If you leave – Niemals getrennt
von uns redet.
In meinem Kopf blitzt eine Erinnerung auf: die Faust meines Vaters, die über dem Gesicht meiner Mutter schwebt, kleine Tröpfchen Blut auf ihrem Kleid. Ich verdränge den Geschmack von Furcht aus meinem Mund.
Sogar die Erinnerung an Furcht hinterlässt einen schlechten Geschmack.
»Ich denke«, antworte ich schließlich, »ich habe meinen Vater geliebt. Aber er hatte ein Problem mit seinem Jähzorn.«
Gabes Frage kommt zögernd, aber seine Worte sind stark. Er klingt zornig, aber so, als würde er seinen Zorn zügeln. »Hat er dich jemals geschlagen?«
Mir krampft sich das Herz zusammen, und ich will nicht antworten. Ich will es nicht zugeben, indem ich es ausspreche, aber ich will ihn auch nicht belügen. Nicht Gabe.
»Nur ein Mal. Aber das hat gereicht.«
Dass ich die Augen schließe und die Worte ausspreche, langsam und stockend, macht es sehr offensichtlich, dass ich nicht darüber reden will. Gabe versteht den Hinweis und hält mich fester, und seine starken Arme sind unglaublich sanft.
»Es ist okay. Du musst es mir nicht erzählen. Ich bin nicht so, Maddy. Ich würde dich nie schlagen. Das bin nicht ich.«
Ich entspanne mich wieder und schmiege mich an ihn.
»Ich weiß«, sage ich, und ich meine es aufrichtig. »Darüber mache ich mir keine Sorgen. Ich war eher besorgt, dass du ein Kontrollfreak wärst, so wie er, und gewalttätig, wenn du wütend bist. Den Typ Mann kann ich nicht ertragen. Aber du bist nicht so, das weiß ich jetzt.«
Er fragt nicht, wieso ich das denke, und ich bin dankbar dafür. Denn dann muss ich nicht erklären, dass ich in jedem Mann nach den Eigenschaften meines Vaters suche.
Ich muss nicht das Gefühl der Schwäche erklären, der Verwundbarkeit, wenn ich immer Angst davor habe. Eine Verwundbarkeit, die ich nicht haben will.
Ich schließe wieder die Augen und genieße den Trost, den Gabe mir bietet; tatsächlich bin ich überrascht darüber. Ich habe nicht erwartet, jemanden zu finden, der so eine Wirkung auf mich hat wie Gabriel. Es ist wie ein unerwartetes Geschenk.
Gabe allerdings wirkt angespannt, sein Körper ist ganz steif, und ich schätze, das liegt daran, dass ich ihm einen tierischen Schreck eingejagt habe, indem ich über meine Gefühle geredet und etwas aus meiner Vergangenheit mit ihm geteilt habe. Ich rüttle ihn sachte.
»Ist schon in Ordnung«, sage ich leise und neckend. »Ich bin fertig mit tiefgründiger Unterhaltung. Ich wollte einfach nur, dass du weißt, dass ich dich falsch eingeschätzt hatte und dass mir das leidtut.«
Er entspannt sich und lehnt sich an mich. »Du musst dich nicht entschuldigen. Jeder bildet sich ein Urteil über andere Menschen, wenn man sich begegnet. Das ist normal.«
Ich brauche nur ein paar Sekunden, um darauf zu reagieren.
»Was dachtest du über mich?«
Darüber denkt Gabriel eine Minute lang nach. »Ich dachte, du siehst verdammt gut aus, und ich konnte mir nicht vorstellen, wieso du mit mir nach Hause gehen wolltest. Du kamst mir nicht wie der Typ Mädchen für einen One-Night-Stand vor. Aber auf jeden Fall war ich Gott dankbar für mein Glück.«
Die Antwort ist okay für mich. Sie ist nicht gerade tiefgründig, aber es ist eine typisch männliche Antwort. Und er ist wenigstens ehrlich.
»Ich bin nicht der Typ Mädchen für einen One-Night-Stand«, gebe ich zu. »Das war die Idee deiner Schwester. Sie meinte, ich bräuchte mal eine heiße Nacht, um Stress abzubauen. Aber stattdessen bin ich dir begegnet. Und das war vielleicht etwas wirklich Gutes. Ich habe nicht vor, jetzt bierernst zu werden, also lass dich nicht aus der Ruhe bringen, aber was machen wir hier, Gabe? Was ist das hier? Seit wir uns zum ersten Mal gesehen haben, spielen du und ich Katz und Maus miteinander. Aber ich habe keine Lust mehr auf Spielchen.«
Einen Augenblick lang herrscht Stille, dann beugt er sich zu mir und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel.
»Das hier sind du und ich, Madison, einfach du und ich. Wir sind vielleicht in mancherlei Hinsicht gezeichnet, aber wie Jacey immer sagt, wir sind gute Menschen. Wir finden es heraus. Und alles wird gut.«
Ich nicke und zähle seine Atemzüge, und danach lausche ich eine Weile seinem Herzschlag. Ich zähle die regelmäßigen Schläge, und währenddessen denke ich unwillkürlich darüber nach, dass jeder so seine Probleme hat. Manche sind schrecklicher als andere, und oft laufen Menschen einfach mit ihren schmerzhaften Geheimnissen herum, die sie tief im Inneren
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