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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Eddie. »Warum willst du die Dinge komplizieren?«
    Der Russe rieb sich die Wange, als könnte er das Muttermal abrubbeln. »Bitte überlegen«, sagte er, »wir dir geben Isotop.
    Willst du wissen, ist Isotop, kannst du testen. Du gibst uns das.« Er stieß Chias Tasche mit der scharfen Spitze seines Cowboystiefels an. »Woher wir sollen wissen?«
    »Jewgeni«, sagte Eddie sehr ruhig, »dir muß doch klar sein, daß solche Geschäfte eine gewisse Vertrauensbasis voraussetzen.«
    Der Russe dachte darüber nach. »Nein«, sagte er, »Basis nicht gut. Unsere Leute verfolgen diese Mädchen zu große Rockerband, riesige Unternehmensstruktur. Für was arbeitet sie, Eddie? Heute abend wir schicken Leute, mit ihnen zu reden, fallen sie über uns her wie Scheiß-Wölfe. Vermisse ich immer noch einen Mann.«
    »Ich arbeite nicht für Lo/Rez!« rief Chia. »Ich bin bloß im Club! Maryalice hat mir dieses Ding in die Tasche gesteckt, als ich im Flugzeug geschlafen hab!«
    Masahiko stöhnte, seufzte und schien wieder wegzutreten.
    -277—
    Eddie hatte noch immer die Betäubungspistole in der Hand.
    »Na, noch ’ne Ladung gefällig?« fragte er Masahiko hypernervös und wütend.
    »Eddie«, sagte Maryalice vom Bett her, »du undankbares Stück Scheiße …« Sie setzte sich mit ihrem Feuerzeug in beiden Händen am Bettrand auf und richtete es direkt auf Eddie.
    Eddie erstarrte. Man konnte sehen, wie ihn etwas durchlief und ihn erstarren ließ.
    »Prima Basis«, sagte der Russe.
    »Du lieber Himmel, Maryalice«, sagte Eddie, »wo hast du denn das Ding her? Hast du ’ne Ahnung, wie illegal das hier ist?«
    »Von ’nem kleinen Russen«, sagte sie. »Austrittslöcher so groß wie ’ne Grapefruit …« Maryalice klang eigentlich nicht betrunken, aber etwas an dem Ausdruck in ihren geröteten Augen sagte Chia, daß sie es war. Auf eine höchst furchterregende Weise. »Glaubst du, du kannst die Menschen einfach so benutzen, Eddie? Sie benutzen und wegwerfen?«
    Sie zog sich mit der Spitze eines Schuhs den anderen aus, dann mit dem Zeh den ersten Schuh. Sie stand in ihren Strümpfen auf und schwankte dabei nur ein kleines bißchen, aber das pistolenförmige Feuerzeug blieb von ihrer Schulter aus kerzengerade nach vorn gerichtet, wie es die Cops im Fernsehen machten.
    Eddie hatte noch immer die Betäubungspistole in der Hand.
    »Sag ihm, er soll das schwarze Ding wegwerfen, Maryalice!«
    drängte Chia.
    »Fallenlassen«, sagte Maryalice, und es schien ihr Spaß zu machen, etwas zu sagen, was sie ihr ganzes Leben lang Leute im Fernsehen hatte sagen hören; jetzt konnte sie es endlich mal selber sagen, und zwar im Ernst. Eddie ließ es fallen. »Jetzt stoß es weg.«
    -278—
    Das ist die andere Hälfte des Spruchs, dachte Chia.
    Die Betäubungspistole landete ein paar Zentimeter von Chias Knie entfernt, neben ihrer Brille, die verkehrt herum auf dem Teppich lag und immer noch mit ihrem Sandbenders verbunden war. Sie konnte die beiden flachen Rechtecke auf den opaken Linsenflächen sehen, bei denen es sich um simple Videoteile handelte; wenn Zona in Chias System-Software ging und sie aktivierte, würde sie eine Weitwinkelaufnahme von Maryalices Strümpfen, Eddies Schuhen, den Cowboystiefeln des Russen und vielleicht Masahikos Schläfe zu sehen kriegen.
    »Du Scheißkerl«, sagte Maryalice, »du undankbarer. Los, ins Badezimmer.« Sie kam herum, so daß das Feuerzeug auf Eddie und den Russen zeigte, aber mit der offenen Badezimmertür hinter ihnen.
    »Ich weiß, du bist sauer …«
    »Scheißkerl. Scheiße gehört ins Klo, Eddie. Ab ins Badezimmer.«
    Eddie trat einen Schritt zurück, die Hände zu einer Geste erhoben, die seiner Ansicht nach wahrscheinlich wie ein Appell an Vernunft und klares Denken aussah. Der Russe trat ebenfalls einen Schritt zurück.
    »Sieben verdammte Jahre«, sagte Maryalice. »Sieben. Du warst ein Scheiß-Niemand, als ich dich kennengelernt hab.
    Gott, du und dein großkotziges Geschwätz vom Aufstieg in die besseren Kreise. Du machst mich krank. Wer hat die Scheiß-
    Miete bezahlt? Und das Essen? Wer hat dir deine beschissenen Klamotten gekauft, du eitles Stück Scheiße? Du und dein Aufstieg in die besseren Kreise und dein Image und daß du ein kleineres Scheiß-Telefon haben mußt als dieser und jener, und zwar nur deshalb, Honey, weil du ganz sicher keinen größeren Schwanz hast!« Maryalices Hände zitterten jetzt, aber gerade nur soviel, daß das Feuerzeug noch gefährlicher wirkte.
    -279-
    »Maryalice«,

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