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Ihr letzter Tanz

Ihr letzter Tanz

Titel: Ihr letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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anderen Räumen brannte weiter das Licht. Sie befand sich im Schatten und sah hinaus ins Licht – ein angenehmer Gedanke, der ihr schließlich half, die Augen zuzumachen.
    Vielleicht hatte Christie Recht. Vielleicht brauchte sie einen Hund.
    Auf einmal saß sie aufrecht im Bett, umgeben von der Dunkelheit. Ben hatte gesagt, er sei noch im Supermarkt gewesen.
    Was hatte er gekauft?
    Erst jetzt war ihr bewusst geworden, dass er gar nichts bei sich gehabt hatte!
    Sie war wieder zu Hause.
    Und sie war allein. Und inzwischen lag sie bestimmt im Bett, die schönen Augen geschlossen, die langen Wimpern auf die Wangen gebettet.
    Kein Wachhund, keine Alarmanlage. Es würde eine Leichtigkeit sein, ein Paar Handschuhe anzuziehen und den Hausschlüssel zu benutzen, den er besaß.
    Sie hatte ja keine Ahnung, wie verwundbar sie war … zu jeder Zeit.
    Was genau wusste sie wohl?
    Nichts, dessen war er sich sicher.
    Außer … außer dass sie Dinge hörte, die sie gar nicht hätte wahrnehmen dürfen. Vielleicht würde sie irgendwann anfangen, nach der Quelle des Geräuschs zu suchen.
    Aber da war noch mehr.
    Er hatte sie mehr als einmal belauscht. Er sah, wie sie sich verhielt. Und jetzt beobachtete er sie im Studio, wann immer das möglich war.
    Heute Abend hatte sie etwas gehört, und ein vages Gefühl drohender Gefahr hatte sie angetrieben.
    Er zögerte, als er darüber nachdachte, wie leicht es sein würde, ins Haus zu gelangen.
    Aber warum?
    Er konnte sie jederzeit töten, wenn er wollte. Wenn es nötig war.
    Sie zu töten, würde ihm nicht gefallen.
    Im Moment würde er sie nur beobachten, einfach nur beobachten.
    Sie sollte nicht in ihren eigenen vier Wänden sterben. Es sei denn …
    Nein.
    Es gab weit bessere Möglichkeiten, falls es erforderlich werden sollte.
    Er hatte auf dem Fußweg im Schatten einer Ulme gestanden, doch sein Wagen war nicht allzu weit entfernt geparkt.
    Er versuchte, nie zu weit entfernt zu sein, und sie merkte nie etwas davon.
    Der Morgen dämmerte.
    Er würde dafür sorgen, dass er den Tag über in ihrer Nähe blieb.
    Heute Nacht hätte er sie berühren können.
    Er hätte es mühelos tun können, so nah war er.
    Doch sie ahnte es nicht.
    Er würde sie immer beobachten.
    Immer in ihrer Nähe.
    Immer nah genug, um seine Hand auszustrecken … … und sie zu berühren.

15. KAPITEL
    A rt Durken betrat den kleinen Besuchsraum des Gefängnisses, begleitet von einem bulligen Wachmann und einem alten Mann in einem zerknitterten Anzug. Der Mann stellte sich Quinn vor.
    „Theodore Smith, Mr. O’Casey. Ich bin Mr. Durkens Anwalt. Mein Klient hat sich einverstanden erklärt, mit Ihnen zu reden, aber nur in meiner Gegenwart. Wenn mir eine Frage oder Ihr Tonfall nicht gefällt, möchte ich Sie frühzeitig daran erinnern, dass er sich ursprünglich überhaupt nicht mit Ihnen unterhalten wollte. Mr. Durken beteuert nach wie vor seine Unschuld, und er ist überzeugt, dass Sie nun Grund haben dürften, ihm zu glauben – immerhin baten Sie um dieses Treffen.“
    „Mir ist klar, dass Mr. Durken nicht verpflichtet ist, mit mir zu reden“, erwiderte Quinn. „Ich weiß zu schätzen, dass Sie beide dieser Unterhaltung zugestimmt haben.“
    Smith nickte und wirkte trotz seines leicht heruntergekommenen Erscheinungsbilds so gönnerhaft wie ein König, der einem Untertan einen Wunsch erfüllte. Er setzte sich mit Durken an eine Seite des Tischs, Quinn nahm ihnen gegenüber Platz.
    Der mürrische Wachmann blieb in einer Ecke stehen.
    Durken war Anfang dreißig, hatte sandfarbenes Haar und blassgraue Augen. Er war schmal, aber drahtig, und er strahlte einen gewissen Charme aus. Offenbar war Nell deswegen bei ihm geblieben.
    Und deswegen hatte er auch eine College-Studentin als Geliebte.
    „Ich war’s nicht“, sagte Durken geradeheraus und starrte ihn unverhohlen an. „Ich weiß, dass Nell Sie auf mich angesetzt hatte. Darum wissen Sie auch ganz genau, was ich in den Wochen vor ihrem Tod gemacht habe. Aber ich habe meine Frau nicht umgebracht, ich schwör’s.“
    Er wirkte krank und hatte mit dem Mann kaum noch etwas gemein, dem Quinn gefolgt war. Sein damals so ordentlich gekämmtes Haar wirkte zerzaust, als würde er jeden Tag unentwegt mit seinen Fingern hindurchfahren. Er hatte wie ein Mann ausgesehen, der die Welt fest im Griff hielt, aber jetzt war sein Gesicht schmal und hager, Schweißperlen standen auf seiner Oberlippe. Man hätte ihn für nervös halten können, weil er der Killer war, der alles zu leugnen

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