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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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hatte.
    »Sie mußten dem Typ Handschellen anlegen«, sagte sie. »Auf den ersten Blick wirkt er gar nicht so aggressiv. Er hat Emanuel die ganze Zeit angeschrien, aber der hat ihn schreien lassen.«
    »Du mußt mir einen Gefallen tun«, sagte Fischer abwesend. »Ruf bitte auf Frauenchiemsee bei den Benediktinerinnen an und erkundige dich nach Ines Gebirg.«
    »Das ist doch dein Gebiet.«
    Zum erstenmal erlebte sie bei Fischer etwas, das sie bisher nur von verdächtigen Zeugen kannte: Er zerkleinerte seine Stimme mit Worten.
    »Ich muß noch zwei Gespräche führen und dann nach Hadern fahren. Frag einfach, ob Ines Gebirg tatsächlich dort gelebt hat, und wenn ja, in welchem Zeitraum und was der Grund für ihren Abschied war. Bitte.«
    »Okay«, sagte Liz. »Weil du heute Geburtstag hast. Auch wenn ich dich nicht verstehe.«
    »Daran mußt du dich gewöhnen.«
    »Schonschon.« Sie stand auf. »Was hat dir der Typ da unten erzählt, daß du so drauf bist?«
    »Was hat er damit zu tun?«
    »Ich kenne dich zwar noch nicht gut«, sagte sie an der Tür, »aber undurchschaubar bist du nicht.«
    Er sah ihr nach. Kurz bevor sie auf der Treppe verschwand, erwiderte sie seinen Blick.
    Er rief einen Kollegen von der Streife an.
    »Habt ihr das Auto gefunden?«
    »Wir stehen direkt davor«, sagte der Polizist am Telefon. »Ein schwarzer Peugeot mit dem Kennzeichen M - LK 3285, der TÜV ist vor einem halben Jahr abgelaufen. Der Halter ist Sebastian Flies, mein Kollege hat den Namen gerade überprüft.«
    »Lassen Sie den Wagen abschleppen«, sagte Fischer. »Er kommt in unsere Werkstatt.« Anschließend bat er die Spurensicherer, mit ihren Tests zu beginnen, sobald der Wagen abgeladen sei; er benötige die Ergebnisse noch im Verlauf des Nachmittags.
    Als er den Hörer aus der Hand legte, dachte er: Sie werden etwas finden, aber nicht das, was wir uns erhoffen, etwas anderes, etwas, das in keiner Weise beruhigender sein wird.
    Darin war er sich plötzlich sicher.
    »Entschuldigen Sie, Herr Franz Wohlfahrt?«
    »Ja?«
    »Wir sollen Sie auf Anweisung von Hauptkommissar Fischer zu Ihrer Wohnung begleiten.«
    »Ich möcht ungern mit einem Streifenwagen vorfahren, ich nehm ein Taxi, da bitt ich um Verständnis.«
    »Wir fahren Sie, das ist eine Anweisung. Sie sind ein wichtiger Zeuge in einem Mordfall. Wenn Sie möchten, lassen wir Sie früher aussteigen, dann können Sie die letzten Meter zu Fuß gehen. Aber ehrlich gesagt, unsere Kollegen sind sowieso in dem Haus unterwegs, alle Mieter werden befragt, das können Sie sich ja denken.«
    Wohlfahrt stellte den Rucksack ab, den er in der Hand getragen hatte. Er musterte die beiden uniformierten Polizisten und nickte. »Dann passen Sie bitte auf mein Gepäck auf, ich muß mal wohin.«
    »Selbstverständlich.«
    Während Wohlfahrt zu den Toiletten ging, folgten ihm die Polizisten, hielten Abstand und warteten vor der Tür.
    In einer der Kabinen tippte Wohlfahrt eine Nummer in sein Handy.
    »Wo bist du?« sagte er leise.
    »Ich versteh dich schlecht, bist du das, Franz?«
    »Ja, du siehst doch meine Nummer auf dem Display! Ich bin gerade gelandet, ich fahr jetzt in meine Wohnung, mit Begleitschutz.«
    »Polizisten?«
    »Was denn sonst? Engel? Ist da in meiner Wohnung irgendwas anders als vorher?«
    »Denkst du, ich hab was mit dem Mord zu tun?«
    »Ich hab auch nichts damit zu tun, und trotzdem werd ich halb verhaftet. Ich will keinen Ärger, ich will keine Erklärungen abgeben müssen, die ich mir erst ausdenken muß. Hast du deiner Freundin was von der Lottosache erzählt?«
    »Kein Wort, das habe ich dir doch versprochen.«
    »Ich komm nach Hause, und das Haus ist voller Polizei. Es ist also alles, wie es war? Keine halbvollen Schnapsflaschen, keine Kondome, die rumliegen? Du hast die Wohnung so sauber verlassen, wie du sie vorgefunden hast?«
    »Sauberer nicht. Normal.«
    »Normal. Ja. Wo bist du?«
    »Unterwegs, auf dem Heimweg. Wie lang bleibst du in der Stadt?«
    »Nicht länger als einen Tag, ich will morgen wieder weg, verdammt.«
    »Falls du doch noch länger bleibst, könnten wir uns treffen.«
    »Mal sehen.«
    Er wusch sich die Hände und verließ die Toilette. Die Polizisten warteten im Durchgang. Als Wohlfahrt seinen Rucksack nehmen wollte, klingelte sein Handy.
    »Hallo?«
    »Polonius Fischer. Grüß Gott, Herr Wohlfahrt, endlich erreiche ich Sie, es war dauernd besetzt bei Ihnen.«
    »Kann nicht sein, ich war auf der Toilette. Wahrscheinlich ist da kein Empfang.«
    Warum

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