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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Leuchtreklame des kleinen Kinos glühte. Die Typen, die dort standen und auf den Beginn der Vorstellung warteten, interessierten sich nicht für sie.
    Eve Bennett arbeitete lange genug in dem Laden, um auch die Nachbarschaft zu kennen. Sie wusste genau, dass in einigen Häusern auf der gegenüberliegenden Seite Menschen wohnten, die sehr neugierig waren. Oft genug hatte sie erlebt, dass auch bei Dunkelheit Frauen in den Fenstern lagen und auf die Straße schauten. Das war im Sommer gewesen. Vielleicht hockten sie im Winter hinter den Scheiben. Dieses Risiko musste Eve einfach eingehen. Sehr vorsichtig zog sie sich wieder zurück, denn sie hatte Stimmen gehört. Zwei Fußgänger würden in wenigen Sekunden den Laden erreicht haben. Schnell schloss sie die Tür ab.
    Dann sah sie Schatten draußen vorbeihuschen. Die aufgeklappten Regenschirme wirkten wie überdimensionale Pilze.
    Eve riss sich zusammen. Ihr Herz schlug viel schneller als normal. Auch spürte sie den Magendruck, der sich so unangenehm ausgebreitet hatte. Diese Dinge waren ihr völlig fremd. Es war zwar nicht die erste Leiche, die sie wegschaffte, nur hatte sie es nie vor ihrer Haustür erledigt. Das war eben der kleine, aber dennoch gravierende Unterschied. Viel Zeit konnte sie sich nicht mehr lassen. Ihr Freund war hungrig. Er musste sein Opfer bekommen, dennoch wollte sie ihn hinhalten, und nur so schaffte sie es. Sein wahres Ziel war ungeheuer. Wenn sie darüber nachdachte, bekam selbst sie einen Schauer.
    Er war gewachsen und gewachsen. Bald würde ihn nichts mehr unter der Oberfläche halten. Er würde zu einem Riesen werden und London in eine schreckliche Gefahr bringen.
    Eve stellte die Glocke ab. Niemand sollte etwas hören. Sie tastete noch nach den Schlüsseln, fand sie und begab sich daran, das schwierigste Stück Arbeit zu erledigen.
    Zunächst einmal klemmte sie die Tür fest. Dann wieder ein Blick nach draußen, es war alles ruhig. Sie ging zwei kleine Schritte zurück, bückte sich, hob die Leiche an und schleifte sie auf den Gehsteig. Nur wenige Schritte waren es bis zu ihrem Wagen. Hätte sie den Toten nicht eingepackt, wäre es ihr vielleicht leichter gefallen, so aber konnte sie nur in die Falten der Decken greifen. Durch den Druck und das Zerren verschob sich der Stoff, der Tote rollte auf die linke Seite und rutschte zudem noch so weg, dass plötzlich ein Arm aus einer Lücke baumelte. Seine bleiche Hand schleifte dabei über den Boden, und die Fingernägel kratzten über den Asphalt.
    Zusätzlich hörte Eve noch Stimmen. Da kamen einige Jugendliche aus dem Kino. Ihre Gestalten wurden zu scharf konturierten Schatten, als sie vom Scheinwerferlicht eines fahrenden Wagens getroffen wurden. Eve Bennett durfte keine Rücksicht mehr nehmen. Auch wenn die Leiche aus den beiden Decken rutschte, wichtig war nur, dass sie den Toten so rasch wie möglich im Kofferraum des Wagens verstaute. Zum Glück war die Heckklappe nicht abgeschlossen. Sie drückte den kleinen Zylinder nieder, die Hecktür schwang hoch, und gleichzeitig schaltete sich auch die Innenbeleuchtung des Wagens ein. Eve hörte, wie sich die jungen Männer unterhielten. Sie waren sauer und schimpften.
    »Mist, dass der Projektor im Eimer war.«
    »Kommen wir eben morgen wieder.«
    »Dann habe ich aber Seminar«, meinte ein dritter. Eve bekam dies alles mit, während sie sich beeilte und den schweren Körper anhob. Sie hatte das Gefühl, sich auf einer Insel zu befinden, wo alles um sie herum verschwamm, so unwirklich und fern wurde und sie sich einzig und allein auf die eine Aufgabe konzentrierte und darauf, nicht entdeckt zu werden.
    Wie sie den toten Körper schließlich in den Wagen bekommen hatte, wusste sie selbst nicht zu sagen. Jedenfalls lag er dort mit angewinkelten Beinen, und er passte soeben hinein. Als sie die Klappe zuwarf und die Tür verschloss, waren auch die drei jungen Männer da. Sie blieben stehen. Eve fuhr herum. Trotz der Dunkelheit sahen die drei ihre Erregung und auch die Erschöpfung, vielleicht den Schweiß auf ihrem Gesicht, denn einer von ihnen fragte, ob er helfen könnte.
    »Nein!« keuchte sie. »Danke, ist nett von euch. Aber ich habe es geschafft.«
    »Was transportierst du denn da noch weg?«
    »Nichts von Bedeutung.«
    »Ich würde aufpassen. Vorhin habe ich einen Bullen gesehen.« Der junge Mann grinste. »Du stehst nämlich im Parkverbot. Hau lieber ab.«
    »Danke für den Rat.«
    »Gern geschehen.« Die drei gingen weiter, und Eve Bennett fiel

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