If you leave – Niemals getrennt
Abschlussjahr auf dem College war. Ich hatte gerade erst meinen Abschluss gemacht. Und ganz plötzlich gab es nur noch uns beide. Es war schwer. Ich musste von heute auf morgen erwachsen werden und der Felsen in unserer kleinen Familie sein. Alles war immer in Ordnung, weil ich dafür gesorgt habe … aber das hier kann ich nicht für sie in Ordnung bringen. Das kann ich nicht kontrollieren, und das hasse ich.«
Meine Sicht verschwimmt, als mir heiße Tränen in die Augen steigen, und eine davon tropft auf meinen Daumen.
Gabriel streckt die Hand über den Tisch aus und wischt über meinen Daumen, bevor er seine Hand um meine legt. Seine Hand ist groß und rauh, und ich stelle mir vor, dass sie durch seinen Beruf als Soldat so geworden ist.
»Weinen ist in Ordnung«, sagt er mir. »Sogar die Stärksten tun es.«
Seine Worte und der sanfte Ausdruck auf seinen harten Zügen lassen mich zusammenbrechen. Mein Kopf sinkt auf die Tischplatte, und ich weine hemmungslos.
Irgendwann geht Gabriel um den Tisch herum, kniet vor mir nieder und zieht mich an sich. Seine starken Hände tätscheln mir den Rücken, streicheln über meine Arme, und ich weine, bis ich keine Tränen mehr habe.
Ich kann hören, wie er mit mir redet und mir sagt, dass ich nicht immer alles in Ordnung bringen kann, dass ich nur ein Mensch bin wie jeder andere auch. Aber seine Worte sind gar nicht so wichtig.
Es ist seine Stimme, die mich beruhigt, seine ruhige, rauhe, tröstende Stimme. Ich wünschte, ich könnte mich für immer darin einwickeln.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich nur wegen Milas Situation weine oder ob ich wegen allem weine, das in den letzten paar Jahren passiert ist, alles, weswegen zu weinen ich mir selbst verboten habe. Selbst beim Begräbnis meiner Eltern habe ich nur kurz geweint. Ich wollte die Starke sein, diejenige, die Mila Halt gibt. Es fühlt sich so verdammt gut an, das alles jetzt zu vergessen.
Als ich schließlich zu Gabe aufsehe, fühle ich mich so richtig ausgetrocknet.
»Danke, dass ich mich bei dir ausweinen durfte«, sage ich kläglich. Ich fühle mich beschämt, aber er lächelt.
»Jacey sagt mir immer, dass eine Frau manchmal einfach nur mal richtig weinen muss.« Er zuckt mit den Schultern. »Nun, ich sollte wohl dazusagen, dass sie auch schon mal einfach so losheult, weil, sagen wir mal, ihr Kaffee nicht heiß genug ist. Aber es ergibt trotzdem Sinn. Weinen reinigt. Du solltest es öfter mal versuchen.«
Ich verdrehe die Augen, aber ich fühle mich tatsächlich auffallend gereinigt – nicht, dass ich das je zugeben würde. Ich bin ein starker Mensch. Ich war immer stolz auf meine Stärke, und ich habe nicht vor, jetzt schwach zu werden. Ich drücke mein Gesicht wieder an Gabriels Brust.
Ich starre an die Wand, auf die Schatten, die sich dort bewegen, und weiß, dass ich heute Nacht nicht allein sein will. Ich will nicht, dass Gabriel geht. Er ist so stark, und ich will all diese Stärke in mich aufnehmen und meine eigenen Reserven wieder auffüllen.
Der Gedanke, dass er gehen könnte, obwohl ich in einem derartigen Gefühlschaos stecke … das lässt Panik in mir aufkommen, tief in mir an einer Stelle, die ich nie näher betrachtet habe.
»Ich weiß, das klingt jetzt ziemlich abrupt und anhänglich«, brumme ich an seiner warmen Haut. »Aber, kannst du hierbleiben? Ich möchte heute Nacht neben dir schlafen. Ich will nicht allein sein.«
Gabriel erstarrt, ich spüre, wie seine Muskeln sich anspannen. Bei mir zu bleiben, das ist offensichtlich etwas, das er nicht will. Mir stockt der Atem, und meine Wangen werden glühend heiß.
»Lass es gut sein«, sage ich hastig und löse mich von ihm. »Das war eine blöde Idee. Du musst nicht hierbleiben.«
Er sieht mich an und streicht mir das Haar aus dem Gesicht. »Es ist nicht so, dass ich nicht will. Es ist nur … Es gibt da einiges, das du nicht über mich weißt. Ich kann nicht bleiben. Aber ich bleibe hier, bis du eingeschlafen bist. Wie wäre es damit?«
Ich merke, dass ich nicke, während mein Stolz ihm eigentlich sagen will, dass er doch einfach abhauen soll, wenn er nicht hier sein will. Aber da ist etwas in seinem Gesicht, etwas Verwundbares in seinen Augen, das dafür sorgt, dass ich wirklich höre, was er sagt. Er weist mich nicht zurück. Es ist etwas, das tiefer geht.
Es gibt da einiges, das du nicht über mich weißt
.
Nachdem wir das Licht in der Küche ausgemacht haben und unter die Bettdecken geschlüpft sind, drehe ich mich um,
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