If you stay – Füreinander bestimmt
deine Entschuldigung von gestern ist noch nicht vom Tisch; denn wenn das so ist, dann glaube ich, dass du recht hattest. Vielleicht ist diese Sache wirklich ein Risiko wert.«
Sie spielt nervös mit ihren Händen herum.
Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe, spiele den Begriffsstutzigen.
»
Diese Sache?
Könntest du dich vielleicht ein wenig präziser ausdrücken?«
Anstatt mir eine Antwort zu geben, beugt sie sich, ohne zu zögern, vor und küsst mich mitten auf den Mund.
Die Lippen, von denen ich gestern noch Phantasievorstellungen hatte, liegen auf den meinen, und ihre Zunge ist in meinem Mund. Ich weiß, dass ich nach Whiskey und Zigaretten schmecke, aber das ist mir egal, und ihr scheint es auch nichts auszumachen. Sie dagegen schmeckt himmlisch.
Schließlich weicht sie zurück, und ich sehe, dass sie ein bisschen atemlos ist.
»Also war das ein Ja?«, fragt sie zögernd.
Ich schüttele verwundert den Kopf und lächele sie an. Sie hier zu haben ist einfach toll. Mir schwillt die Brust wegen diesem umwerfenden Gefühl, so dass ich kaum zu glauben vermag, was ich als Nächstes sage.
»Das ist ein Ja«, teile ich ihr mit. »Und meine Entschuldigung ist noch nicht vom Tisch. Aber ich bin dir vermutlich schon wieder eine schuldig.«
Kapitel 10
Mila
M ein Blick ist auf Pax gerichtet.
Obwohl er sagenhaft aussieht, wirkt er etwas mitgenommen, so als hätte er eine verdammt harte Nacht hinter sich. Inzwischen hat er einen Zweitagebart, und er trägt dieselben Klamotten wie gestern. Seine Augen sind gerötet, als hätte er nicht viel geschlafen. Oder viel zu viel getrunken. Oder es mit etwas anderem übertrieben.
Ich verenge meine Augen zu Schlitzen.
»Wofür musst du dich denn noch entschuldigen?«, frage ich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt wissen will. Und er scheint sich alles andere als sicher, ob er es mir sagen soll. Ich weiche ein paar Schritte zurück. Es kann ja eigentlich nicht schlimmer sein, als sich von Jill einen blasen zu lassen, oder?
Er hält eine Hand in die Höhe. »Warte, Mila. Hör einfach nur zu.«
Er starrt mich an.
Ich starre zurück.
Er seufzt.
Ich warte.
»Ja?«, sage ich fragend, und selbst ich vermag die Beklommenheit in meiner Stimme zu hören. Ich schlucke. Er senkt den Kopf, hebt ihn dann wieder, um mich anzusehen.
»Ich glaube, wir haben hier die Chance auf etwas richtig Gutes, und ich will es nicht dadurch versauen, dass ich es mit Lügen beginne.«
Nun bin ich verwirrt. Lügen? Hat er mich denn schon angelogen? Offenbar kann er Gedanken lesen, denn er schüttelt den Kopf.
»Ich habe dich noch nicht angelogen«, sagt er, »aber wenn ich dir nicht erzähle, was ich gestern Abend getan habe, dann wirst du nicht verstehen, was ich für ein Mensch bin. Und das wäre wohl die größte Lüge überhaupt.«
»Was für ein Mensch bist du denn?«, flüstere ich. »Hast du letzte Nacht irgendetwas mit mir angestellt?« Der leichte Morgenwind weht mir das Haar ins Gesicht, und ich streiche es mir ungeduldig hinter die Ohren zurück. Ich muss das hören, selbst wenn es nicht angenehm sein sollte.
Pax zaudert verunsichert. Eine riesige Last legt sich auf mein Herz, als ich den Ausdruck auf seinem Gesicht sehe, der nichts Gutes verheißt. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, hierherzukommen. Ich hätte es wissen sollen. Am liebsten würde ich davonlaufen, doch ich widerstehe dem Drang und bleibe, beide Füße fest im Sand, stehen.
Pax bemerkt meinen Blick, hebt sein Kinn und stößt einen tiefen Seufzer aus.
»Ich bin ein Mensch, der sich besäuft und dann loszieht und dämliche Sachen anstellt, weil ich versuche, damit meine Wut zu verdrängen. Oder meinen Schmerz. Ich gehe mit Problemen nicht gerade auf gesunde Art und Weise um. Anstatt zu versuchen, mich mit ihnen auseinanderzusetzen, wende ich mich meist Drogen oder Frauen zu. Oder dem Whiskey. Gestern Abend war es der Whiskey und eine Frau. Diese Frau warst aber nicht du. Ich habe wirklich nicht versucht, die Situation mit dir auszunutzen.«
Mir stockt der Atem. Ich habe das Gefühl, als hätte er mir einen Schlag in die Magengrube versetzt. Da habe ich mich gestern den ganzen Tag über gequält, und er hat mit einer anderen geschlafen? Offenbar findet er mich nicht wirklich begehrenswert, denn sonst hätte er sicherlich etwas versucht, als ich gestern Nacht in seinem Bett gelegen habe.
Ich bin fassungslos und tue das einzig Richtige, das jede anständige Frau in einer solchen Situation tun
Weitere Kostenlose Bücher