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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Wieso hat das hier so gerochen? Ekelhaft war das. Zum Glück konnt ich die zwei Polizisten davon abbringen, gleich mit reinzukommen. Dann wär ich geliefert gewesen. Die hätten doch sofort gewußt, daß die Wohnung nicht dauernd leerstand. Und jetzt rede!«
    »Die werden nichts finden. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Ich muß mit deiner Freundin sprechen.«
    »Die ist verreist.«
    »Gib mir ihre Telefonnummer.«
    »Nein. Vergiß die Frau.«
    »Wie du willst. Ich geh jetzt raus und sag dem Kommissar, daß du hier warst, ist mir egal, ich laß mir meine Zukunft nicht von dir zerstören, verstanden?«
    »Ich war nicht bei dir.«
    »Was?«
    »Ich war nicht da.«
    »Du bist der einzige, der noch einen Schlüssel hat, mein Freund.«
    »Ich hab ihn verloren.«
    »Was?«
    »Ich hab deinen Schlüssel nicht mehr. Bleib ruhig, Franz, bleib bei deiner Strategie, laß dich nicht mürbe machen, die können dir nichts nachweisen, die bluffen, das ist ihr Job.«
    »Auf meinem Parkplatz im Keller ist eine Leiche gefunden worden!«
    »Du bist das ideale Opfer, ein Steuerflüchtling, und die Polizei wird von unseren Steuern finanziert, verstehst du das? Du bist ein Feindbild für die. Und jetzt sei kein Weichei, sondern tu was für deine Zukunft, verteidige deinen Besitz und deine Pläne und deine Träume. Du bist kurz davor, alles zu erreichen, was du dir vorgestellt hast! Bleib dabei! Du darfst nie dich selber aus den Augen verlieren, das hab ich dir schon mal gesagt!«
    »Ja«, sagte Wohlfahrt. Dann dachte er nach. Er ging zur Tür, horchte und dämpfte seine Stimme mit der Hand. »Hast du die Frau umgebracht?«
    Die Antwort ließ auf sich warten. Wohlfahrt wollte schon erneut fragen, da hörte er die Stimme seines Bekannten. »Nein. Nein.« Und nach einer Stille: »Nein, Franz.«
    Zu seinem Erschrecken empfand Wohlfahrt nicht die mindeste Erleichterung.
    Endlich war es dunkel geworden.
    Es ist eine Fügung, dachte die alte Frau, daß du heute nicht nach Hause kommst.
    Dann drückte sie die Zigarette im Glasaschenbecher aus und legte die Hände in den Schoß, preßte die Fäuste aneinander und sog den strengen Duft der Lilien ein. Plötzlich wußte sie, daß sie hernach eine Sünde begehen würde. Sie wollte eine Blüte abschneiden und mit ins Schlafzimmer nehmen. Und ihr Mann würde sie deswegen ausschimpfen. Ihr gutaussehender, tatkräftiger junger Mann.
    20   Jenseits der Nacht, diesseits des Morgens
    » B ist du nicht müde?« fragte Ann-Kristin Seliger am Telefon.
    »Doch«, sagte Polonius Fischer, »aber ich kann nicht schlafen. Wo bist du?«
    »Fahr grade von Neuaubing zurück, hab einen gutgekleideten Herrn und seine sehr betrunkene Begleiterin vor deren Wohnung abgesetzt; lange kennen die sich noch nicht, höchstens ein paar Stunden. Und du hast eine zweite tote Frau, eine Nonne, hab ich in den Nachrichten gehört.«
    »Der Täter behauptet, sie wollte, daß er sie erwürgt.«
    »Bei so einem Geständnis hat der Staatsanwalt zur Abwechslung mal ein leichtes Spiel.«
    »Vermutlich«, sagte Fischer. Er trank einen Schluck Bier aus der Flasche und lehnte sich ins Eck seines Strandkorbs. »Trotzdem glaube ich, daß er die Wahrheit sagt.«
    »Bist du betrunken?«
    »Noch lange nicht.«
    Am Straßenrand, im Dunkel eines Hauseingangs, winkte ein Mann. Ann-Kristin schaltete die Beleuchtung des Taxischilds aus. »Kein Mensch will erwürgt werden.«
    »Es spielt sowieso keine Rolle, was ich denke.
    Er wird wegen Mordes angeklagt werden, darauf läuft unsere Beweiserhebung hinaus.«
    »Eine Nonne«, sagte Ann-Kristin. »Was hat die Äbtissin ihres Klosters dir erzählt?«
    »Ich habe nicht mit ihr gesprochen, sondern Liz. Im Kloster hat die Frau sich anscheinend unauffällig verhalten.«
    »Wieso hast du nicht mit der Äbtissin gesprochen?«
    Fischer trank, stellte die Flasche auf das ausgeklappte Holzbrett an der Seite des Strandkorbs und blickte hinunter auf die Straße, wo kaum noch Autos fuhren; im Haus auf der anderen Seite waren die meisten Fenster dunkel.
    »Ich konnte nicht«, sagte er.
    »Wieso nicht?«
    »In ihren Augen bin ich ein Feigling vor dem Herrn, und ich hatte keine Zeit für eine Diskussion.«
    »Ausnahmsweise nimmst du etwas zu persönlich.«
    »Ja«, sagte Fischer. Er klemmte das tragbare Telefon zwischen Schulter und Wange und knöpfte sein Hemd auf. »Und bei diesem Fall muß ich mir das Persönliche verbieten.«
    »Aber wenn du überzeugt wärst, daß die Frau sterben wollte, dann müßtest du

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