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Ihr Job in Atlantis

Ihr Job in Atlantis

Titel: Ihr Job in Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und warf dann einen zögerlichen Blick um die Kante.
    Viel mehr sah er nicht. Auch wieder nur ein langes Stück der Mauer, die allerdings eine Unterbrechung aufwies. Das erkannte er selbst aus diesem Blickwinkel. Plötzlich fühlte auch er sich von der Neugier gepackt. So stark, dass er schweißfeuchte Hände bekam. Auch sein Herz schlug schneller als gewöhnlich, und er ging mit langsamen Schritten an der Mauer entlang. Dabei bewegte er sich auch von ihr weg, um den besseren Sichtwinkel zu erhalten.
    Ja, das war ein Tor.
    Es bestand aus senkrecht stehenden Stäben, die allesamt mit einer Spitze versehen waren. Die Spitzen befanden sich in gleicher Höhe, sodass sie eine Linie bildeten.
    Das war nicht alles.
    Er glaubte es nicht.
    Das Entsetzen fraß sich wie Säure in seinen Körper. An den Spitzen malten sich Gegenstände ab. Erst beim zweiten Hinschauen nahm er wahr, dass es sich dabei um Menschen handelte.
    Um Soldaten.
    Vier insgesamt!
    Jemand hatte ihre Körper auf die Spitzen gerammt und sie wie zur Dekoration ausgestellt.
    Eine Sekunde später kam ihm sein eigener Schrei vor wie der eines Fremden...
    ***
    Etwas klatschte in sein Gesicht, dann brannte die Haut, und sein Schrei verstummte. Es war Kelly O’Brien, die so heftig zugeschlagen hatte und ihn anfuhr: »Bist du denn wahnsinnig, hier so zu schreien?«
    Ike ging zur Seite. Die Wange brannte, doch das war nicht schlimm. Als viel grauenhafter empfand er das, was er eben auf dem Tor entdeckt hatte. Er konnte noch nicht reden und atmete Kelly keuchend entgegen, die ihn anschaute und den Kopf schüttelte.
    »Du hast es nicht gesehen?«, fragte er leise.
    »Was soll ich nicht gesehen haben?«
    Ike’s Antwort bestand aus dem Heben des rechten Arms. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger wies er auf das Gitter. »Das meine ich«, flüsterte er, »genau das...«
    Jetzt hob auch Kelly den Blick. Einmal Hinschauen reichte ihr. Sie erschrak zutiefst, riss einen Arm hoch, als wollte sie die Hand vor die Augen drücken.
    »Na – was hältst du davon?«
    »Oh Gott!«, flüsterte sie nur. »Himmel, das ist ja... das ist ja grauenhaft.«
    »Ja, bestimmt ist es das. Weißt du eigentlich auch, wer das ist? Kannst du sie erkennen?«
    »Ja, sie tragen Uniformen. Es sind die Soldaten. Die Vermissten, von denen auch mein Cousin gesprochen hat. Sie sind nicht mehr in unserer Welt. Man hat sie hergeschafft und aufgespießt wie Vampire. Verdammt, damit habe ich nicht gerechnet.«
    »Schöne neue Welt«, kommentierte Ike. »Du bist doch so begeistert gewesen.«
    »War ich auch.«
    »Was ist jetzt?«
    Kelly schaute sich scheu um. »Frag mich nicht, Ike. Frag mich nicht mehr. Ich kann es dir nicht sagen.«
    »Aber in deinen Büchern kommt doch auch Gewalt vor. Hier hast du es erlebt. Was soll ich dazu noch sagen? Ich weiß nicht einmal, in welch einer verdammten Welt wir uns befinden. Oder kannst du mir da eine genaue Antwort geben?«
    »Nein, das kann ich nicht. Das ist alles so fremd und anders. Ich weiß nicht mehr, was ich dazu sagen soll.«
    »Aber ich.«
    »Und?«
    »Wir müssen so schnell wie möglich weg, verstehst du? Wir können hier nicht länger bleiben. Ich habe keine Lust, zu einem Schaschlik zu werden.« Ike hatte bewußt locker gesprochen, so kam er eher mit dem Grauen zurecht.
    »Ist ja alles klar«, gab sie zu. »Wir werden auch von hier verschwinden. Keine Sorge, es gibt eine Möglichkeit.«
    »Klar, in deinen Büchern.«
    »Nicht nur da, auch im wirklichen Leben.« Dann tat Kelly etwas, was Ike nicht begriff. Sie hob wieder ihre Kamera an und filmte das Tor mit den aufgespießten Toten. Trotz der Angst dachte sie noch an ihren Job. Nicht so Ike. Er zog sich zurück. Er wollte sie nicht mehr sehen und auch nicht mehr riechen, denn die Toten waren schon dabei zu verwesen, und dieser widerlich süßliche Geruch hatte auch seine Nase erreicht.
    Kelly O’Brien schwenkte die Kamera hin und her. Dann hatte sie die Aufnahmen im Kasten. Sie ließ die Kamera sinken und ging zu Ike, der an der Mauerecke auf sie wartete. Sie wollte lächeln, doch es wurde nur eine Grimasse.
    »Bist du jetzt zufrieden?«
    Kelly zog die Schultern hoch.
    »Dann lass uns gehen.«
    »Ike«, sagte sie wie eine Mutter zu ihrem Kind.
    »Das ist nicht so einfach. Wir müssen das Tor erst finden. Von der anderen Seite her hat es sich abgemalt. Von hier aber nicht.«
    »Super. Wo sollen wir suchen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Das weiß ich noch nicht. Trotz allem gehe ich davon aus, dass es nicht weit

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