Idoru
Uhr verbunden. Blasse Augen schauten in ihre.
Eddie lächelte.
Chia holte Luft, um zu schreien, und eine andere Hand – nicht die von Eddie, sondern groß und weiß, mit einem Geruch nach metallischem Parfüm – legte sich ihr über Mund und Nase. Und eine Hand auf ihrer Schulter drückte sie nieder, als Eddie zurücktrat und die Brille auf den weißen Teppich fallen ließ.
Eddie hielt ihren Blick fest, hob einen Finger an die Lippen, lächelte und machte »scht«. Dann trat er beiseite und wandte sich ab, so daß Chia Masahiko auf dem Fußboden sitzen sah.
Er hatte die schwarzen Schalen über den Augen, und seine Finger bewegten sich in den Fingersets.
Eddie zog etwas Schwarzes aus seiner Tasche und war mit zwei lautlosen, übertriebenen Schritten bei Masahiko. Er machte etwas an dem schwarzen Ding und bückte sich damit.
Sie sah, wie es Masahikos Hals berührte.
Masahikos Muskeln schienen sich alle zugleich zusammenzukrampfen, seine Beine streckten sich und warfen ihn zur Seite, und er blieb zuckend und mit offenem Mund auf -267—
dem weißen Teppich liegen. Eine der schwarzen Schalen war abgegangen. Die andere bedeckte noch sein rechtes Auge.
Eddie drehte sich wieder um und sah sie an.
»Wo ist es?« fragte er.
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35 Der Prüfstand
der Zukunft
S hannon reichte Laney einen hohen Schaumstoffbecher mit einem Zentimeter Kaffee darin, sehr heiß und sehr schwarz. Hinter ihm, jenseits der orangefarbenen Absperrungen, stand ein langer weißer Landrover mit integrierten Überrollbügeln und grün getönten Fenstern. Dort wartete Kuwayama. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, und seine randlose Brille funkelte im grünlichen Licht des Kabels an der Decke. Ein schwarzgekleideter Chauffeur stand neben ihm.
»Was will er?« erkundigte Laney sich bei Arleigh und probierte Shannons Espresso. Er hinterließ einen körnigen Film auf seiner Zunge.
»Wissen wir nicht«, sagte Arleigh. »Aber anscheinend hat Rez ihm verraten, wo er uns finden kann.«
»Rez?«
»Das hat er gesagt.«
Yamasaki erschien neben Laney. Seine Brille war entweder repariert oder ausgewechselt worden, aber zwei der Nadeln, die den Ärmel seines grünen Jacketts hielten, hatten sich gelöst.
»Mr. Kuwayama ist in gewissem Sinn Rei Toeis Schöpfer. Er ist Gründer und Vorstandsvorsitzender von Famous Aspect, ihrem Unternehmen. Er war Initiator ihres Projekts. Er bittet darum, mit Ihnen sprechen zu dürfen.«
»Ich dachte, Sie könnten es gar nicht erwarten, daß ich mir die kombinierten Daten ansehe.«
»Ja, das stimmt«, sagte Yamasaki, »aber ich denke, Sie sollten jetzt mit Kuwayama sprechen, bitte.«
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Laney folgte ihm zwischen den schwarzen Modulen und den Absperrungen hindurch und sah zu, wie die beiden Verbeugungen austauschten. »Das ist Mr. Colin Laney«, sagte Yamasaki, »unser Spezialrechercheur.« Dann, zu Laney: »Michio Kuwayama, Vorstandsvorsitzender von Famous Aspect.«
Niemand hätte vermutet, daß Kuwayama noch vor so kurzer Zeit im Western World gewesen war, umbrodelt von einer schreienden Menge. Wie war er herausgekommen, fragte sich Laney, und mußte die Idoru nicht wie ein Weihnachtsbaum geleuchtet haben? Blut war in Laneys Schuh gelaufen; zwischen seinen Zehen war es klebrig. Um wieviel hatte das Gesamtgewicht des menschlichen Nervengewebes auf der Erde zugenommen, seit er und Arleigh die Kaugummi-Bar verlassen hatten? Ihm war, als wäre ihm selbst neues gewachsen. Ein ganz und gar unangenehmes Gefühl. »Tut mir leid«, sagte er, »ich habe keine Karte.«
»Das macht nichts«, sagte Kuwayama in seinem akkuraten Englisch mit dem merkwürdigen Akzent. Er gab Laney die Hand. »Ich weiß, daß Sie sehr beschäftigt sind. Wir wissen es zu schätzen, daß Sie sich die Zeit für diese Zusammenkunft mit uns nehmen.« Der Plural veranlaßte Laney, einen Blick auf den Chauffeur zu werfen, der ähnliche Schuhe trug wie Rydell im Chateau, biegsam aussehende, schwarze Schnürstiefel mit gummiartigen Sohlen samt Sohlenschützern, aber es hatte nicht den Anschein, als wäre der Chauffeur die andere Hälfte dieses ›Wir‹. »Nun«, sagte Kuwayama zu Yamasaki, »wenn Sie uns entschuldigen wollen …« Yamasaki verbeugte sich rasch und ging zum Van zurück, wo Arleigh, die so tat, als machte sie sich an der Espressomaschine zu schaffen, sie aus den Augenwinkeln beobachtete. Der Chauffeur hielt Laney die hintere Tür des Landrovers auf, und er stieg ein. Kuwayama stieg von der anderen Seite ein. Als die Tür sich hinter
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