If You Stay – Fuereinander bestimmt
vergeudeten Leben beitragen.
Ich kenne den Namen des Barkeepers hier, weil er auf seinem Namensschild steht. Ich schätze, das macht es den Besoffenen leichter, sich zu erinnern. Oder den Leuten, die das einen Scheißdreck kümmert. Wie das bei mir der Fall ist.
»Hallo, Mickey«, begrüße ich ihn. »Ich nehme einen doppelten Jack. Pur.«
Mickey nickt. Er ist ein drahtiger Kerl, der aussieht, als hätte er schon bessere Tage erlebt und mehr Kneipenschlägereien gesehen, als ihm lieb ist. Er hat eine Narbe, die von seinem Ohr bis zu seinem Kinn reicht. Ich habe ihn nie gefragt, wie das passiert ist, und er hat nie von sich aus davon erzählt.
»Wie geht’s, Tate?«, fragt er, als er das Whiskeyglas vor mir abstellt. Ich greife nach dem Glas, stürze den Whiskey in einem Zug hinunter und knalle es zurück auf den Tresen.
»Schon besser«, erwidere ich. »Ich nehme noch einen. Weißt du was, füll mir heute Abend ruhig immer nach.«
Er nickt, gießt mir noch einen ein und entfernt sich dann, um einen anderen Gast zu bedienen. Ich nehme einen kleinen Schluck und schließe die Augen. Es tut gut, von Menschen umgeben und dennoch in ihrer Mitte verloren zu sein. Niemand außer Jill wird mich ansprechen wollen, und die habe ich bereits ausgeschaltet. Ich bin zwar auch hier allein, aber es ist weniger einsam als zu Hause.
Das Kichern einer Frau dringt an mein Ohr, und ich öffne meine Augen.
Denn ich kenne dieses Kichern.
Ich drehe mich auf dem Barhocker um und erblicke Mila, die mit ihrer Schwester aus dem Flur getaumelt kommt, der zu den Toiletten führt. Sieht ganz so aus, als würden sie sich gegenseitig stützen. Ich verdrehe die Augen. Da will mich wohl jemand verarschen. Jetzt begegne ich ihr sogar schon hier? Das hier war der letzte Ort, an dem ich damit gerechnet hätte, sie zu treffen. Ihre Schwester und sie wirken in diesem verdammten Loch völlig fehl am Platz.
Mila blickt kurz auf und bleibt stehen. Ihr Kichern erstirbt, als sie mich erkennt. Ihre Augen weiten sich, und es scheint, als wolle sie zu mir herüberkommen, mir womöglich etwas sagen, doch ihre Schwester zieht sie am Arm, und obwohl Mila noch einmal über ihre Schulter zu mir zurückschaut, lässt sie sich von Madison wegbugsieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihre große Schwester sie mit Absicht fortzieht, und presse meine Zähne aufeinander. Mila ist erwachsen. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen.
Nicht, dass die immer weise wären.
Das wird mir schnell klar, als ich sehe, dass Madison und sie offenbar mit zwei Jungs aus dem Ort abhängen, die Darts spielen.
Das Problem sind aber weniger die Pfeile, sondern die Jungs.
Ich verdrehe wieder einmal die Augen. Was glaubt Mila denn, was sie da tut? Diesen Typen ist sie doch gar nicht gewachsen. Sie wiegt sich wahrscheinlich in einer falschen Sicherheit, weil sie sie vermutlich schon ihr ganzes Leben kennt. Aber das sind üble Jungs. Ich habe sie in dieser Bar schon mit unendlich vielen Frauen gesehen und mit keiner zweimal.
Ich seufze, trinke mein Glas aus und bedeute dem Barkeeper, nachzuschenken. Ist nicht mein Problem. Das hat sie mir nur allzu deutlich gemacht, als sie mir sagte, dass das mit mir keine gute Idee sei.
Also, zum Teufel mit ihr.
Ich wende mich ab, als ich sehe, wie einer von ihnen seine fleischige Pranke an ihre schmale Taille legt und sie an sich zieht, vermutlich um ihr zu zeigen, wie man einen Pfeil »richtig« wirft. Der älteste Trick der Welt, um mit einer Frau auf Tuchfühlung zu gehen. Ist wirklich zum Kotzen. Ich wende ihnen den Rücken zu.
Ich tue wirklich alles, um sie zu ignorieren. Plaudere mit Mickey. Schau mir Sport in dem Fernseher an, der oben an der Wand hängt. Schließe meine Augen und lausche den Unterhaltungen um mich herum. Und obwohl ich genau weiß, dass es leichter wäre, einfach aufzustehen und zu verschwinden, hält mich etwas hier.
Ich vermag es nicht zu erklären.
Und dann wird mir der Grund plötzlich in einem kurzen Augenblick der Klarheit bewusst. Ich bleibe hier, weil ich glaube, dass sie mich brauchen wird.
Heilige Scheiße, was bin ich bloß für ein Idiot! Ich knalle mein Glas auf den Tresen und werfe ein paar Geldscheine daneben. Dann mache ich mich auf den Weg zur Toilette, um noch einmal zu pinkeln, aber dann bin ich hier raus. Sie hat mir unmissverständlich klargemacht, was sie will. Und ich bin es nicht.
Als ich zurückkomme, steht Madison bereits mit einem der beiden Typen an der Tür. Sie lehnt sich gegen ihn,
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