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If you leave – Niemals getrennt

If you leave – Niemals getrennt

Titel: If you leave – Niemals getrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Cole
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nervös, denn ich bin mir sicher, dass es mir nicht gefallen wird. Das höre ich schon seinem Tonfall an.
    Aber bevor ich das sagen kann, spricht er weiter.
    »Wir haben bei den Rangers ein paar echt gruselige Sachen gemacht, und deswegen weiß ich, wie Angst aussieht. Du hast Angst, Maddy. Du hast Angst, deine Dämonen zu bekämpfen. Und solange du nicht damit anfängst, wirst du immer in der Vergangenheit gefangen bleiben. Die gute Nachricht ist, dass Angst eine Entscheidung ist. Du kannst dich vor sie hinstellen, ihr einen Schlag ins Gesicht verpassen und dein Leben weiterleben.«
    Ich starre ihn scharf an. »Du meinst, so wie du? Nichts für ungut, Gabe, aber du solltest mir echt keine Predigt darüber halten, wie ich mit meinen Problemen fertigwerden kann. Nicht, solange du deine nicht im Griff hast.«
    Er starrt mich an, und Härte tritt in seinen Blick, die dann aber wieder verschwindet. Als hätte er sich selbst dabei erwischt, dass er wütend wird, und das Gefühl einfach abgestellt.
    »Du und ich sind zwei verschiedene Menschen mit zwei verschiedenen Problemen. Und jetzt im Moment reden wir über dich. Ich versuche, dir zu helfen. Willst du meine Hilfe oder nicht?«
    Ich weiß es nicht
.
    Ich sehe ihn an, unsicher und in Gedanken hin- und hergerissen. Er erwidert meinen Blick, ohne Angst, seine Meinung auszusprechen, ohne Angst, dass er mich wütend machen könnte, ohne Angst vor irgendwas.
    »Ich weiß nicht«, antworte ich schließlich wahrheitsgemäß. »Ich weiß es einfach nicht.«
    Gabe lächelt geduldig, rutscht von dem Stück Treibholz herab und zieht mich auf die Füße.
    »Du willst, vertrau mir.«
    Als ich ihn ansehe, seine starken Hände, sein kantiges Kinn, seine breiten Schultern, ist mir klar, dass er weiß, wovon er redet. Er weiß, wie es ist, Angst vor etwas zu haben, es aber trotzdem zu tun. Nur weil er ein Problem hat, mit dem er nicht fertigwird, heißt das nicht, dass er als Ranger nicht unzählige andere Male der Angst ins Gesicht geblickt hat. Und ich vertraue ihm wirklich.
    »Okay«, brumme ich. »Was schwebt dir da vor?«
    Wir gehen zurück ins Haus und über den Flur zu den Schlafzimmern; Gabriels Hand liegt auf meinem Arm, um mich zu führen und mich festzuhalten, als wir vor der geschlossenen Tür zum Zimmer meiner Eltern stehen.
    »Ich habe es mir anders überlegt«, erkläre ich, als die Holztür vor mir aufragt, und will mich wegdrehen. »Ich will das nicht tun.«
    Gabe hält mich an Ort und Stelle fest.
    »Doch, du willst. Und du kannst es tun. Angst ist eine Entscheidung, Maddy. Entscheide dich dafür, keine Angst zu haben. Du kannst gleich heute damit anfangen. Dir gefällt dein jetziges Leben nicht? Dann ändere es. Fang damit an, indem du in dieses Zimmer gehst.«
    Ich hole unsicher Luft und drehe mich um.
    Vor meinem inneren Auge steigt die Erinnerung an meinen Vater auf, wenn er wütend war: Hochrotes Gesicht, pochende Adern an den Schläfen, so stürmte er durch diese Tür, um meine Mutter zu suchen. Und dann stelle ich ihn mir vor, wenn er nicht wütend war: gelassen, liebevoll, geduldig.
    Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Ich musste meine Erinnerungen immer sorgfältig filtern, um mich nicht aufzuregen. Und ich habe es echt satt, ein emotionaler Gefangener meiner Erinnerungen zu sein.
    Ich drehe den Türknauf und öffne die Tür.
    Es ist still hier drin, beinahe wie in einem Mausoleum. Ich atme die schale Luft ein, schaue auf die Wände mit blassrosa Blumentapete. Das Zimmer ist eindeutig die Domäne einer Frau – so wie es sein sollte, so oft, wie meine Mutter sich hierher zurückgezogen hat.
    Mila war seit dem Tod unserer Eltern ein paar Mal hier drin, aber ansonsten ist dieses Zimmer unberührt. Ich gehe einen Schritt hinein, schaue auf die Stiefel meines Vaters an der Tür, die Schmutzwäsche im Korb, die Kosmetika meiner Mutter verstreut auf ihrem Toilettentisch. Ich mache noch einen Schritt, dann noch einen, bis ich plötzlich auf ihrem Bett sitze. Meine Finger zittern, und ich versuche, nicht darüber nachzudenken, wo ich gerade bin.
    Stattdessen starre ich ins Leere und denke an den Tag zurück, an dem die beiden starben.
    »Ich war am Times Square, als sie starben«, erzähle ich Gabe leise. »Ich lebte in New York. Noch nicht sehr lange. Aber jedenfalls war ich gerade mit einer Gruppe Mädchen aus der Modelagentur zusammen, als Mila mich anrief. Sie war so hysterisch, dass ich eine Minute lang gar nicht verstehen konnte, was sie sagte. Aber ich werde nie das

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