Ihr letzter Tanz
oder?“
„Eigentlich ist Rhianna im Moment mehr die Schönheit im Studio.“ Dougs Mobiltelefon klingelte, mit einem knappen „Entschuldige“ zog er es aus der Tasche und meldete sich.
Quinn merkte, wie sein Bruder ihm verstohlene Blicke zuwarf.
„Ja, im Moment habe ich zu tun“, sagte er leise, dann hörte er aufmerksam zu.
„Ich weiß nicht so genau“, entgegnete er und warf Quinn einen seltsam schuldbewussten Blick zu.
„Wer ist das?“ flüsterte Quinn.
Einen Moment lang hatte er das Gefühl, Doug würde lügen oder ihm sagen, dass es ihn nichts anging, doch er hielt das Mundstück zu und erwiderte: „Es ist Jane.“
„Jane Ulrich?“ fragte er.
Doug nickte. „Ich … ich kann ihr auch sagen, dass ich mich heute Abend nicht mit ihr treffen kann.“
„Ich glaube, du solltest dich überhaupt nicht mit ihr treffen.“
„Ja, ich weiß.“ Das erklärte den schuldbewussten Ausdruck. „Du darfst niemandem etwas sagen“, fügte er rasch an. „Sie könnte ihren Job verlieren. Hör zu, ich kann ihr sagen, dass ich nicht zu ihr kommen kann.“
„Doch, doch, geh ruhig. Aber vergiss nicht, dass du ein Cop bist und dass du mich in diese Angelegenheit hineingezogen hast.“
„Ich soll nicht vergessen, dass ich ein Cop bin? Du meinst, ich soll sie aushorchen.“
„Ja, verdammt noch mal.“
„Ist das nicht etwas … schäbig?“
„Nein. Ein Mord ist schäbig.“
Doug nickte. „Du hast Recht.“
Quinn schüttelte verständnislos den Kopf. „Du hattest eine Affäre mit Lara, und sie ist erst seit ein paar Tagen unter der Erde.“
„Ich weiß“, gab Doug kleinlaut zurück. „Aber wie gesagt, sie traf sich auch mit anderen. Sie bedeutete mir etwas. Und wenn das hier gelöst wird, dann bedeutet mir das noch viel mehr. Ich arbeite mit Jane zusammen und das schon seit langer Zeit. Wir sind gute Freunde, und im Moment ist sie sehr aufgewühlt. Wir zwei haben nicht wirklich was miteinander angefangen, sie will nur nicht allein sein. Findest du es denn so schlimm, dass ich meine Zeit mit ihr verbringe?“
Quinn trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. „Das nicht, Doug. Aber wenn du mit Lara so eng befreundet warst, dann solltest du doch wissen, mit wem sie bei dem Tanzwettbewerb kurz allein war. Ein paar Minuten hätten schon genügt.“
Doug machte eine beiläufige Geste. „Die Leute sind da ständig in Bewegung. Vor dem Abendessen und dem eigentlichen Wettbewerb gab es eine Cocktailstunde. Da liefen nun wirklich alle durcheinander. Außerdem hatten die Lehrer und die Lehrerinnen getrennte Garderoben, die allerdings über einen kleinen Balkon miteinander verbunden waren. Wer wollte, konnte also über den Balkon schnell nach nebenan gelangen. Und selbst die Profis bekamen Champagner oder Cocktails.“
„Man hätte die Gläser in den Garderoben sicherstellen und untersuchen müssen“, sagte Quinn und wunderte sich, warum man eine solche Selbstverständlichkeit übersehen hatte.
„Vergiss nicht, es sah nach einem natürlichen Tod aus“, entgegnete sein Bruder. „Du glaubst doch nicht, dass eine von den Frauen damit zu tun habe könnte?“
„Wieso nicht? Die Geschichte zeigt, dass auch Frauen zum Mord fähig sind. Und wenn sie morden, greifen sie oft zu Gift.“
„Hier war kein Gift im Spiel.“
„Drogen und Medikamente können die gleiche Wirkung erzielen. Ich meine damit, dass es sich um praktisch unsichtbare Mordwaffen handelt, ganz im Gegensatz zu Messern oder Schusswaffen.“
„Aber … Jane? Wenn schon eine Frau, dann wohl eher Shannon. Sie hatte Grund, auf Lara wütend zu sein.“
„Stimmt. Und wenn es nur um Laras Tod ginge, würde ich die Theorie einer Mörderin auch für recht zutreffend halten. Aber Nell hatte ebenfalls mit dem Studio zu tun, und die Umstände sind einfach zu ähnlich. Und ob die beiden Drogentoten vielleicht auch noch damit zusammenhängen, weiß ich nach wie vor nicht. Ich glaube zwar, dass es so ist, aber es gibt keine nachweisbare Verbindung. Also muss ich erst mal jeden verdächtigen.“
„Jane auch?“
„Ja, sie auch. Versuch herauszufinden, ob sie Drogen nimmt. Und ob sie Medikamente verschrieben bekommt. Wenn ja, stell fest, von wem sie ihr verschrieben werden.“
„Ich komme mir trotzdem schäbig vor. Aber … na ja, du hast Recht. Ich habe dich hier reingezogen, und ich bin derjenige, der Detective werden will. Aber du
warst
Detective, und als du beim FBI warst, da hast du die Leute beobachtet und ihre Psyche analysiert. Du
Weitere Kostenlose Bücher