If You Stay – Fuereinander bestimmt
Kinder hat, er aber weder weiß, wo sie wohnt, noch, wer sich um ihre Kinder kümmert, wenn sie nicht da ist. Diese Information überrascht mich und stimmt mich unglaublich traurig.
»Ich wusste nicht sehr viel über sie«, gibt Pax zu. Er sieht erschöpft aus. Nicht wirklich traurig, bloß sehr müde. Pax hält seine Kaffeetasse umklammert, während der Polizist sich Notizen macht und noch mehr Fragen stellt.
Mir ist eiskalt, als ich mich auf dem Sofa zusammenkauere und darauf warte, dass alles vorbei ist. Durch das Fenster kann ich sehen, wie die Rettungssanitäter eine fahrbare Krankentrage zu Jill rollen, sie hochheben und abtransportieren.
Diese Endgültigkeit haut mich um.
Mir nichts, dir nichts ist sie verschwunden. Ich fühle mich leer und traurig. Es kommt mir so vor, als ob innerhalb von einer Sekunde alles, was diese Frau ausgemacht hat, ohne jede Achtung und Würdigung ausgelöscht worden ist. Ich habe sie nicht einmal gekannt, daher verstehe ich nicht, warum es mir so nahegeht.
Und mit einem Mal spüre ich tief in mir Angst. Und Unsicherheit.
Ich habe keine Ahnung, ob ich mit all dem umgehen kann. Was ist, wenn die nächste Leiche, auf die ich zugehe, Pax ist? Was ist, wenn er sich überschätzt und doch nicht clean bleiben kann? Ich weiß einfach nicht, ob ich stark genug bin, es herauszufinden.
Ich spüre, dass mich Pax beobachtet, als könne er meine beunruhigenden Gedanken lesen.
Als ich aufsehe, begegne ich seinem Blick, und er schaut mich mit einem unsicheren, weichen Ausdruck in den Augen an und zieht die Brauen in die Höhe, als wolle er fragen:
Geht’s dir gut?
Ich nicke.
Und schenke ihm zum Beweis ein kleines Lächeln.
Dabei bin ich mir ganz und gar nicht sicher, ob es mir gut- geht.
Also war mein Lächeln eine Lüge.
Ich schließe die Augen.
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Kapitel 18
Pax
D as muss furchtbar für Sie gewesen sein«, sagt Dr. Tyler in seiner ruhigen Art, während er wieder einmal auf seinem albernen Notizblock herumkritzelt. »Jill so zu finden, in Ihrem eigenen Garten. Das würde jeden mitnehmen.«
Er hält inne und sieht mich an. Ich bin bereits seit einer halben Stunde hier, und – ganz ehrlich – ich habe keine Ahnung, warum ich gekommen bin. Außer dass ich nicht weiß, was ich mit alldem anfangen soll, das gerade in meinem Leben passiert. Ich habe ein bisschen das Gefühl, als würde ich mich abstrampeln, als hätte ich die Kontrolle verloren. Also, eines hatte das Dope für sich: Es gab mir immer das Gefühl, Herr der Lage zu sein … auch wenn es nicht so war.
»Natürlich war es furchtbar«, erwidere ich. »Da lag eine Tote hinten in meinem Garten. Es war erschreckend.«
Dr. Tyler blickt mich unverwandt an. »Da lag eine Tote in Ihrem Garten, mit der Sie eine sexuelle Beziehung hatten. Sie hat versucht, Sie vor Ihrem Tod zu erreichen. Sie haben mehr als nur ein vorübergehendes Interesse an dem Ganzen, Pax. Sie müssen sich damit befassen, was Sie dabei empfinden. Können Sie mir sagen, was Sie empfinden?«
»Ich bin stinksauer, wenn Sie’s unbedingt wissen wollen«, sage ich und funkele ihn wütend an. »Wieso musste sie ausgerechnet zu mir kommen, um an einer Überdosis zu sterben? Wollte sie vielleicht damit was beweisen? Ich hatte ihr gesagt, dass Schluss ist – auch wenn es eigentlich gar nichts zu beenden gab. Was uns verband, diente lediglich der Zweckerfüllung, das ist alles. Ich wusste nicht einmal ihren Nachnamen.«
Dr. Tyler sieht mich nachdenklich an, und ich habe das Gefühl, als versuche er, in mich hineinzuschauen.
»Sind Sie wirklich wütend, weil sie in Ihrem Garten gestorben ist?«, fragt er mich schließlich. »Oder sind Sie wütend, weil Sie nicht bei ihr waren? Oder nicht für sie da waren, als sie Sie um Hilfe gebeten hat? Wissen Sie, was in ihren SMS stand? Oder haben Sie Ihr Handy über Bord geworfen, ohne sie zu lesen?«
Jetzt bin ich richtig angefressen, aber hauptsächlich deshalb, weil er recht hat. Das sind genau die Dinge, über die ich mir schon den Kopf zerbrochen habe.
»Wollen Sie damit etwa sagen, dass es meine Schuld gewesen ist, weil ich ihre SMS nicht gelesen habe? Die Frau war durchgeknallt. Sie war ein Junkie und brauchte Hilfe. Ich habe ihr gesagt, sie solle sich Hilfe besorgen, aber sie hat sich entschieden, es nicht zu tun.«
Dr. Tyler hält eine Hand in die Höhe.
»Natürlich will ich damit nicht sagen, dass es Ihre Schuld gewesen ist«, erklärt er besänftigend. »Das war es nicht. Sie ist für ihre
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