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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Fischer.
    Flies drückte sich an der Wand entlang zum Fenster, gekrümmt, wie in Panik. Valerie wußte nicht, ob sie sein Verhalten protokollieren sollte, und sah Fischer hilfesuchend an. Aber der Kommissar öffnete schon die Tür und rief ins Büro gegenüber, wo Liz Anrufe entgegennahm und Termine koordinierte: »Zwei Kollegen von der Streife, bitte! Und frag Emanuel, ob er kurz herunterkommen kann.« Dann wandte er sich zu Valerie um. »Wir sind fertig. Ich brauche die Adresse der Frau und…« Er blickte zu Flies.
    »Wie lautet das Kennzeichen Ihres Wagens?«
    »Wieso denn? M - LK 3285. Weiß ich nicht mehr. Sie dürfen mich nicht ins Gefängnis stecken!«
    »Ich frage Sie jetzt zum vorerst letzten Mal: Wo hält sich Ines Gebirg auf?«
    Flies sackte auf die Knie und hielt sich die Fäuste vors Gesicht.
    Aus dem zweiten Stock kam Emanuel Feldkirch die Treppe herunter. »Die Maschine aus Palma ist gelandet«, sagte er. »Jetzt können wir endlich in die Wohnung, zu der der Stellplatz in der Tiefgarage gehört. Und da werden wir was finden, das garantiere ich dir. Was ist hier?«
    »Die Kollegen holen ihn gleich ab. Ich muß telefonieren.«
    »Stop!« rief Flies, sprang auf die Beine, knickte ein, humpelte auf Fischer zu. »Ich geh nicht weg! Ich hab… Ich hab… Ich hab… Stop!«
    »Bitte Ruhe bewahren«, sagte Feldkirch, schob Flies ins Zimmer zurück und schloß die Tür. Niemand im Kommissariat konnte besser mit derartigen Ausrastern umgehen als Feldkirch, vor dessen stoischer Sturheit sogar hysterische Chihuahuas kapitulierten.
    »Aber das würde bedeuten«, sagte Silvester Weningstedt hinter seinem Schreibtisch, nachdem Fischer ihm einen Überblick über seine neuesten Ermittlungsergebnisse verschafft hatte, »wir sind, ohne es zu ahnen, auf den Tatverdächtigen in einem zweiten Mordfall gestoßen, der mit dem von Nele Schubart nichts zu tun hat.«
    »Das wissen wir noch nicht«, sagte Fischer.
    »Vielleicht liegt der Zusammenhang auf einer anderen Ebene, die wir noch nicht kennen.«
    »Ebenen sind gut«, sagte Weningstedt, »aber fester Boden unter den Füßen ist besser. Wenn wir in der Wohnung dieses Lottogewinners und Steuerhinterziehers keinen konkreten Hinweis auf den Mord finden, gehen wir von Tür zu Tür in dem Hochhaus, und wer uns nicht reinläßt, kriegt eine Vorladung, und wir holen uns für seine Wohnung eine Durchsuchungserlaubnis. Und wir nehmen von jedem einzelnen die Fingerabdrücke. Niederschmetternd, wie wenig die Aussagen der Familienangehörigen hergeben.« Er klopfte mit seinem Kugelschreiber auf eine orangefarbene Akte. »Und trotzdem gehen wir von einer Beziehungstat aus.«
    »Natürlich«, sagte Fischer.
    »Nicht aus dem Kreis der Familie, aber aus dem nahen Umfeld.«
    Fischer hörte sein Telefon klingeln. »Was hast du mit den Kollegen vom Flughafen vereinbart?«
    »Sie sollen den Mann in die Heiglhofstraße bringen und dann in seiner Wohnung auf uns warten.«
    »Er ist nicht verpflichtet, sie reinzulassen.«
    »Vielleicht denkt er nicht daran.«
    »An so was denken die Leute heute als erstes«, sagte Fischer.
    »Wir versuchen es.«
    An der Tür blieb Fischer noch einmal stehen.
    »Haben wir schon die schriftliche Aussage des Bankangestellten?« Dann schüttelte er den Kopf.
    »Unsinn, der wollte ja erst heute mittag vorbeikommen.«
    »Walter hat nochmal am Telefon mit ihm gesprochen«, sagte Weningstedt. »Der Zeuge ist sich ziemlich sicher, daß Nele Schubart auf das Hochhaus zugegangen ist. Ob sie wirklich reingegangen ist, kann er nicht hundertprozentig beschwören. Er glaubt es.«
    »Zumindest ist sie nicht in der entgegengesetzten Richtung verschwunden.«
    »Das hat Walter auch gemeint.«
    Fischer war schon im Weggehen, als er ein zweites Mal innehielt. »War er wieder beim Arzt?«
    »Er spricht nicht darüber«, sagte Weningstedt und blätterte in seinen Unterlagen. Fischer begriff, wer hier nicht über etwas sprechen wollte, und eilte in sein Büro.
    »Wo bleibst du so lange?« fragte Liz am Telefon.
    »Der Vater ist am Apparat, Robert Gebirg. Die Familie wohnt in dem Dorf Schild auf der Höh, sie besitzen eine Pension und ein Gasthaus, der Vater ist der Wirt. Er scheint nicht gut auf seine Tochter zu sprechen zu sein.«
    »Das verbindet schon mal die beiden Fälle«, sagte Fischer.
    »Herr Gebirg? Hier ist Hauptkommissar Polonius Fischer. Eigentlich würde ich gern Ihre Tochter sprechen.«
    »Die Sehnerl? Was wollen Sie von der? Die wohnt hier nicht mehr.«
    »Wo wohnt

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