If you leave – Niemals getrennt
böse Ding?«
Skeptisch.
Zweifelnd.
Ich nicke und versuche, Luft zu holen.
»Eine Frau in Afghanistan … danach. Sie hat gesagt, dass das böse Ding mich erwischt habe. Aber sie hat sich geirrt.
Ich bin das böse Ding
, Maddy. Und ich sollte nicht in deiner Nähe sein. Ich habe versucht, es dir zu sagen. Und jetzt weißt du es. Ich wollte dich nicht verletzen. Herr im Himmel, ich wollte dich nicht verletzen. Deshalb wollte ich nicht bei dir schlafen. Es passiert, wenn ich schlafe … die Alpträume. Sie sind so real, und ich bin dann nicht ich selbst.
Ich bin nicht ich selbst
.«
Ich schließe die Augen und hasse das rote Brennen hinter meinen Lidern, hasse den Druck in meiner Kehle und in meinem Herzen. Ich hasse es, dass ich nicht atmen kann. Ich hasse diese verdammte Schwäche.
Ich hasse mich selbst.
Aber nun spüre ich Maddys kühle Hände auf mir. Sie zittern, als ihre Finger über mein Gesicht und meine Stirn streichen. Sie neigt den Kopf und flüstert in mein Haar.
»Es ist okay, Gabe. Ich verstehe es. Du wolltest mich nicht verletzen.« Ich weiß, dass sie Angst hat, ich sehe es daran, wie ihr Körper zittert, an ihrem verhangenen und wachsamen Blick, und daran, wie sie sich ein wenig von mir wegdreht, als sei sie bereit, auf der Stelle loszurennen, falls nötig.
Aber trotzdem, trotz ihrer Angst, ist sie immer noch hier.
Und
sie
tröstet
mich
.
»Du bist okay«, sagt sie wieder, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie es mir oder eher sich selbst versichert.
»Aber
du
nicht«, antworte ich gequält und beäuge die Male an ihrem Hals, die sich bereits dunkelrot färben. Ein Abdruck meiner Hände. »Jesus Christus.«
Ich lasse den Kopf sinken.
»Siehst du es jetzt?«, frage ich sie. Meine Kehle ist so trocken, dass das Sprechen schwerfällt. »Verstehst du? Deshalb kannst du nicht mit mir in einem Bett schlafen.
Deshalb solltest du nicht bei mir sein
.«
Sie schüttelt den Kopf und zieht mich an sich, hält mich fest, und jetzt liege ich praktisch in ihrem Schoß. Ihr Atem geht schnell und meiner abgehackt, als wir versuchen, uns zu beruhigen und das alles zu verarbeiten.
»Sag mir, was passiert ist«, sagt sie unverblümt. »Erzähl mir den Rest. Bitte. Ich versuche gerade, ruhig zu bleiben, aber irgendwie bin ich kurz davor auszuflippen. Ich muss es verstehen.«
Eine Erinnerung an das Gesicht des kleinen Mädchens blitzt in meinem Kopf auf, dunkeläugig und verängstigt. All die Leichen, all das Blut, der Geruch von brennendem Fleisch. Der Rauch.
Herrgott
.
Ich kneife fest die Augen zu, aber es ist alles noch da. Es verfolgt mich immer noch, und ich weiß, dass es immer so bleiben wird.
Ich öffne die Augen wieder und sehe Maddy an. Sie wartet gespannt, eine Hand an ihrem Hals. Ich schlucke.
»In der Nacht, als unser Humvee explodierte«, fange ich an. »Es war alles voller Staub, staubig wie die Hölle. Wir konnten kaum die Hand vor Augen sehen, und die Dunkelheit half dabei auch nicht. Ich redete gerade mit Brand und behielt dabei den Horizont im Auge, als mir eine Bewegung auffiel. Mir hatten sich die Nackenhaare aufgestellt. Ich wusste, dass es etwas Übles war. Und ich lag richtig.«
Ich halte einen Moment lang inne, und das Schweigen hängt zwischen uns wie ein gähnender Abgrund.
»Was war es?«, flüstert Maddy, und sie sieht blass aus und zögerlich.
Sie will es nicht erfahren, aber gleichzeitig will sie es doch. Sie
muss
es erfahren, und ich muss es ihr erzählen. Das hat sie verdient.
Ich will nur noch fest die Augen zumachen und die Erinnerung ausblenden, aber natürlich tue ich das nicht.
»Es war ein kleines Mädchen. Sie kam aus den Schatten. Ich musste mein Zielfernrohr scharf stellen, um ihr Gesicht zu sehen, und daraufhin erkannte ich, wie verängstigt sie war. Und dann sah ich auch, wieso. Sie hatte eine Bombe um ihren Oberkörper geschnallt.«
Maddy schnappt nach Luft und erstarrt dann, ihre Hand reglos an ihrer Kehle, während sie darauf wartet, dass ich weitererzähle.
»Ich wusste, Maddy, wenn sie diese Bombe zündet, dann würde sie uns alle in Stücke reißen. Ich wusste das, und trotzdem habe ich gezögert. Ich wollte kein Kind töten.« Ich halte inne und schlucke schwer.
Ich kann hören, wie meine Zunge an meinen Zähnen reibt, so trocken ist mein Mund.
»Ich habe sie eine Sekunde lang – nur eine Sekunde – beobachtet, um zu sehen, was sie tun würde. Ich war wie erstarrt, Maddy. Meine komplette Ausbildung war wie aus meinem Kopf gefegt, weil sie
Weitere Kostenlose Bücher