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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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ihm schloß, waren sie allein.
    -270—
    Ein Ding, das wie eine große silberne Thermoskanne aussah, war mit gepolsterten Schraubzwingen in einem Gestell zwischen den beiden Sitzen befestigt.
    »Yamasaki sagt, Sie hätten während des Essens Probleme mit der Bandbreite gehabt«, sagte Kuwayama.
    »Das stimmt.«
    »Wir haben die Bandbreite justiert …« Und die Idoru erschien zwischen ihnen. Sie lächelte. Laney sah, daß die Illusion sogar einen Sitzplatz für sie lieferte, indem sie die beiden Schalensitze, auf denen er und Kuwayama saßen, mit einem dritten verschmolz.
    »Haben Sie gefunden, wonach Sie suchten, als Sie sich in Stockholm von mir getrennt haben, Mr. Laney?«
    Er blickte ihr in die Augen. Was für eine Computerleistung brauchte man, um so etwas zu erschaffen, etwas, was einem in die Augen sah? Er erinnerte sich an Formulierungen aus Kuwayamas Gespräch mit Rez: Wunschmaschinen, Aggregate subjektiven Begehrens, ein architektonisches Gebilde artikulierter Sehnsucht … »Ich war gerade dabei«, sagte er.
    »Und weshalb konnten Sie mich während unseres Essens nicht anschauen, Mr. Laney? Was haben Sie gesehen?«
    »Schnee«, sagte Laney und merkte zu seiner Überraschung, daß er errötete. »Berge … Aber ich glaube, das war nur ein Video, das Sie gemacht haben.«
    »Wir ›machen‹ Reis Videos nicht«, sagte Kuwayama, »nicht im üblichen Sinn. Sie entspringen unmittelbar ihrer fortschreitenden Welterfahrung. Es sind ihre Träume, wenn Sie so wollen.«
    »Sie träumen auch, nicht wahr, Mr. Laney?« sagte die Idoru.
    »Das ist Ihr Talent. Yamasaki sagt, es sei, als sähe man Gesichter in den Wolken, nur daß die Gesichter wirklich vorhanden sind. Ich kann die Wolkengesichter nicht sehen, -271—
    aber Kuwayama-san meint, daß ich eines Tages dazu imstande sein werde. Es ist eine Frage der Plektik.«
    Yamasaki sagt? »Ich versteh’s nicht«, sagte Laney, »ich kann’s einfach nur tun.«
    »Ein außergewöhnliches Talent«, sagte Kuwayama. »Wir haben großes Glück. Und wir haben auch Glück mit Mr. Yamasaki, der zwar für Mr. Blackwell arbeitet, aber dennoch unvoreingenommen ist.«
    »Mr. Blackwell ist nicht sonderlich begeistert über Rez und …« Er nickte zu ihr hin. »Mr. Blackwell wäre vielleicht nicht glücklich darüber, daß ich mit Ihnen spreche.«
    »Blackwell liebt Rez auf seine Weise«, sagte sie. »Er macht sich Sorgen. Aber er begreift nicht, daß unsere Vereinigung bereits stattgefunden hat. Unsere ›Ehe‹ wird ein allmählicher, langer Prozeß sein. Wir möchten schlicht und einfach zusammenwachsen. Wenn Blackwell und die anderen einsehen, daß unsere Vereinigung für uns beide das Beste ist, wird alles gut sein. Und Sie können das für uns bewerkstelligen, Mr. Laney.«
    »Ich?«
    »Yamasaki hat uns erklärt, was Sie mit den Daten aus dem Archiv der Lo/Rez-Fans versuchen wollen«, sagte Kuwayama.
    »Aber diese Daten enthalten nichts oder nur sehr wenig über Rei. Wir schlagen vor, eine dritte Informationsebene hinzuzunehmen: Wir werden Rei dazu addieren, und das Muster, das dann zutage tritt, wird ein Porträt ihrer Vereinigung sein.«
    Aber du bist selber bloß Information, dachte Laney, während er sie ansah. Ein Unmenge Information, die durch Gott weiß wie viele Maschinen läuft. Doch die dunklen Augen erwiderten seinen Blick, und in ihnen stand etwas, was beinahe wie Hoffnung aussah. »Werden Sie es tun, Mr. Laney? Werden Sie uns helfen?«
    -272-
    »Hören Sie«, sagte Laney, »ich arbeite hier nur. Ich werde es tun, wenn Yamasaki mir die Anweisung dazu gibt. Wenn er die Verantwortung übernimmt. Aber ich möchte, daß Sie mir was erklären, okay?«
    »Was wollen Sie wissen?« fragte Kuwayama.
    »Worum geht es hier überhaupt?« Die Frage überraschte Laney, der nicht so recht gewußt hatte, was er eigentlich fragen wollte.
    Kuwayamas sanfte Augen betrachteten ihn durch die randlosen Brillengläser. »Um die Zukunft, Mr. Laney.«
    »Die Zukunft?«
    »Wissen Sie, daß unser Wort für ›Natur‹ eine relativ neue Schöpfung ist? Es ist kaum hundert Jahre alt. Wir haben nie eine pessimistische Einstellung zur Technologie entwickelt, Mr. Laney. Sie ist ein Aspekt des Natürlichen, der Einheit aller Dinge. Durch unsere Anstrengungen perfektioniert sich diese Einheit selbst.« Kuwayama lächelte. »Und die populäre Kultur«, sagte er, »ist der Prüfstand unserer Zukunft.«
     
    Arleigh machte besseren Espresso als Shannon. Laney, der hinten in dem grünen Van auf Schnipseln

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