If you leave – Niemals getrennt
Und diese Stimme kenne ich doch.
Ich schwebe am Rande eines Abgrunds. Denn es ist Gabe, und er hat gerade versucht, mich umzubringen. Letztendlich war er doch verrückt.
Wenn ich die Augen öffne, bin ich wieder bei ihm. Ich werde um mein Leben kämpfen müssen. Will ich das denn überhaupt? Es ist so angenehm hier. Es hat gar nicht weh getan. Es ist alles vorbei.
Aber wenn ich hierbleibe,
dann ist alles vorbei
.
Dann werde ich nie irgendwas sein.
Meine Arme sind schlaff, mein Körper ist taub, als ich das Einzige tue, was ich tun kann.
Ich öffne die Augen.
Kapitel 18
Gabriel
S cheißescheißescheiße!«
Madison hängt schlaff in meinen Armen und rührt sich nicht.
»Maddy, wach auf«, flehe ich, und meine Finger krallen sich in ihre Schultern. »Wach auf. Gott, bitte … wach auf.«
Bitte.
Gott.
Sie ist schlaff, bleich und zerbrechlich. Ihre Augen sind geschlossen. Sie ist viel zu ruhig, zu reglos. Weil Gott mich nicht mehr hört.
Ich senke den Kopf, um zu prüfen, ob sie atmet, taste nach einem Herzschlag.
Nichts.
Oder – Moment.
Ja, da ist er, aber nur schwach.
»Maddy«, flehe ich ein letztes Mal, bevor ich komplett die Fassung verliere. Ich kann nicht atmen
.
Ich kann nicht denken. Ich drücke meine Lippen auf ihre Stirn und rufe ihren Namen an ihrer Haut.
»Gott, bitte.«
Noch einmal flehe ich um ihr Leben.
Und einfach so macht sie die Augen auf und sieht mich an.
»Gabe?«, fragt sie benommen und fasst sich an den Hals, als sei das Sprechen viel zu anstrengend.
Ich ziehe sie an mich, halte sie fest an meine Brust gedrückt, während mein Herz rast und ich versuche, mich davon zu überzeugen, dass ich sie nicht umgebracht habe.
Ist das real? Denn das weiß ich nie. Nicht nachts. Nicht, wenn ich schlafe.
»Es tut mir so leid«, sage ich unvermittelt, mein Atem in ihrem Haar. »Jesus, es tut mir so leid.«
Es dauert eine Minute, bis ich begreife, dass sie strampelt, um von mir wegzukommen, und ihre Hände sich gegen meinen Brustkorb stemmen. Bestürzt lasse ich sie los, und sie rutscht hastig von mir weg wie ein in die Enge getriebenes Tier.
»Was verdammt sollte das, Gabe?«
, fragt sie heiser, und ihre Hände umklammern immer noch ihren Hals. »Was
war
das?«
Und als ich in ihre aufgerissenen Augen starre, sehe ich darin das Schlimmste, was ich sehen kann. Nicht Wut, nicht Hass, nicht Vorwürfe.
Sondern Angst.
Vor mir
.
Und damit weiß ich, dass das hier real ist. Alles davon ist real. Alles.
Meine Eingeweide krampfen sich zusammen, und ich schlucke schwer. Ich kann ihr nicht einmal antworten.
Sie starrt mich an, immer noch panisch. »Raus!«, kreischt sie. »Geh einfach!«
Ich bin wie betäubt, erstarrt, also bewegt sie sich stattdessen, kommt auf die Füße und rennt auf die Schlafzimmertür zu. Ich sehe sie davonlaufen und tue das Einzige, was ich tun kann, denn ich kann sie nicht einfach so gehen lassen.
Nicht, solange sie nicht versteht.
Sie muss verstehen
.
Ich mache einen Satz durchs Zimmer und greife nach ihr, halte sie fest und hindere sie daran zu gehen. Es ist das Einzige, das zu tun ich mir vorstellen kann.
Sie wehrt sich, dreht sich in meinen Armen, trommelt gegen meine Brust, tritt und kratzt.
»Lass los!«, schreit sie und zieht ihre Fingernägel durch mein Gesicht. »Lass los!«
»Maddy, warte«, flehe ich hastig und ignoriere die brennenden Kratzer auf meiner Wange. »Bitte hör auf. Ich tue dir nicht weh. Ich will es nur erklären. Ich schwöre bei Gott, ich tue dir nicht weh.«
Sie hört auf und sieht mich unsicher an.
»Lass los«, verlangt sie wieder. »Wenn du mich loslässt, höre ich zu.«
Ich lasse sie umgehend los, und sie steht reglos vor mir.
»Siehst du?«, frage ich. »Versprochen. Ich tue dir nicht weh. Ich will nur erklären. Gott, bitte, Maddy.«
Ihr Blick ist hart, wird aber ein klein wenig weicher.
»Was, zum Teufel, war das?«, will sie wissen. »Raus damit, auf der Stelle.«
»Maddy.« Aber meine Stimme versagt, und ich muss es noch einmal versuchen. »Maddy, das war … das ist der Teil, von dem ich dir nichts erzählt habe. Das war das böse Ding. Es hat mich erwischt, und egal, wie sehr ich versuche, ihm zu entkommen, ich schaffe es nicht. Ich komme nie davon weg, denn
ich bin
jetzt das böse Ding.«
Ich brabble Unsinn. Aber ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun soll, denn alles, was ich will, ist, dass sie mir zuhört. Dass sie erfährt, was ich bin.
Maddy schaudert, schließt die Augen und öffnet sie wieder. »Das
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