Ihr Freund, der Ghoul
schwarze Hose, die so eng lag wie Strümpfe und jeden Muskel ihrer Beine deutlich hervorhob.
Carruthers atmete schneller. Er hatte sogar einen trockenen Hals bekommen und musste des öfteren schlucken, um sich überhaupt in der Gewalt zu haben. »Ich glaube«, sagte er dann, »dass ich eine richtige Entscheidung getroffen habe. Ich wusste schon damals, dass mehr in dir steckt. Du bist etwas Besonderes, Kleine.«
»Möglich…« Eve triumphierte innerlich. Es lief alles genau nach Plan. Dieser Kerl war voll auf sie reingefallen, und so hatte es auch sein sollen. Sogar Rouge hatte sie aufgelegt und sich mit Parfüm besprüht, denn ihr waren die Bemerkungen der Kundin nicht aus dem Kopf gegangen, die von einem leichten Friedhofsgeruch gesprochen hatte. Auch Carruthers hatte sich umgezogen. Einen unmodernen dunkelblauen Anzug mit breiten Revers trug er. Das Zeug war ihm viel zu eng geworden, auch das Hemd spannte über seinem Bauch. Zwei Knöpfe standen offen. In der Öffnung schimmerte die helle Haut.
»Ja«, sagte er leise und noch immer unter dem Eindruck seiner jungen Besucherin stehend. »Ich habe schon alles aufgesetzt. Der Vertrag liegt in meinem Büro. Wir beide brauchen ihn nur noch zu unterschreiben, das ist alles.« Er deutete eine linkische Verbeugung an, so wie er es bei Kunden auch tat, und deutete auf den Durchgang. Der Vorhang war bereits zurückgeschoben.
»Danke.« Eve ging vor. Fest entschlossen, denn sie wusste genau, was sie tat. Aus dem kleinen Mädchen war eine junge Dame geworden. Carruthers schlich hinter ihr her. Er schüttelte den Kopf, da er die Verwandlung seiner Angestellten noch immer nicht fassen konnte. Bald würde sie keine Angestellte mehr sein, sondern Teilhaberin. Er selbst hatte ihr den Vorschlag unterbreitet und auch nicht mehr weiter darüber nachgedacht, aber plötzlich kamen ihm Bedenken.
Hatte er richtig gehandelt? Oder würde es Eve Bennett gelingen, ihn auszupokern? Wer sich innerhalb weniger Stunden so auffällig verwandeln konnte, der musste einfach noch andere Qualitäten haben. Carruthers wurde plötzlich vorsichtig…
Eve hatte vor ihm das Büro betreten und war zielstrebig auf den Schreibtisch zugegangen, auf dem eine aufgeschlagene Dokumentenmappe lag. »Ist das der Vertrag?«
»Ja.«
Sie griff bereits nach dem Füller, als sie die Hand des Mannes auf ihren Fingern spürte. »Nein, Eve, nicht so schnell. Das hat noch etwas Zeit, meine ich.«
»Wieso?«
»Wollen wir nicht erst einen kleinen Schluck trinken?«
Eve war nicht gerade begeistert. »Können wir das nicht anschließend machen?«
»Dann natürlich auch. Aber ich will, dass wir zuvor ebenfalls einen Schluck nehmen.«
Sie wollte keine Spielverderberin sein und stimmte zu. »Meinetwegen, aber nur ein Glas.«
»Klar. Es ist übrigens Champagner. Ich habe die Flasche erst säubern müssen, so lange lag sie schon im Keller.«
Gläser standen bereit. Die Flasche war von Henry schon entkorkt worden. Er schenkte ein und schaute den Perlen nach, die vom Grund des Glases in die Höhe stiegen.
Eve war stehen geblieben. Er sah sie nicht, er fühlte sie, und er spürte, dass seine zukünftige Geliebte dicht hinter ihm stand und ihn beobachtete.
Das machte ihn nervös. Beim zweiten Einschenken schäumte der Champagner über, er ärgerte sich darüber und war froh, dass Eve den Vorgang nicht kommentierte. Mit den beiden Gläsern in der Hand drehte er sich um und reichte Eve eines davon.
»Danke.«
»Trinken wir auf uns«, sagte er. »Auf uns und unsere gemeinsame Zukunft. Einverstanden?«
»Sicher.«
»Cheers.«
Der Mann setzte den Glasrand an die Unterlippe und nahm einen tiefen Schluck. Eve nippte nur daran. Sie verzog den Mund. Vielleicht hätte der Champagner vor fünf Jahren mal geschmeckt, aber er hatte einfach zu lange gelagert, und das merkte man dem Gesöff an. Das Getränk war bitter und gleichzeitig noch sauer.
Mit dem zweiten Schluck leerte Carruthers sein Glas. »Eiskalt!« flüsterte er. »Verdammt, das tut gut.«
»Sicher.« Sie stellte das nur angenippte Glas weg.
»Hat es dir nicht geschmeckt?«
»Ich bin so etwas eben nicht gewohnt.«
Carruthers starrte sie an. Dann begann er fett zu lachen. »Das ist gut, Eve, das ist wirklich gut. Nicht gewohnt, sagst du?« Wieder lachte er.
»Noch besser, wirklich. Aber das soll sich ändern. Wenn wir erst einmal den Laden auf Vordermann gebracht haben, werden wir uns jeden Tag Champagner leisten können, das verspreche ich dir.«
»Zuvor
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