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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Konzept …« Er zuckte die Achseln.
    »Waren Sie an dem Abend hier, als Rez gesagt hat, er will die Idoru heiraten?«
    Seine Stirn legte sich hinter dem Band in Falten. »Ich mußte Vereinbarungen unterschreiben«, sagte er. »Bist du wirklich nicht von der Illustrierten?«
    »Nein.«
    »Wenn er an dem Abend nicht reingekommen wäre, dann würd’s uns jetzt wohl noch geben. Und eigentlich hat er auch gar nicht so zu dem gepaßt, worum es bei uns gegangen ist.
    Maria Paz war bei uns, gleich nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hatte, diesem PR-Monster, und es hat nur so gewimmelt von Presseleuten. Sie ist hier ’ne große Nummer, wußtest du das? Blue Ahmed von Chrome Koran war auch da, und die Presse hat kaum Notiz davon genommen. Bei Rez und -168—
    seinen Freunden war die Presse aber kein Problem. Er hat so einen Kleiderschrank hergeschickt, der aussah, als hätte er sein Gesicht als Hackklotz benutzt. Der ist zu mir gekommen und hat gesagt, Rez hätte von dem Laden gehört und wollte gleich mit ein paar Freunden reinschauen, und ob wir wohl einen Tisch hätten und dafür sorgen könnten, daß sie ungestört wären … Also ehrlich, ich mußte denken: Rez wer? Dann hat’s natürlich gefunkt, und ich hab gesagt, klar, sicher doch, und wir haben hinten drei Tische zusammengestellt und sogar ein violettes Absperrseil von den Gumi-Jungs bei den Hostessen oben ausgeborgt.«
    »Und ist er gekommen? Rez?«
    »Sicher doch. Eine Stunde später ist er da. Lächelt, schüttelt Hände, gibt Autogramme, wenn man ihn drum bittet, obwohl die Nachfrage sich einigermaßen in Grenzen hielt. Hatte vier Frauen und zwei andere Männer dabei, den Kleiderschrank nicht mit eingerechnet. Sehr netter schwarzer Anzug. Yohji.
    Sah ein bißchen kaputt aus. Rez, meine ich. Anscheinend hatte er irgendwo zu Abend gegessen. Und dazu ein paar Drinks genommen. Reichlich Gelächter, wenn du mir folgen kannst.«
    Er drehte sich um und sagte etwas zu einem der Arbeiter, die Schuhe wie schwarze Ledersocken mit zwei Zehen trugen.
    Chia, die keine Ahnung hatte, worum es bei Monkey Boxing gegangen war, stellte sich Rez an einem Tisch mit ein paar anderen Leuten vor, hinter einem violetten Seil, und im Vordergrund ein Haufen Japaner, die taten, was Japaner in einem solchen Club eben taten. Tanzen?
    »Dann steht unser Knabe auf, er will auf die Toilette. Der Kleiderschrank macht Anstalten, ebenfalls aufzustehen, aber unser Knabe gibt ihm ein Zeichen, sitzenzubleiben. Großes Gelächter am Tisch, der Kleiderschrank ist nicht sonderlich glücklich. Zwei von den Frauen stehen auf, als wollten sie mit ihm gehen; er will nichts davon wissen, winkt ab, noch mehr Gelächter. Nicht, daß ihm sonst jemand sonderlich viel -169—
    Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Ich wollte in fünf Minuten mit einem Set brutal guter nordafrikanischer Nummern in die Kabine; mußte die Gäste einschätzen, mit ihnen draufkommen, wissen, wann genau ich damit loslegen sollte. Aber er ist einfach mitten durch sie durch, und nur ein oder zwei haben’s überhaupt bemerkt, und die haben nicht aufgehört zu tanzen.«
    Was für ein Club war das, wo niemand wegen Rez zu tanzen aufhörte?
    »Ich hab also über mein Set nachgedacht, die Reihenfolge, und auf einmal steht er direkt vor mir. Breites Grinsen.
    Komische Augen, obwohl ich nicht beschwören würde, daß es an irgendwas gelegen hat, was er auf der Toilette gemacht hatte – wenn du verstehst, was ich meine.«
    Chia nickte. Was meinte er bloß?
    »Ob ich wohl was dagegen hätte, sagt er, die Hand auf meiner Schulter, wenn er kurz was zum Publikum sagen würde? Er hätte lange über was nachgedacht, und jetzt hätte er sich entschieden, und er wollte es den Leuten erzählen. Und der Kleiderschrank taucht einfach wie aus dem Nichts auf und will wissen, ob’s irgendein Problem gäbe? Überhaupt keins, sagt Rez und drückt meine Schulter, er wollte dem Publikum nur eben mal was mitteilen.«
    Chia musterte Juns Schultern und fragte sich, welche von Rez’ leibhaftiger Hand gedrückt worden war. »Und das hat er dann auch getan«, sagte Jun.
    »Aber was hat er gesagt?« fragte Chia.
    »’nen Haufen Scheiß hat er geredet, mein Schatz. Über Evolution und Technologie und Leidenschaft; über das Verlangen des Menschen, Schönheit in der heraufdämmernden Ordnung zu finden; über sein eigenes brennendes Verlangen, seinen Schniedel in irgend so ein Software-Wichspuppen-Spielzeug zu stecken. Quatsch. Totalen Dünnpfiff.« Er schob sein

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