Ihr letzter Tanz
sich um einen Teil der Anfänger kümmern. Du kannst dir vorstellen, sie ist begeistert darüber.“
„Marnie?“ Jane war zuerst überrascht, aber je länger sie darüber nachdachte, umso mehr Sinn machte dieser Schritt. „Na ja, wenn jemand intensiv mit ihr arbeitet … Als ich damals anfing, hatte ich von nichts Ahnung. Es gibt da bloß ein Problem.“
„Ein Problem?“
„Ja, was ist, wenn die Schüler lieber mit ihr als mit mir arbeiten?“
Shannon lachte auf und drückte Janes Hand. „Wir werden immer genug Schüler für jeden haben. Außerdem mögen deine Schüler dich. Also kein Grund zur Sorge.“
„Vielleicht“, murmelte Jane.
„Hör zu, ich komme später noch mal vorbei, okay? Die Schwester wird jeden Augenblick hier sein, und ich muss nach Hause, duschen und ab ins Studio.“
„Klar. Aber danke, dass du geblieben bist.“
Shannon zögerte. Normalerweise hielt sie es für die beste Lösung, bestimmte Dinge lieber nicht zu wissen, doch im Augenblick konnte sie einfach nicht widerstehen. „Wäre ich nicht geblieben, dann hätte es jemand anders getan.“
„Ja? Wer?“ fragte Jane und errötete ein wenig.
„Doug O’Casey.“
„Wirklich?“ Sie hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken.
„Wirklich.“
„Weißt du … ach, vergiss es.“
„Was soll ich vergessen?“ fragte Shannon ein wenig spitz.
Jane schüttelte den Kopf. „Wenn ich ehrlich sein soll, fehlt mir Lara nicht sonderlich.“
„Was soll das heißen?“
„Nichts.“
„Jane!“
„Hey, ich habe gerade eine Notoperation hinter mir, du musst behutsam mit mir umgehen.“
„Jane“, sagte Shannon mahnend.
„Ja, okay. Ich glaube, ich empfinde schon länger etwas für Doug, was wir unseren Schülern gegenüber nicht empfinden sollten. Aber wenn er Lara ansah, dann … dann hatte er so einen ganz komischen Blick drauf. Jetzt ist Lara tot, und er findet nicht bloß, dass ich die beste Lehrerin der Welt bin, er … ach, wie gesagt, vergiss es.“
Sie zögerte und erwiderte: „Ich glaube, im Moment solltest du vorsichtig sein, egal um wen es geht.“
„Doug ist Polizist.“
„Ich weiß.“
„Also?“
„Nichts also. Ich finde nur, dass wir im Moment in alle Richtungen aufpassen sollten.“
„Lara wurde ermordet“, erklärte Jane überzeugt. „Es gibt eine lange Liste von Spitzenprofis, die ihren Tod gewollt hätten.“
Shannon verzog den Mund. „Mag sein. Aber in letzter Zeit … irgendetwas geht im Studio vor. Ab und zu höre ich sehr seltsame Geräusche. Ich werde mich mal auf die Lauer legen, vielleicht komme ich dahinter, was es ist.“
„Halt dich nicht allein dort auf, Shannon. Und leg dich erst recht nicht allein auf die Lauer.“
„Hey, unter uns ist der Club, Katarina ist gleich nebenan. Aber das soll jetzt nicht deine Sorge sein. Du erholst dich erst mal, klar?“
„Jawohl, Ma’am“, erwiderte Jane. „Ich hab ja auch keine andere Wahl, oder?“
„Nein.“
Shannon gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ das Krankenzimmer. Sie würde ein Taxi nehmen und nach Hause fahren, um dann zu Fuß zum Studio zu gehen.
Wenn sie früh genug dort war, konnte sie sich einschließen und vielleicht dahinter kommen, woher das Geräusch kam, das sie allmählich verrückt machte.
Während sie das Krankenhaus verließ, fühlte sie sich mit einem Mal sehr entschlossen. Sie hatte genug davon, sich immer nur zu fürchten.
Auf die Lauer legen …
Eben hatte er das Krankenzimmer mit einem großen Blumenstrauß betreten wollen, als er Shannons Stimme hörte.
Er machte einen Schritt nach hinten und lauschte.
Nein, Shannon, du Dummkopf. Leg dich nicht auf die Lauer, sei nicht so dumm.
Während er dastand und sie belauschte, wurde ihm klar, dass es keine andere Lösung gab.
Shannon Mackay würde genauso schön aussehen wie Lara Trudeau … in ihrem offenen Sarg.
Sie kam aus dem Zimmer!
Er wich zurück, ließ den Blumenstrauß fallen und lief los, vorbei an zwei Krankenschwestern und einer alten Frau im Rollstuhl. Er hastete durch den Korridor und sah kurz über die Schulter.
Shannon kam soeben durch die Tür, gleich würde sie ihn bemerken.
Auf den Aufzug konnte er nicht warten, also stürmte er ins Treppenhaus.
Im Erdgeschoss angekommen, verfluchte er sich. Was war er doch für ein Idiot gewesen. Er hätte ins Zimmer gehen und Jane den Blumenstrauß überreichen sollen.
Jetzt stand er da und wartete, bis Shannon Mackay auf der Straße angekommen war und ein Taxi rief. Dann lief er zurück
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