If you leave – Niemals getrennt
hat er mir einfach mit dem Handrücken ins Gesicht geschlagen, so dass ich rückwärts auf die Couch gefallen bin. Es fühlte sich an, als würde mein ganzes Gesicht explodieren, so sehr hat es weh getan. Aber das war tatsächlich nicht mal das Schlimmste.«
Ich halte inne und wische mir eine Träne weg, die verbotenerweise über meine Wange läuft.
Gabe hält meine Hand fest in seiner, so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortreten.
»Was war das Schlimmste?«, fragt er.
Seine Stimme klingt ernst, und ich kann es nicht über mich bringen, ihm in die Augen zu sehen. Ich habe Angst, dass der Ausdruck in seinem Gesicht mich in den Abgrund stoßen wird und ich wieder zusammenbreche.
»Er stand über mir und brüllte, dass ich eine wertlose Hure sei wie meine Mutter. Dass ich für sie lügen würde, weil ich genauso wie sie sei. Dass ich nie etwas anderes sein würde als eine Hure.«
Gabe atmet hörbar ein und hält die Luft an. »Und du dachtest, das sei deine Schuld?«
Endlich kann ich mich dazu durchringen, ihn anzusehen. »Nicht so richtig. Aber das war der Grund, warum ich bei der ersten Gelegenheit nach New York gegangen bin. Um von hier wegzukommen. Und
das
ist meine Schuld. Dafür habe ich mich seitdem immer schuldig gefühlt. Ich habe Mila verlassen und meine Mutter … ich habe sie beide hier zurückgelassen bei ihm.«
»Mila war doch auf dem College, richtig?«, fragt Gabe leise. »Und deine Mutter ist freiwillig geblieben. Es war ihre Entscheidung, nicht deine. Du musstest auf dich selbst aufpassen.«
»Milas College war nur eine Stunde entfernt. Also ist sie mit dem Auto gefahren. Sie hat immer noch zu Hause gewohnt.«
Ich höre auf zu reden und starre auf meine Füße, starre auf das Wasser, starre in den Himmel. Schließlich legt Gabe mir den Finger an die Wange und dreht mich zu sich.
»Es gibt nichts, wofür du dich schuldig fühlen musst, Maddy. Du hast nichts Falsches getan, sondern er.«
»Ich fühle mich schuldig wegen allem«, platze ich heraus. »Ich fühle mich schuldig, weil ich ihn gehasst habe, und ich fühle mich schuldig, weil ich ihn geliebt habe. Ich fühle mich schuldig, weil ich meine Mutter dafür gehasst habe, dass sie bei ihm blieb. Ich fühle mich schuldig, weil ich sie verlassen habe. Ich fühle mich, als würde nichts, was ich je tue, irgendwas davon wiedergutmachen.«
Ich hole tief und unsicher Luft, und Gabe sieht mich an.
»Deshalb bist du jetzt hier«, sagt er leise und streicht mit seinem Daumen über meinen. »Du hast dein Leben in New York aufgegeben, um es wiedergutzumachen, oder?«
Das ist etwas, was ich mir nie bewusst eingestanden habe, aber ich weiß, dass er recht hat. Der Gedanke macht mich sauer. Alles daran macht mich sauer. Und es macht mich sauer, dass er ihn ausgesprochen hat.
»Was wollen eigentlich alle von mir?«, platze ich plötzlich los, und Zorn vernebelt mir den Blick. »Du, Ethan, Mila, Jacey … ständig erzählt mir jemand, wie unglücklich ich sein muss. Dass ich mich benehme, als wäre ich alt, als wäre ich langweilig, dass ich nicht ich selbst bin. Natürlich bin ich nicht ich selbst. Ich musste alles aufgeben, um hierher zurückzukommen und das Leben meiner Eltern zu führen! Glaubst du, ich wollte das?«
Ich kann fühlen, wie mein Puls in meinen Schläfen pocht, als Wellen der Wut durch meinen Körper laufen.
Gabe starrt mich an, aber er ist nicht überrascht. Es ist, als hätte er erwartet, dass ich wütend werde.
»Wieso siehst du mich so an?«, frage ich wieder, und meine Stimme klingt schrill. »Was willst du von mir?«
Gabriel schüttelt den Kopf, immer noch entspannt. »Ich will gar nichts von dir. Ich habe nur gerade begriffen, dass du alles aufgegeben hast. Und ich kann das nachempfinden. Das ist alles. Ich weiß, wie du dich fühlst.«
Ich hole heftig Luft und denke darüber nach. Er hat auch alles aufgegeben, aber seine Situation war eine andere.
»Du weißt nicht, wie ich mich fühle«, widerspreche ich. »Das weißt du nicht.«
Er sieht mich schweigend an und lässt das auf sich wirken. »Vielleicht weiß ich nicht
genau
, wie du dich fühlst. Aber ich weiß, wie es ist, ein Leben zu führen, das man nicht will. Vertraust du mir?«
Ich sehe ihn verblüfft an. Wo kam das denn jetzt her?
»Ja«, antworte ich unsicher.
Er lächelt, ein sanftes, wunderschönes Lächeln. »Gut. Denn ich will, dass du mich ausreden lässt, ohne wütend oder ablehnend zu reagieren.«
Die Art, wie er das sagt, macht mich
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