Ihr Freund, der Ghoul
hinzuaddierte, hatte ich das Gefühl, als wäre dieser Ghoul ein Riesenableger seiner Sorte…
***
Er lebte da, wo ihn keiner sah. Und dies schon seit Jahren. Er rechnete nicht in Zeiten, sondern in Leichen. Er war ein Geschöpf, wie man es sich schlimmer kaum vorstellen konnte.
Eine gewaltige, gelbgrün schimmernde Masse, die sich immer mehr ausdehnte, je größer ihre Sucht nach frischer Nahrung wurde. Damals, als London unter den Bomben erbebte, hatte er schon existiert, und sich in den finstersten Kanälen der Riesenstadt verkrochen. Er hatte die Detonationen vernommen, die schweren Einschläge, das Jaulen der Granaten, er hatte die Menschen flüchten und sterben sehen. Damals war seine Beute reichlich gewesen.
Das hatte sich später geändert. Da hatte er die Toten suchen müssen, um zu überleben, und ihm war auch aufgefallen, dass sich einiges veränderte. Eines Tages hatte auch er die posthypnotische Nachricht bekommen, dass jemand auferstanden war, um Ghouls und Zombies zu einer Armee zu vereinen.
Er jedoch hatte nicht darauf gehört. Schon immer war er ein Einzelgänger gewesen. Andere Ghouls, die ebenfalls in London lebten, hatten sich dem Aufruf angeschlossen und waren zu Xorrons Dienern geworden.
Auch das ging vorbei.
Xorron, der Unbesiegbare, existierte nicht mehr, aber der Ghoul hatte überlebt, und er war weitergekrochen, hatte sich versteckt, immer wieder neue Verstecke gefunden und war eines Tages mit einer Flüssigkeit in Berührung gekommen, die irgendein Industrieunternehmen durch die Abwasserkanäle leitete.
Sie war schädlich und in hoher Konzentration auch tödlich. Das galt sowohl für Ratten als auch für Menschen. Nur nicht für ihn. Er, der sich bis dato von den Toten ernährt hatte, war mit der Flüssigkeit in Berührung gekommen und hatte feststellen müssen, dass dieses Gift bei ihm eine gegenteilige Wirkung hervorrief.
Es zerstörte nicht, es baute auf. Er merkte, dass er wuchs. Schon bald war sein Versteck zu klein für ihn geworden. So sah sich der Ghoul gezwungen, ein anderes zu suchen, das aber auch sehr schnell zu eng wurde.
Er wuchs und wuchs…
Den Begriff Riese kannte er zwar nicht, aber der Ghoul wuchs allmählich zu einem Riesenmonstrum heran. Zu einer Masse Dämon, die quallig und schleimig ein großes Gebiet ausfüllte und immer noch nicht gesättigt oder am Ende des Wachstums war.
Sein Körper war aufgedunsen, hatte krakenähnliche Formen angenommen und seine Greifarme in einigen Kanälen verteilt. Er wanderte auch. Manchmal schob er sich ans Tageslicht. Dann drückte er die in den Hinterhöfen liegenden Gullydeckel in die Höhe und verbreitete einen bestialischen Gestank.
Den Hauch von Tod und Grab…
Nahrung brauchte er wie früher. Ohne die Toten war er verloren, da würde er einfach austrocknen, aber er hatte zum Glück jemand gefunden, dem er vertrauen konnte.
Auch das war ein Mensch…
Manchmal drängte es ihn, sich ans Tageslicht zu schieben. Einmal hatte er es versucht, war aber von spielenden Kindern entdeckt worden, die daraufhin hastig die Flucht ergriffen hatten.
Ihren Berichten schenkte kein Erwachsener Glauben, und so konnte der Ghoul auch weiterhin unentdeckt bleiben, sogar noch wachsen, denn die Firma ließ weiterhin ihre giftigen Abwässer in die unterirdische Kanalisation ab.
Was für den einen tödlich sein konnte, das war für den anderen ein Lebenselixier. So wie für diesen Ghoul, der immer noch wuchs und irgendwann den Durchbruch schaffen musste.
Es war nur eine Frage der Zeit…
***
Eve Bennett war schon ungeduldig erwartet worden, und Henry Carruthers bekam große Augen, als Eve das Geschäft betrat und ihre Jacke abstreifte.
»Das gibt es doch nicht!« flüsterte er.
»Wieso?« fragte sie kokett.
»Du siehst ja wahnsinnig aus.«
»Wahnsinnig gut oder wahnsinnig schlecht?«
»Gut natürlich.«
»Das will ich auch gehofft haben.«
Henry Carruthers hatte nicht übertrieben. Eve sah tatsächlich stark aus. Das blonde Haar trug sie offen. Ihre Ohren schmückten grüne Kugelringe, und die dunkle, bis über die Hüften fallende Bluse aus seidig schimmerndem Stoff zeigte ein Muster von hellen Punkten. Am meisten jedoch fiel der Ausschnitt auf. Er stach als langgezogenes V bis in das Tal zwischen ihren vollen Kugeln hinein, und wenn sie sich bewegte, öffnete sich der Stoff noch weiter.
»Gott, bist du schön!« stöhnte der Mann. Er ging einmal um das Mädchen herum, als wäre sie ein kostbares Juwel. Sie trug noch eine
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