If you leave – Niemals getrennt
Typen in schicken Jeans und zugeknöpftem Hemd und starrt mich an. Der Typ ist ganz klar ein Weichei, aber der interessiert mich nicht.
Ich bin völlig auf Madison fixiert; auf ihre weit aufgerissenen Augen und den leicht geöffneten Mund.
Genauso fühle ich mich auch gerade. Aber, anders als sie, kriege ich es hin, die Überraschung aus meinem Gesicht zu verbannen.
Ich versuche noch, diesen verrückten Zufall, dass wir uns zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen begegnen, zu verarbeiten, als ich meine Schwester aus dem hinteren Flur mit einem großen Tablett voller Getränke kommen sehe. Jacey schaut auf und sieht mich, und da fügt sich plötzlich alles perfekt zusammen und ergibt Sinn.
Jacey hatte erwähnt, dass sie gestern Nacht eine Freundin in den Club mitbringen wollte.
Und Jacey hatte mir zuvor schon von ihrer Chefin erzählt, angeblich ein cooles Mädchen, das viel zu früh erwachsen werden musste, aus Gründen, an die ich mich im Moment nicht recht erinnern kann. Woran ich mich jedoch erinnere, ist, dass sie sie Maddy nannte.
Maddy ist Madison.
Und Jacey ist der gemeinsame Nenner, die Wurzel dieses unheiligen Zufalls.
Na klar.
Ich schüttle den Kopf und sehe zu, wie Jacey ihr Tablett abstellt und durch den Raum stürmt, um sich mir an den Hals zu werfen.
»Gabriel!«, kreischt sie. »Wird Zeit, dass du herkommst. Ich habe dein hässliches Gesicht schon vermisst.«
Ich kann gar nicht anders, als ihre Umarmung zu erwidern, auch wenn ich immer noch angefressen bin wegen dieser ganzen Madisonsache. Fast kommt es mir so vor, als hätte Jacey das Ganze mit Absicht eingefädelt, aber ich weiß ja, dass das nicht sein kann. Unser Aufeinandertreffen hinter dem Club hätte sie unmöglich arrangieren können.
Ich kann Madisons kühlen Blick spüren, aber ich weigere mich, aufzusehen und ihren Blick zu erwidern, denn ich habe keine Ahnung, ob sie verärgert oder verblüfft darüber ist, dass ich in ihr Leben getreten bin.
Ich kann mich einfach nicht mehr an viel erinnern nach diesem verdammten Taxiunfall gestern Nacht. Ich hatte einen totalen Filmriss, den ersten seit Monaten.
Ich weiß nicht mehr, was ich zu ihr gesagt habe, ich weiß nicht mehr, wie ich mich ihr gegenüber verhalten habe, ich weiß gar nichts mehr. Ich habe nur so merkwürdige kurze Erinnerungsfetzen im Kopf, davon, dass Madison mich ins Bett gesteckt hat, aber ich weiß nicht, ob das echte Erinnerungen sind oder ob mir mein Gedächtnis nur einen Streich spielt. Bei mir kann man das nie wissen; nicht, wenn ich in diesem beschissenen Zustand bin.
Aber falls es wirklich so passiert ist, dann gefällt es mir gar nicht, dass sie mich so gesehen hat. Es ist erniedrigend, und das ist ein ebenso guter Grund, sie zu ignorieren, wie alles andere.
»Hey, Schwesterlein«, brumme ich in Jaceys blondes Haar. »Alles Gute zum Geburtstag! Du riechst nach Spaghetti.«
Sie verdreht die Augen, lässt mich los und dreht sich zu Madison um.
»Maddy, komm und lass dir endlich meinen Bruder vorstellen.«
Madison sieht fassungslos aus, aber sie schafft es, einen Fuß vor den anderen zu setzen, weg von dem Schönling neben ihr, bis sie widerwillig vor mir steht.
Ich fühle mich zwar selbst nicht wohl in meiner Haut, aber trotzdem muss ich gegen den Drang ankämpfen, loszulachen bei dem deutlichen Ausdruck von Unbehagen auf ihrem wunderhübschen Gesicht. Egal, welche Gefühle sie sonst noch haben mag, es ist klar, dass sie nicht sicher ist, wie sie mit der Situation umgehen soll, und es ist ebenso klar zu sehen, dass sie es nicht gewohnt ist, nicht Herr der Lage zu sein. Sie hat keine Ahnung, was sie zu mir sagen soll. Überhaupt keine.
Das ist ziemlich verdammt witzig.
»Das ist mein Bruder Gabriel.« Jacey sieht stolz zu mir hoch. »Er ist erst vor ein paar Monaten aus Afghanistan zurückgekommen, und bisher hatte er noch kaum Zeit, seine arme kleine Schwester zu besuchen. Gabriel, das ist meine Freundin – und Chefin – Madison. Du hast schon alles über sie gehört.«
Madisons blaue Augen sind wie festgefroren auf mich gerichtet, und in ihnen glitzert eine Frage.
Was, zum Henker …?
Ich kann es so deutlich hören, als hätte sie die Worte laut ausgesprochen. Und das weckt in mir wieder die Frage, wie viel sie letzte Nacht gesehen hat. Es drängt mich in die Defensive, und ich grinse, einfach, um klarzumachen, dass nichts davon eine Rolle spielt.
Daraufhin wird ihr Blick noch eisiger.
Jacey starrt zwischen Madison und mir hin und
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