If You Stay – Fuereinander bestimmt
gibt Paul zu, und er klingt dabei eigenartig distanziert und betrübt.
»Ich habe nie gewusst, was ich tun sollte, wie ich es verhindern könnte.«
»Das können Sie auch nicht«, entgegne ich ungläubig. »Pax hat etwas Tragisches und Entsetzliches erlebt. Er hätte sich schon vor Jahren mit der Hilfe eines Therapeuten damit auseinandersetzen müssen. Ihm zu erlauben, es zu verdrängen, war unverzeihlich. Tut mir leid. Ich kenne Sie nicht, und vielleicht halten Sie es für anmaßend, wenn ich so über Sie spreche, aber ich kenne Pax, und er hatte das einfach nicht verdient. Nichts von alledem.«
Es herrscht für eine Weile Schweigen in der Leitung, doch dann spricht Paul weiter.
»Sie verstehen das nicht. Nach Susannas Tod hat sich Pax geweigert, darüber zu reden. Ich habe ihn zu einem Therapeuten gebracht, aber er hat sich auch dort geweigert, darüber zu sprechen. Er hatte Alpträume, wollte sie aber nie beschreiben oder mir sagen, worum es in ihnen ging. Ich konnte ihm nicht helfen, weil er sich nicht hat helfen lassen.«
»Er konnte nicht darüber reden, weil der Mörder Ihrer Frau Pax bedroht hat. Er hat ihm gesagt, dass er ihn aufspüren und ihn umbringen würde, wenn er mit irgendjemandem darüber spräche. Dass Pax ins Gefängnis käme, weil er seine Mutter umgebracht hat. Und nein, er kommt ganz und gar nicht gut damit klar, wie Sie sich vielleicht vorstellen können.«
»Soll ich vorbeikommen? Was meinen Sie?«, erkundigt sich Paul zögernd. Ich bin entsetzt und schockiert. Ich an seiner Stelle würde mich, wenn Pax mein Kind wäre, umgehend auf den Weg machen. Ich würde gar nicht erst fragen, würde darauf bestehen. Doch Paul Tate zögert. Ich kann es einfach nicht glauben.
»Tun Sie das, was Sie für richtig halten«, erwidere ich wütend, bevor ich das Gespräch beende. Mir ist klar, dass ich damit nicht gerade einen guten ersten Eindruck bei Pax’ Vater hinterlassen habe, aber das ist mir egal. Wie kann er nur derart selbstsüchtig sein?
Während ich mich zu beruhigen versuche, höre ich mit einem Mal ein lautes, dumpfes, wiederkehrendes Geräusch.
Wumm.
Wumm.
Wumm.
Ich spitze die Ohren und folge dem Geräusch. Es kommt aus dem Untergeschoss. Neugierig tappe ich die Holztreppe hinunter und finde Pax in Unterhose auf einen Punchingball einschlagend vor, der von einem Deckenbalken herabhängt. Ich wusste gar nicht, dass er so etwas hier unten hat. Andererseits hatte ich auch noch niemals zuvor einen Grund, hier unten zu sein.
Er ist verschwitzt, und seine Muskeln treten hervor, als er dem Sack einen Schlag nach dem anderen verpasst. Immer und immer wieder, mit aller Kraft. Er bemerkt nicht einmal, dass ich dastehe und ihn beobachte. Er konzentriert sich einzig und allein auf das, was er gerade tut.
Wumm.
Wumm.
Wumm.
Es droht, mir das Herz zu zerreißen, und ich atme tief ein. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Ich schleiche zurück die Treppe hinauf, lasse mich an der Wand zu Boden gleiten und bleibe dort sitzen. Ich kann seine Schläge hören. Wieder und wieder und wieder. Ich habe Angst, dass er sich verletzen könnte. Aber ich weiß, dass er nicht aufhören wird, selbst wenn ich ihn darum bitte.
Ich sitze mindestens eine Stunde so da, die Ellenbogen auf meinen Knien, den Kopf in den Händen. Und dann hören die Schläge endlich auf. Stille kehrt ein, und Schritte sind auf der Treppe zu hören.
Ich schaue hoch, als Pax auftaucht.
Er blickt auf mich herab, dann bückt er sich und zieht mich auf die Füße.
Er ist verschwitzt, aber das ist mir egal. Ich lehne meinen Kopf an seine Brust.
Er trägt mich wortlos die Treppe hinauf ins Schlafzimmer, wo er seine Unterhose auszieht und nach mir greift. Ich bin überrascht, schmiege mich aber in seine Arme. Wenn das die Art von Trost ist, die er benötigt, dann soll er ihn bekommen. Ich werde alles tun, um ihm den Schmerz zu nehmen.
Seine Lippen pressen sich fest, fordernd auf meinen Mund. Ich erwidere den Kuss, aber mir wird rasch klar, dass das hier kein normaler Sex sein wird. Er scheint getrieben von seinen inneren Qualen und der Befriedigung seiner Lust. Er beugt mich über das Bett und dringt ohne Vorspiel von hinten in mich ein. Ich zucke ein wenig zusammen, aber es dauert nicht lange, bis ich feucht bin.
Er packt meinen Hintern und stößt immer härter zu.
Ich klammere mich in die Steppdecke des Betts und starre darauf. Das hier ist nicht wirklich Pax. Er versucht nur gerade mal
Weitere Kostenlose Bücher