If you stay – Füreinander bestimmt
würde: Ich gehe.
»Ich bin weg«, murmele ich.
Einen Fuß vor den anderen setzend, marschiere ich den Strand hinunter. Beim Gehen versinke ich im tiefen Sand, und meine Schritte werden ebenso schwer wie mein Herz. Ich konzentriere mich auf den Boden vor mir und versuche, den stechenden Schmerz in meiner Brust zu ignorieren. Ich weiß, dass es total unlogisch ist, sauer zu sein, da er nicht versucht hat, die Situation auszunutzen. Aber in Anbetracht der Umstände verletzt es mich auch ein bisschen. Und ich hätte bestimmt nicht »Vergewaltigung« geschrien, denn schließlich begehre ich ihn.
Und genau deshalb tut diese ganze Sache so weh.
»Mila! Warte!«, ertönt Pax’ Stimme hinter mir. Ich höre seine Schritte und bleibe stehen, als er mich am Arm packt. »Bitte, warte. Ich muss dir etwas erklären. Und wenn du dann immer noch gehen willst, kannst du das tun.«
Ich drehe mich langsam um und blicke ihn an. Seinem angespannten Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist ihm viel daran gelegen, das loszuwerden, was er zu sagen hat, und ich nicke.
»Ich könnte allerdings auch jetzt schon gehen, wenn ich wollte. Ich benötige dazu keine Erlaubnis von dir. Aber ich werde mir anhören, was du zu sagen hast.«
Es zuckt um seine Lippen, ganz so, als amüsiere ihn mein Versuch, ihm vor Augen zu führen, dass ich eine unabhängige Frau bin. Ich verstehe wirklich nicht, was daran so lustig sein soll. Ich presse meine Lippen aufeinander, die Hände in die Hüften gestemmt, und warte.
Pax scheint sich schon wieder ein Lachen verkneifen zu müssen.
»Natürlich kannst du jetzt schon gehen«, sagt er, »aber wenn du nicht so lange warten willst, bis ich dich fahre, dann müsstest du nach Hause laufen, denn dein Wagen steht immer noch an der Bar.«
Ich mache ein langes Gesicht. So viel zu meinem Versuch, resolut zu sein. Sieht so aus, als wäre ich auf ihn angewiesen.
Aus seinem Gesicht ist mit einem Mal jede Spur von Amüsiertheit verschwunden.
»Du musst etwas über mich wissen«, sagt er geduldig. »Würdest du bitte zurückkommen und dich hinsetzen?«
Ich werfe einen Blick zu den Liegestühlen hinüber, wo er offenbar die Nacht verbracht hat, und nicke kurz. Dann folge ich ihm zurück und mache es mir in einem davon bequem. Anstatt den daneben stehenden Liegestuhl zu nehmen, setzt sich Pax auf meinen, direkt neben meine Beine. Ich warte.
Es dauert einen kurzen Augenblick, ehe er beginnt.
»Ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen, deshalb weiß ich nicht so recht, wie ich anfangen soll«, bekennt er mit einem gequälten Lächeln. »Habe bitte Geduld mit mir, ja?«
Ich nicke wieder schweigend und warte darauf, dass er sagt, was er zu sagen hat.
»Ich bin total verkorkst«, gibt er offen zu, und ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
»Nun, das wäre ja schon einmal ein Anfang«, stelle ich fest, und er lächelt auch, aber es ist ein schmerzliches Lächeln, und ich verspüre ein kleines Stechen in meinem Herzen.
»Ich will ganz offen zu dir sein. Ich bin wirklich total verkorkst. Ich habe noch nie eine richtige Beziehung gehabt. Hatte es immer nur – entschuldige bitte den Ausdruck – mit Barschlampen zu tun, und ich habe keine Ahnung, wie das in einer richtigen Beziehung mit einer normalen Frau läuft. Als du gestern gesagt hast, dass das mit uns keine gute Idee sein würde, da hat es weh getan. Ich komme nicht so gut mit Zurückweisung klar. Und dann musste ich noch wegen einer Sache zu meinem Vater nach Chicago, und es war einfach ein wirklich beschissener Tag. Ich habe an einer kleinen Bar in der Stadt angehalten und hatte dort mit einer Frau Sex. So mache ich das nun mal für gewöhnlich. Ich versuche, jeden Schmerz und jede Wut mit Hilfe von Drogen oder Frauen zu verdrängen.«
Er hält für einen Moment inne. Ich fühle mich innerlich wie taub, während ich ihn anstarre.
»Du hast sie nicht einmal gekannt?«, flüstere ich.
Pax schüttelt den Kopf.
»Nein. Ich habe sie nicht einmal gekannt. Aber das Komische ist, dass ich es nicht zu Ende bringen konnte. Ich hatte immer nur dein Bild vor Augen. Und mit einem Mal wurde es mir in dieser schäbigen kleinen Bar zu eng, und ich konnte gar nicht schnell genug dort rauskommen. Ich habe auf der Fahrt nach Hause immer nur an dich denken müssen. Und als ich dich dann im Bear’s Den sah, da habe ich im ersten Moment keine Luft mehr bekommen. Aber du warst mit einem anderen da, und du hattest mir ja schon deutlich gemacht, dass du mich nicht
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