Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
»Das wüßten Sie, wenn Sie für seine verdammte Sicherheit zuständig wären!«
    »Na gut«, sagte Laney, »wo hat er dann gefrühstückt?«
    Blackwell machte ein unbehagliches Gesicht. »In seiner Suite.«
    »In seiner Suite wo?«
    »Imperial Hotel.« Blackwell funkelte die Techniker böse an.
    »Und in welchem Imperium genau?«
    -139-
    »Hier. In Tokio, verdammt.«
    »Hier? Er ist in Tokio?«
    »Ihr drei«, sagte Blackwell, »raus.« Die braunhaarige Frau zuckte in ihrer Nylonjacke die Achseln und watete mit gesenktem Kopf durchs Styropor. Die anderen beiden folgten in ihrer Bahn. Als die Plane hinter ihnen zufiel, erhob sich Blackwell von seiner Kiste. »Glauben Sie bloß nicht, Sie können mich aushorchen …«
    »Ich sage Ihnen, ich glaube nicht, daß es funktionieren wird.
    Ihr Mann ist da nicht drin.«
    »Zum Teufel, das ist sein Leben.«
    »Wie hat er sein Frühstück bezahlt?«
    »Sie setzen es auf die Rechnung für die Suite.«
    »Läuft die Suite auf seinen Namen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Angenommen, er braucht tagsüber irgendwas?«
    »Dann kauft es ihm eben jemand.«
    »Und bezahlt womit?«
    »Mit ’ner Karte.«
    »Aber nicht auf seinen Namen.«
    »Richtig.«
    »Wenn sich also jemand die Daten der Transaktion ansähe, könnte man sie nicht direkt mit ihm in Verbindung bringen, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Weil Sie Ihren Job machen, richtig?«
    »Ja.«
    »Dann ist er unsichtbar. Für mich. Ich kann ihn nicht sehen.
    Er ist nicht da. Ich kann das, wofür Sie mich bezahlen wollen, nicht tun. Es ist unmöglich.«
    -140-
    »Aber was ist mit allem übrigen?«
    Laney legte den Datenhelm auf die Tastatur. »Das ist keine Person. Das ist ein Unternehmen.«
    »Aber Sie haben doch alles! Seine verfluchten Häuser! Seine Wohnungen! Wo die Gärtner die verdammten Pflanzen in die Steinmauer setzen! Alles!«
    »Aber ich weiß nicht, wer er ist. Ich kann ihn in dem ganzen Kram nicht erkennen. Er hinterläßt nicht die Spuren, die die Muster erzeugen, die ich brauche.«
    Blackwell saugte die Oberlippe ein und behielt sie im Mund.
    Laney hörte, wie die verschobene Prothese gegen seine Zähne klickte.
    »Ich muß mir einen Eindruck verschaffen, wer er wirklich ist«, sagte Laney.
    Die Lippe kam wieder heraus, feucht und glänzend.
    »Herrgott«, sagte Blackwell, »das ist ’ne harte Nuß.«
    »Ich muß ihn kennenlernen.«
    Blackwell wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    »Seine Musik, vielleicht?« Er hob hoffnungsvoll die Brauen.
    »Es gibt auch Filme …«
    »Die kenn ich schon, danke. Es könnte wirklich hilfreich sein, wenn ich ihn treffen könnte.«
    Blackwell berührte seinen Ohrstummel. »Wenn Sie ihn treffen, glauben Sie, daß Sie dann seine Knoten, diese Dingsda, diese Sache machen können, von der Yama dauernd redet?«
    »Keine Ahnung«, sagte Laney. »Ich kann’s versuchen.«
    »So ein verdammter Mist«, sagte Blackwell. Er pflügte durchs Styropor, fegte die Plane mit dem Arm beiseite, brüllte nach den wartenden Technikern und drehte sich dann wieder zu Laney um. »Manchmal wär ich lieber wieder mit meinen Kumpels in Jika Jika. Und würde da für Ordnung sorgen, so daß es dann ein für allemal dabei bleibt.« Die Frau mit den -141—braunen Ponyfransen steckte den Kopf neben dem Rand der Plane herein. »Packt das Zeug hier in den Van«, befahl ihr Blackwell. »Sorgt dafür, daß wir jederzeit rankönnen, wenn wir’s brauchen.«
    »Wir haben keinen Van, Keithy«, erwiderte die Frau.
    »Dann kauft einen«, sagte Blackwell.
    -142-

18 Der Otaku
    E twas Rechteckiges, das bei der ersten Berührung nachgab, aber innen drin hart war, als sie es rauszog.
    Eingepackt in eine blaugelbe Plastiktüte aus dem Dutyfree von SeaTac, die kreuz und quer mit faltigen, glänzend braunen Klebebandstreifen verschlossen war. Schwer. Kompakt.
    »Hallo.«
    Chia, die vor ihrer offenen Tasche hockte, wäre bei der Stimme und dem Anblick dieses Jungen, den sie im ersten Moment für ein älteres Mädchen mit seitlich gescheitelten, über die Schultern fallenden Haaren gehalten hatte, beinahe hintenübergefallen.
    »Ich bin Masahiko.« Kein Translator. Er trug einen dunklen, übergroßen, irgendwie militärisch wirkenden Kittel, der bis obenhin zugeknöpft war und dessen hoher, gestreifter Kragen ihm lose um den Hals hing. Eine alte, graue Trainingshose mit ausgebeulten Knien. Schmuddelige weiße Papierpantoffeln.
    »Mitsuko hat Tee gemacht.« Er zeigte zu dem Tablett, der Steingutkanne und zwei Tassen. »Aber du warst

Weitere Kostenlose Bücher