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If you leave – Niemals getrennt

If you leave – Niemals getrennt

Titel: If you leave – Niemals getrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Cole
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gebracht hat. Ich habe Angst, mich irgendetwas davon zu stellen.
    Was für eine Art Mann bin ich bloß?
    Einer, der erst alles versaut und dann dem Mist nicht ins Auge sehen kann.
    Ich schleppe mich aus dem Bett und stolpere hinaus auf den Balkon. Ich sauge die kalte Bergluft in mich ein und versuche, meine Lungen zu zwingen, sich wieder zu öffnen und Luft aufzunehmen. Ich kann das Blut in meinen Ohren hören, wie es durch meine Adern rauscht, aber keine Luft. Da ist keine Luft, denn ich kann, verdammt noch mal, nicht atmen.
    Atme, du Mistkerl.
    Kein Wunder, dass ich das alles nicht aushalte, wenn ich noch nicht einmal atmen kann. Was bin ich für ein Weichei.
    Ich halte mich am Geländer fest und starre hinunter auf den Verkehr fünfzehn Stockwerke unter mir. Leute fahren durch die Gegend, kümmern sich um ihre Angelegenheiten, hupen, atmen, lachen, machen weiter mit ihrem Leben, sogar jetzt, während mein eigenes Leben in Trümmer zerfällt.
    Auch jetzt, während gleichzeitig am anderen Ende der Welt Menschen sterben. Sie bluten, sie brennen und sie sterben. Das Leben stinkt. Aber das weiß hier niemand.
    Die haben keine Ahnung, wie das Leben wirklich ist.
    Ich starre nach unten, ohne einen Ton von mir zu geben, beobachte das Treiben, beobachte das
Leben,
und es ist so merkwürdig fern, weit weg von mir. Hier oben ist es still. Weit weg. Hier oben gibt es nur mich.
    Und ich bin am Ende.
    Wie die Augen des Mädchens, so ist auch meine Seele schwarz wie die Nacht und voller Angst.
    Ich halte mich am Geländer fest, und mein Bizeps spannt sich, und ich erinnere mich an die Worte, die auf meinen Arm eintätowiert sind; ein Brandzeichen, eine Erinnerung. Ein Bekenntnis.
    Tod vor Unehre.
    Die Worte gehen mir unaufhörlich durch den Kopf, und ich weiß, wieso. Denn ich habe mich seit Monaten nicht mehr ehrenhaft verhalten, sondern wie ein gottverdammter Feigling, der seinen Scheiß nicht auf die Reihe kriegt. Und ich habe das einzig Gute vermasselt, das ich je hatte. Ich habe sie beinahe umgebracht.
    Nur noch ein weiterer Akt von Unehre auf meiner Liste.
    Ich starre hinunter.
    Tod vor Unehre.
    Es wäre so einfach.
    Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich weiß, was ich tun muss, damit das alles aufhört, damit die verängstigten schwarzen Augen für immer aus meinem Kopf verschwinden. Auge um Auge, richtig?
    Auge um verdammtes Auge.
    Leben um verdammtes Leben.
    Ich schwinge ein Bein über das Geländer, ziehe mich hoch und setze mich darauf. Meine Füße baumeln, und ich starre wieder nach unten. Die Autos sehen kleiner aus als mein großer Zeh. Der Sturz würde mich umbringen. Er würde mich ganz sicher umbringen.
    Und das alles würde ein Ende finden.
    Das böse Ding kann mich nicht mehr erwischen, wenn das Spiel vorbei ist.
    Ich schließe die Augen, fühle den leichten Wind auf meinem Gesicht, rieche die Berge. Meine Lungen funktionieren wieder, welche Ironie. In ein paar Minuten werde ich sie nicht mehr brauchen.
    Ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst. Angst ist eine Entscheidung, und ich habe keine verdammte Angst. Ich habe einen Plan.
    Und dank meines Plans werde ich nie wieder jemanden verletzen.
    Die Tiefe sieht beinahe einladend aus, als würde sie um meine Füße wirbeln und darauf warten, mich nach unten zu ziehen. Als würde sie mich verschlingen, sobald ich Teil von ihr bin, und dann sind all meine Probleme Geschichte.
    So muss der Tod sein.
    Es ist nur ein Ende.
    Ruhe.
    Und, Gott, ich bin so verdammt müde. Ich könnte Ruhe gebrauchen.
    Ich starre auf die verlockende Tiefe. Jede Zelle meines Körpers ist darauf trainiert, zu überleben. Das hier geht gegen alle meine Instinkte. Ich schließe meine Augen, und anstelle des kleinen Mädchens sehe ich ein paar leuchtend blaue Augen. Maddy.
    Wenn ich es nur wieder in Ordnung bringen könnte.
    »Was, zum Teufel, machst du da?«
    Brands bestürzte Stimme dringt durch die offene Balkontür zu mir. Ich schaue über die Schulter. Brand kommt durch den Raum auf mich zu und sieht mich geschockt und entsetzt an.
    »Was wird das, Gabe?«
    Ich kann die Furcht in seiner Stimme hören. Ich sollte ihm sagen, dass Angst eine Entscheidung ist, aber ich tue es nicht. Das weiß er schon.
    »Bleib genau da stehen, Brand«, sage ich ausdruckslos.
    Ich höre die Emotionslosigkeit in meiner Stimme, und er auch. Im Gegensatz zu jedem anderen Menschen kann Brand sie verstehen. Er weiß, wie es ist, sich einer beängstigenden Mission zu stellen, wie man sich davon distanzieren muss,

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