Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
Vom Netzwerk:
Schrank gelegen ist?«
    »Woher wissen Sie das?« Liz steckte das Foto ein und sah sich um.
    »Der Rieber-Klaus hat bei mir geklingelt und mir erzählt, was da unten los ist.«
    Mit einem Ruck drehte Fischer sich um und schaltete den Fernseher aus. »Sie kennen also doch jemanden im Haus.«
    »Der Rieber wohnt auf demselben Stockwerk, vorn, haben Sie noch nicht mit ihm gesprochen?«
    »Er hat nicht aufgemacht«, sagte Fischer.
    Brug schniefte, warf Liz einen Blick zu, steckte die rechte Hand in die Hosentasche.
    »Schlägt er seine Frau?« fragte Fischer.
    »Scheiße!« stieß Brug hervor. Es war offensichtlich, daß er seine Reaktion lieber verborgen hätte.
    »Hier riecht’s nach Essen«, sagte Liz. »Haben Sie heut mittag gekocht, Herr Brug?«
    Er brauchte einige Sekunden, bis er aus seinen Gedanken zurückkehrte. »Ja, Schnitzel und Reis, warum? Ich kann ganz gut kochen.«
    »Kennen Sie noch jemanden außer Klaus Rieber?« sagte Fischer.
    »Nein. Flüchtig. Den Franz aus dem siebten. Aber der ist eh nie da. Ich kenn ihn auch nicht richtig. Er war mal zufällig in der Stuben, und da haben wir festgestellt, daß wir beide hier wohnen. Und wir sind sogar fast zur gleichen Zeit eingezogen. Wie gesagt, er ist eh nie da.«
    »Wo ist er denn?« fragte Fischer.
    »Entschuldigung«, sagte Liz. »Darf ich Ihre Toilette benutzen?«
    Einen Moment schien Brug zu zögern. »Schräg gegenüber, saubere Handtücher liegen im Regal.«
    Nachdem Liz die Tür hinter sich abgesperrt hatte, neigte Brug den Kopf, als horche er, was in seinem Bad vor sich ging, und zeigte auf die Couch. »Ich setz mich schnell, wenn’s recht ist. In spätestens zehn Minuten muß ich los, sonst muckt die Alte wieder auf.«
    »Ihre Chefin.«
    »So wie die sich aufführt, hast du manchmal das Gefühl, die will demnächst Bundeskanzlerin werden«, sagte Brug und ließ sich auf die Couch fallen. »Aber ich kann nichts sagen, sie kümmert sich um ihre Leut, vor allem in der Küche, das ist ja das wichtigste, wir sind ja eigentlich ein Speiselokal.«
    »Wieso ›eigentlich‹?«
    »Man könnt meinen, wir sind eine Bierkneipe, wegen der acht Tische, die wir haben, ungedeckt, sieht karg aus, ist aber gemütlich. Und preiswert. Und ein sehr gutes Essen.«
    »Wie heißt der Franz mit Familiennamen?«
    »Wohlfahrt heißt der.«
    Als er den Schlüssel in der Badezimmertür hörte, drehte Brug den Kopf und wartete, bis Liz herauskam. Sie blieb in der Tür zum Wohnzimmer stehen.
    »Er wohnt im siebten Stock«, sagte Fischer.
    »Genau.«
    »Wen kennen Sie noch aus dem Haus?«
    »Niemand. Von den Türken eh nicht. Ich hab keinen Kontakt mit niemand. Jetzt würd ich gern gehen. Geht das?«
    Vor der Wohnungstür gab der Kellner Fischer und Liz die Hand. »Wird das Haus observiert?«
    »Warum?« fragte Liz.
    »Wegen dem Täter. Daß Sie Verdächtige beobachten rund um die Uhr.«
    »Danke für Ihre Offenheit«, sagte Fischer.
    Brug steckte die Hände in die Taschen seiner Cordjacke, sah Liz in die Augen, als versuche er ihre Gedanken zu erraten, wandte sich mit einem Ruck ab und hielt einen Moment inne, bevor er sich auf den Weg zum Lift machte.
    »Er hat sich mit dem Zeigefinger am Daumen gekratzt«, sagte Liz Sinkel. »An beiden Händen, und er hat die Hände, als er auf der Couch saß, unter seinen Oberschenkeln versteckt. Aber sie sahen sauber aus, und sie waren auch nicht feucht von Schweiß. Ich glaube, er hat Schiß gehabt, daß ich im Badschrank seine Cremes und Gummihandschuhe und Klammern und all das Zeug find, mit dem er sich oder andere amüsiert.«
    »Gut, daß du nicht nachgeschaut hast«, sagte Fischer.
    Vor der Tür neben Brugs Wohnung blieben sie stehen; hier hatten sie schon einmal vergeblich geklingelt.
    »Sonst hätt ich womöglich auch noch den umfunktionierten Verbandskasten mit dem Untersuchungsbesteck entdeckt«, sagte Liz. »Und mich gefragt, wer die asiatisch aussehende, extrem unbekleidete Frau auf dem Foto ist, das er in den Deckel des Kastens geklebt hat.«
    »Neugier ist eben eine deiner fehlenden Eigenschaften.«
    Auf Fischers Klingeln hin blieb es zunächst still in der Wohnung; dann wurde leise eine Klinke gedrückt, wie vorhin, dann war es wieder still. Fischer klopfte an die Tür, nannte seinen Namen und seine Funktion. Er wartete, klopfte erneut. Als die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde, sah er im Halbdunkel die Gestalt einer Frau; im ersten Moment dachte er, sie trage einen Regenmantel, bevor er erkannte, daß es ein graues

Weitere Kostenlose Bücher