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If you leave – Niemals getrennt

If you leave – Niemals getrennt

Titel: If you leave – Niemals getrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Cole
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einfach nur ein verdammtes Kind war. Ich sah den Auslöser in ihren kleinen Fingern. Ich sah, wie ihre Finger zitterten, und ich wusste, dass sie diesen Knopf nicht drücken wollte.«
    »Was hast du getan?«, fragt Maddy, obwohl ich in ihren Augen sehen kann, dass sie es schon weiß.
    Ich schlucke, und die Erinnerungen verbrennen mich innerlich.
    »Ich sah sie durch das Zielfernrohr meiner Waffe. Ich habe gebrüllt, sie soll stehen bleiben. Und sie hat zu mir hochgesehen. Ihre Augen haben mich angefleht.
Angefleht
. Schwarz wie die Nacht und voller Angst. Entsetzen. Und ich wusste in dieser Sekunde, wer auch immer ihr diese Bombe umgeschnallt hatte – vor dem hatte sie mehr Angst als vor dem Tod. Ich wusste, dass sie es tun würde. Ihr Finger hat gezuckt, und ich habe abgedrückt.«
    Ich presse die Augen fest zu und versuche, mir meine Erinnerungen nicht vor Augen zu führen, versuche, mich nicht an den schrecklichen Geruch zu erinnern, der in jener Nacht in der Luft lag.
    Das Blut.
    »Alles ging in die Luft. Alles. Ich konnte nichts sehen. Ich konnte nichts fühlen. Ich konnte nicht denken. Ich kroch durch den Rauch und den Staub, und als ich Mad Dog fand, war er tot. Seine Beine waren nicht mehr da, und seine Eingeweide lagen neben seinem Körper. Da war so viel Blut. Ich konnte es in meinem Mund schmecken. Ich habe den Geschmack immer noch im Mund. Jede Nacht, immer wieder.«
    »Das Mädchen?«, flüstert Maddy.
    »Das Mädchen … sie war in Stücke zerfetzt. Ich fand ihren Kopf. Ich kriege ihren Blick nicht mehr aus meinem Kopf. Ihre toten Augen haben mich immer noch angefleht, ihr zu helfen, und ich konnte es nicht. Davon komme ich nie wieder los.«
    Madison hält den Atem an und starrt mich entsetzt an. »O mein Gott. Gabe. Wieso hast du mir das nicht erzählt? Das ist … ich … es ist entsetzlich.
Gott

    Ich schließe die Augen.
    Und sehe wieder das Gesicht der Kleinen vor mir, eingefroren in diesen Augenblick. Dunkle Haut, dunkle, angsterfüllte Augen, als ich sie erschieße, kurz bevor alles explodierte, bevor alles einfror, um mich dort für immer mit ihr gefangen zu halten.
    Fuck
.
    Maddy sieht immer noch entsetzt aus, aber ihre Finger bewegen sich wieder und streicheln mich tröstend, beruhigend, trotz ihres Entsetzens.
    »Du hast sie nicht getötet, Gabe. Wer auch immer ihr diese Bombe umgeschnallt hat, hat das getan. Nicht du. Du hast das Einzige getan, das du tun konntest.«
    »Du hast ihr Gesicht nicht gesehen«, sage ich stockend. »Aber ich. Direkt, bevor sie in die Luft flog, hat sie mich angesehen, und alles erstarrte. Es gab nur sie und ich. Wir waren miteinander verbunden durch das Zielfernrohr meiner Waffe. Sie brauchte meine Hilfe, doch stattdessen habe ich sie erschossen. Das werde ich jede Nacht sehen, für den Rest meines Lebens. Ich kann ihr Gesicht nicht vergessen.«
    Meine Stimme versagt, und Maddys Finger wandern über mein Gesicht, meinen Hals, über meinen Rücken. Ihre Stimme dringt als gebrochenes Flüstern zu mir, leere Worte, denn sie kann mich nicht heilen, und das weiß sie. Es gibt nichts, das sie sagen könnte, was mich heilen würde.
    Ich bin das böse Ding
. Und jetzt weiß sie es.
    »Gabe, das war nicht deine Schuld. Du hast keine Schuld.« Das sagt sie immer wieder. »Gabe …
Gott

    »Gott hatte damit rein gar nichts zu tun«, sage ich müde. »Glaub mir. Er hat diesem ganzen Mist schon lange den Rücken gekehrt. Und ich habe dir immer noch nicht alles erzählt.«
    Madison erstarrt erschüttert, ihre Finger halten in der Bewegung auf meinem Rücken inne. »Nicht?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein. Das Schlimmste habe ich dir noch nicht erzählt.«
    Maddy schließt die Augen.
    »Das kleine Mädchen war ein Ablenkungsmanöver. Sie haben meinen Humvee in die Luft gejagt, um uns von dem abzulenken, was sie uns wirklich zeigen wollten. Sie wollten, dass wir es sehen, aber nicht rechtzeitig hinkommen können, um es aufzuhalten.«
    Ich schließe die Augen und versuche, das alles nicht schon wieder zu sehen. All die kleinen Körper, all die Leichen der Mütter, über ihre Kinder geworfen, all das Blut. All der Tod.
    Ich schlucke.
    Dann schlucke ich noch mal und habe den Geschmack des Horrors wieder im Mund.
    »Talibanrebellen wollten ein Dorf in der Nähe einschüchtern, damit die Bewohner dort ihre Gruppe von Aufständischen unterstützen. Als nichts Wirkung zeigte, haben sie die meisten Frauen und Kinder des Dorfes zusammengetrieben und vor den Augen der Männer

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