If you leave – Niemals getrennt
eingeschlossen haben, weil sie sich deswegen schämen.
Als ich schon fast eingeschlafen bin, stelle ich eine letzte Frage.
»Ist denn jeder auf der Welt verletzt, Gabriel?« Sogar in meinen eigenen Ohren klingt mein Flüstern verletzt. Ich kann das Gewicht von Gabriels Blick spüren, als er mich im Dunkel ansieht.
»Ich denke schon«, antwortet er schließlich. »Jeder auf seine Weise.«
Er drückt mich an sich und küsst mich sanft auf den Mund, bevor ich mich wieder an seine Seite schmiege. Schon bald überkommt mich die Müdigkeit, und ich gleite in das Vergessen, das nur der Schlaf einem schenken kann.
Als ich aufwache, strömt Sonnenlicht durch mein Fenster, und Gabriel ist verschwunden.
Kapitel 12
I ch setze mich auf und strecke mich, genüsslich wie eine satte Katze, im Sonnenlicht, das sich über mein Bett ergießt. Ich fühle mich warm und wohlig. Abgesehen von der Tatsache, dass Gabriel nicht hier ist. Aber das ist keine Überraschung. Er hat mir ja gesagt, dass er nicht bleiben kann.
Es gibt da etwas, das du nicht über mich weißt.
Das mag schon sein, aber jetzt im Augenblick werde ich mir darüber keine Sorgen machen. Ich habe es vorerst beiseitegeschoben, weil es heute keine Rolle spielt. Gabriel ist weg, und die vergangene Nacht war wundervoll.
Ich strecke mich noch mal und schlage die Decken zurück, hebe Gabes Kissen auf und drücke es an meine Nase. Es riecht nach Mann – wie Moschus und wilde Natur. Nach ihm. Ich atme den Duft ein und werfe das Kissen an seinen Platz zurück.
Als ich aufstehe, fällt mir auf, dass ich ein wenig wund bin da
unten.
Aber das ist keine Überraschung. Ich hatte davor ziemlich lange keinen Sex, und die letzte Nacht war – ähm – lebhaft. Ich erröte, als ich mich daran erinnere, wie Gabriel mich über den Tisch draußen gebeugt hat. Ich sollte daran denken, das Ding abzuwischen, bevor ich es wieder benutze.
Ich tappe ins Badezimmer und putze mir die Zähne, während ich darauf warte, dass das Duschwasser warm wird. Ich starre auf das Wasser, und unwillkürlich fällt mir wieder ein, wie Gabriel mich auch in der Dusche vornübergebeugt genommen hat. Ich erröte noch mehr.
Ziemlich bald werde ich in meinem Haus nirgendwo mehr hingehen können, ohne dabei rot zu werden. Wenn ich Glück habe. Über den Gedanken muss ich lächeln. Ich stelle mir vor, wie Gabe und ich jedes Zimmer hier im Haus einweihen. Es ist eine interessante Idee, und während ich weiter so darüber sinniere, tanze ich in meinem Badezimmer herum und singe lauthals »I Love Rock and Roll«.
Ich kann einfach nicht anders. Ich fühle mich so glücklich heute, dass es nur logisch erscheint, wie eine Verrückte zu tanzen, wund oder nicht. Ich fühle mich so leicht und glücklich wie schon lange nicht mehr.
Er war das
.
In dem Moment, als ich mich bei der Tür zur Dusche herumdrehe, sehe ich etwas Großes, Dunkles in der Badezimmertür. Einen Schatten.
Ich zucke zusammen, und dann erstarre ich, als ich erkenne, wer der Schatten ist.
Gabriel lehnt lässig am Türpfosten, und seine Augen blitzen vor Belustigung.
»Guten Morgen«, sagt er locker, »ich sehe, da ist jemand in guter Stimmung.«
Er ist hier
.
Mein Herz fängt zu singen an, aber fast im selben Moment bleibt es beinahe vor Verlegenheit stehen, als mir klarwird, dass er soeben Zeuge meiner persönlichen kleinen Karaokeparty mit Tanzeinlage geworden ist.
Mein Gesicht explodiert förmlich in tausend Rotfärbungen, und ich drehe mich um, um meine Zahnpasta ins Waschbecken zu spucken.
»Was machst du denn hier?«, stammle ich. »Ich dachte, du wolltest nicht bleiben.«
Er grinst wieder. »Hatte ich auch nicht vor. Wusstest du, dass du richtig süß aussiehst, wenn du in Unterwäsche im Badezimmer tanzt? Die richtige Melodie triffst du allerdings nicht.«
Ich schüttle den Kopf und grinse zurück. Ich kann ebenso gut auch über mich selbst lachen, oder?
»Keine Sorge. Meinen derzeitigen Brötchenerwerb werde ich nicht aufgeben. Ich bin einfach nur gut drauf.«
Gabriel sieht mich mit einem schiefen Grinsen an. »Tja, vielleicht nicht mehr lange«, meint er. »Die Straße ist überschwemmt. Deshalb bin ich auch noch hier. Wir kommen hier nicht weg.«
Ich sehe ihn verständnislos an. »Was? Du machst Witze. Es ist Jahre her, dass die Straße überschwemmt war.«
Gabe zuckt mit den Schultern. »Darüber weiß ich nichts, aber heute ist sie überschwemmt. Es regnet jetzt schon seit zwei Wochen ohne Unterbrechung. Da ist das kein
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