Ihr Freund, der Ghoul
müssen wir unterschreiben.«
Henry nickte und verengte gleichzeitig die Augen. »Wie recht du hast, Eve, aber du hast es auch sehr eilig.«
»Wollten wir nicht was essen?«
»Auch das.«
»Dann bitte.«
Er holte durch die Nase Luft. Noch zögerte der Mann, weil er plötzlich das Gefühl hatte, so etwas wie sein eigenes Todesurteil zu unterschreiben. Er starrte Eve an.
Die ahnte etwas von seinen Gedanken und setzte raffiniert, wie sie war, ihren Körper ein. Sie drückte sich ein wenig zur Seite und schob gleichzeitig ihren Busen vor. So vergrößerte sich der Ausschnitt noch weiter und lenkte Carruthers von den eigentlichen Problemen, die ihn quälten, ab.
»Ich… ich hatte es ja versprochen.« Er trat an seinen Schreibtisch heran und nahm dort Platz. Für einen Augenblick dachte er daran, dass er etwas aus der Hand gab, das ihm jahrelang gehört hatte, aber es gab kein Zurück mehr.
Mit zitternder Hand nahm er den Füllfederhalter hoch. Zwei Seiten umfasste der Vertrag, den er später noch zu einem Notar bringen wollte, damit dieser ihn beglaubigte. Wichtig jedoch waren die beiden Unterschriften der Partner. Als erstes setzte er seinen Namen darunter. Etwas krakelig schrieb er und ärgerte sich selbst darüber. Eve blickte über seine Schulter. Er sah nicht ihr kaltes Lächeln, stand ruckartig auf und sagte mit belegter Stimme: »Jetzt bist du an der Reihe.«
»Gern!« Mit dem Schwung ihrer Jugend nahm Eve Platz. Diese Bewegung erinnerte den Mann wieder an sein Alter. Verdammt, sie hätte seine Tochter sein können. Er wollte gar nicht sehen, wie sie unterschrieb, und schenkte sich statt dessen noch ein Glas ein. Wieder leerte er es mit einem Zug, stieß auf und stellte es zur Seite. Da erhob sich auch das Mädchen. »Fertig!«
Er nickte. »Ja, und jetzt bist du Teilhaberin.« Auf seinem Gesicht waren rote Flecken erschienen. Irgendwie fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut. »Wir lassen das Geschäft auch weiterhin unter meinem Namen laufen. Niemand braucht zu wissen, welch einen Vertrag wir geschlossen haben. Das geht nur uns etwas an. Und natürlich den Notar. Aber der wird schweigen.« Er atmete tief ein und hatte endlich seine Beklemmung überwunden. »Du gehörst mir zwar nicht«, sagte er, »aber die Regeln stehen fest. Du hast ja zugestimmt.«
»Natürlich.«
Eve hatte dies so locker dahingesagt, dass er sämtliche Bedenken über Bord schleuderte, auf sie zuging und sie in seine Arme nehmen wollte. Im letzten Moment zögerte er, weil sie sich nicht rührte. »Na, nun sei nicht wie ein Eisblock.«
»Das bin ich auch nicht. Dir wird schon heiß genug werden, Henry, das verspreche ich dir.« Die vertraute Anrede rutschte ihr glatt über die Lippen.
Und Henry griff zu. Er umklammerte dieses junge Mädchen wie einen Rettungsanker. Er presste sich an diese für ihn so herrlichen Rundungen, er bewegte sich dabei von einer Seite auf die andere, kostete alles aus, und Eve Bennett ließ ihn gewähren. Nur ihr Lächeln sah er nicht.
Dann wollte er sie küssen.
Seine noch vom Champagner feuchten Lippen wanderten über ihren parfümierten Hals. Er suchte das Gesicht, ihre Wangen, den Mund und merkte kaum, dass sie ihn ein Stück von sich wegdrückte, denn Eve brauchte Platz, um das Messer zu ziehen.
Nicht umsonst hatte sie sich eine dieser modernen, langen Blusen angezogen. Bis über die Taille reichte der Saum, und unter dem Blusenstoff steckte die Klinge. Sogar eine Scheide hatte sie dafür gefunden, damit sie selbst keine Verletzungen davontrug. Das leise Schleifen, mit dem das Messer aus der Scheide glitt, wurde von beiden überhört. Außerdem war der Mann viel zu sehr beschäftigt. Seine Lippen wanderten bereits ihrem Mund zu. Eve zuckte zusammen und drehte gleichzeitig die Klinge so, dass die gefährliche Spitze ihn bereits an einer empfindlichen Stelle berührte.
»Du machst mich verrückt!« keuchte er, drückte sie an sich, und da geschah es.
Eve schaute nur in sein Gesicht. Sie spürte trotzdem, dass etwas Warmes auf ihre Hand tropfte, aber sie konzentrierte sich auf die Züge des Mannes, die plötzlich erstarrten. Das Gesicht wurde zu einer leblosen Maske. Die Lippen rutschten über ihren Hals, sein Kinn berührte plötzlich ihre Schulter, und aus seinem Mund drang ein abgehacktes Keuchen.
Er ging zurück. Erst einen kleinen Schritt, dann den zweiten. Schon beim ersten hatte sie den Griff des Messers losgelassen und schaute kurz auf ihre Hand, an der das Blut klebte. Dann sah sie
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