. Alle Stücke hatten etwas Dünnes, Spitziges, was ihn an afrikanische Insekten erinnerte, die er im Nature Channel gesehen hatte.
    Entwarf sie die Leuchten? Nein. Sie wurden in Rußland entworfen, in Moskau. Sie war die Bearbeiterin. Sie wählte die Lieferanten der Bauteile aus. Sie überwachte die Herstellung, den Transport nach San Francisco, die Montage in einer ehemaligen Konservenfabrik. Wenn in den Entwurfunterlagen etwas aufgeführt war, was nicht geliefert werden konnte, fand sie entweder einen neuen Lieferanten oder handelte einen Kompromiß bezüglich des Materials oder der Arbeitsqualität -61—
    aus.
    Laney erkundigte sich, wer bei ihnen kaufte. Leute, die Sachen haben wollten, die andere Leute nicht hatten, sagte sie.
    Oder die andere Leute nicht mochten? Das auch, sagte sie. Ob es ihr Spaß machte? Ja. Weil sie die von Russen entworfenen Sachen generell mochte, und häufig auch die Leute, die die Bauteile herstellten. Am meisten mochte sie das Gefühl, etwas Neues in die Welt zu setzen, erzählte sie ihm, zu beobachten, wie aus den Moskauer Skizzen schließlich Objekte auf dem Boden der ehemaligen Konservenfabrik wurden.
    Eines Tages ist es da, sagte sie, man kann es sich ansehen und es berühren,

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