Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
Wortes casino. Das war kein riesiger Laden in einer Fußgängerzone, in den die Leute gingen, um zu spielen und sich Shows anzusehen, sondern es klang eher wie das, was Masahiko über die Liebeshotels gesagt -264—
    hatte. Nämlich, daß die Leute Häuser hatten, in denen sie wohnten, aber in diese Casinos gingen, diese geheimen kleinen Wohnungen, die überall in der Stadt versteckt waren, um mit anderen zusammenzusein. Allzu gemütlich hatten sie es da aber nicht gehabt, nach dieser hier zu schließen, obwohl die Idoru immer noch mehr Kerzen anzündete. Die Idoru sagte, sie liebe Kerzen.
    Die Idoru hatte jetzt die Frisur des Music Masters; damit sah sie aus wie ein Mädchen, das so tut, als wäre es ein Junge. Sein Mantel schien ihr auch zu gefallen, denn sie drehte sich immer wieder auf ihrem Absatz – seinem Absatz –, um den Saum nach außen zu kehren. »Ich habe so viele neue Orte gesehen«, sagte sie und lächelte Chia an, »so viele verschiedene Menschen und Dinge.«
    - Ich auch, aber …
    »Er hat mir gesagt, daß es so sein würde, aber ich hatte wirklich keine Ahnung.« Eine Drehung. »Jetzt, wo ich all das gesehen habe, bin ich so viel mehr … Ist es für dich auch so, wenn du reist?«
    Der Totenkopf sandte einen blauen Lichtimpuls aus und machte ein Geräusch wie ein kurzer, scharfer Furz. »Zona!«
    zischte Chia. Dann sagte sie hastig zu der Idoru: »Ich bin noch nicht viel gereist, und bis jetzt gefällt’s mir nicht, glaube ich.
    Aber eigentlich sind wir nur hergekommen, um rauszufinden, was du bist, weil wir’s nicht wußten; du bist nämlich in meiner Software und vielleicht auch in Zonas Site, und das stört sie, weil der eigentlich geheim sein soll.«
    »Das Land mit dem schönen Himmel?«
    »Ja«, sagte Chia, »du solltest da eigentlich gar nicht reinkommen, außer wenn sie dich einlädt.«
    »Das wußte ich nicht. Es tut mir leid.« Die Idoru machte ein trauriges Gesicht. »Ich dachte, ich könnte überallhin – außer dorthin, wo du herkommst.«
    -265-
    »Nach Seattle?«
    »Ins Bienenhaus der Träume«, sagte die Idoru. »Fenster, die sich gegen den Himmel häufen. Ich kann die Bilder sehen, aber es gibt keinen Weg dorthin. Ich weiß, daß ihr von dort kommt, aber dieses Dort … ist nicht da!«
    »Die Ummauerte Stadt?« Es mußte so sein, denn von dort waren Zona und sie vorhin gekommen. »Wir sind bloß durchgeportet. Zona ist in Mexico City, und ich bin hier im Hotel, okay? Und wir müssen jetzt wirklich zurück, weil ich nicht weiß, was da vor sich geht …«
    Der blaue Schädel dehnte sich aus und wurde wieder zonamäßig, grimmig und mürrisch. »Das erste vernünftige Wort, das ich von dir höre. Warum redest du mit diesem Ding?
    Sie ist nichts, bloß eine teurere Version deines Spielzeugs, das sie gestohlen und übernommen hat. Jetzt, wo ich sie gesehen habe, kann ich nur finden, daß Rez verrückt ist und einer jämmerlichen Täuschung unterliegt …«
    »Aber er ist nicht verrückt«, widersprach die Idoru, »so empfinden wir beide nun einmal. Er hat mir erklärt, daß wir auf Unverständnis stoßen werden, jedenfalls zu Anfang, und daß es Widerstand und Feindseligkeit geben wird. Aber wir wollen niemandem etwas Böses, und er glaubt, daß unserer Vereinigung am Ende nur Gutes entspringen kann.«
    »Du synthetisches Miststück«, sagte Zona, »glaubst du, wir merken nicht, was du tust? Du bist nicht real! Du bist so wenig real wie diese Imitation einer versunkenen Stadt! Du bist ein künstliches Etwas und willst ihm alles Reale aussaugen!« Chia sah, wie sich die Gewitterwolke und die Aura aufzubauen begannen. »Dieses Mädchen hat den Ozean überquert, um dir auf die Schliche zu kommen, und jetzt ist ihr Leben in Gefahr, und sie ist zu dumm, um zu begreifen, daß du der Grund dafür bist!«
    Die Idoru sah Chia an. »Dein Leben?«
    -266—
    Chia mußte schlucken. »Kann sein«, sagte sie. »Ich weiß nicht. Ich hab Angst.«
    Und die Idoru lief wie eine namenlose Farbe aus Chias Music Master heraus und war weg. Der Music Master stand mit unergründlicher Miene im Schein der zwanzig Kerzen.
    »Verzeihung«, sagte er, »aber worüber haben wir gerade gesprochen?«
    »Über gar nichts«, sagte Chia, und dann wurde ihr die Datenbrille abgenommen, der Music Master, das Zimmer in Venedig und Zona verschwanden mit ihr, und an zwei Fingern der Hand, die die Brille hielt, steckten goldene Ringe, und jeder Ring war durch ein eigenes feines Kettchen mit dem massiven Armband einer goldenen

Weitere Kostenlose Bücher