Ihr letzter Tanz
übernachten“, schlug Shannon vor. „Diesmal aber
im
Haus.“
Einen Moment lang sah Quinn sie nur an, dann wiederholte er ihre Idee. Wieder brach Marnie in lauten Jubel aus. Sie überschlug sich fast vor Begeisterung über die Chance, die ihr geboten wurde.
„Sie wird es nicht bereuen“, versprach sie. „Ich mache sauber, ich koche … ich tue alles, was sie will.“
Shannon nahm den Hörer an sich. „Konzentriere dich lieber darauf, Lehrerin zu werden. Damit hast du schon genug zu tun. Und arbeite auch für dich selbst, nicht für die anderen. Die Konkurrenz ist verdammt groß.“
Quinn hörte Marnie erwidern, so gut könne sie niemals werden, doch Shannon schüttelte den Kopf. „Leg dich jetzt lieber hin, Marnie. Du brauchst deinen Schlaf.“
„Danke! Nochmals vielen, vielen Dank!“
„Gern geschehen, außerdem erweist du uns damit ja auch einen Gefallen.“ Shannon lächelte, als sie Quinn den Hörer zurückgab, dem es mit einiger Mühe gelang, die restlos begeisterte Marnie zu beruhigen und endlich aufzulegen.
„Nur schade, dass wir ihr nicht gleich einen Job angeboten haben“, murmelte sie und sah zu Quinn. „Viele Lehrer haben zu Beginn nicht die geringste Ahnung vom Tanzen und sind dabei nicht annähernd so talentiert wie sie.“
„Schicksal“, warf Doug ein.
„Was?“ Shannon und Quinn sahen gleichzeitig zu ihm.
„Manchmal meint das Schicksal es gut mit einem“, erklärte er. „Marnie hatte nichts in ihrem Leben, jetzt ist diese Zeit überstanden. Jane ist bald wieder auf den Beinen, und Marnie bekommt einen Job, der ihr wirklich gefällt.“
Eine Schwester kam in den Raum, um ihnen zu sagen, dass sie Jane kurz sehen könnten.
Quinn beschloss, im Warteraum zu bleiben, während Shannon und Doug zu ihr gingen. Einige Zeit später kam sein Bruder zurück.
„Shannon bleibt bei Jane“, sagte er. „Sie kann auf einem Schlafsessel übernachten.“
Quinn sah ihn an. „Und mit dir ist alles in Ordnung?“
Doug nickte. „Zuerst hatte ich panische Angst. Ich dachte … Es war wie ein Déjà vu.“
„Es war nur eine Blinddarmentzündung“, sagte Quinn.
„Ja, aber irgendetwas ist da faul“, erwiderte Doug. „Das weißt du jetzt selbst. Quinn, ich weiß, ich habe dich in diese Sache hineingezogen, aber ich hatte Recht, oder nicht?“
„Ja, du hattest Recht.“
„Aber ich kapiere nicht,
was
da los ist. Und diese Tote am Strand … kann sie etwas mit der Sache zu tun haben?“
„Das weiß ich nicht“, antwortete Quinn. „Aber etwas stimmt nicht, und ich will wissen, was es ist.“
Am nächsten Morgen erwachte Jane stöhnend, Shannon sprang auf und trat sofort zu ihr ans Bett.
Jane sah sie erstaunt an. „Warst du die ganze Nacht hier?“
„Natürlich.“
„Du musst doch todmüde sein.“
„Ach, der Sessel war sogar recht bequem.“
Jane lächelte sie vorsichtig an, was aber über ihren ängstlichen Ausdruck nicht hinwegtäuschen konnte. „Mir geht’s wirklich wieder gut?“ fragte sie zaghaft.
„Ja, es war tatsächlich eine Blinddarmentzündung.“
Jane wirkte ein wenig zuversichtlicher.
„Jane, nachdem du hingefallen warst, hast du gesagt, du seiest vergiftet worden. Wie kamst du ausgerechnet auf so etwas?“ fragte Shannon.
„Na ja, wir hatten mit ein paar Leuten an der Kaffeemaschine gestanden und geredet. Mina Long sagte, sie könne nicht verstehen, wie Lara so dumm sein konnte, so viele Tabletten zu nehmen. Dass sie Alkohol getrunken hatte, fand Mina nicht sehr ungewöhnlich. Sie hatte Lara schon öfters irgendetwas Hochprozentiges trinken sehen, und danach ist sie auf die Bühne gegangen, ohne dass man ihr etwas angemerkt hätte. Mina sprach davon, jemand könnte ihr vielleicht Tabletten ins Glas gemischt haben. Dann trank ich meinen Kaffee, und plötzlich kamen diese Schmerzen.“
„Verstehe“, sagte Shannon, der mit einem Mal die Lust auf eine Tasse Kaffee vergangen war.
„Ziemlich albern, nicht wahr?“
„Die Hauptsache ist, dass es dir wieder gut geht.“
Ein entsetzter Ausdruck huschte über Janes Gesicht. „Sie haben gesagt, ich hätte es gerade noch geschafft. Bei einem Blinddarmdurchbruch wäre ich womöglich gestorben.“
„Aber du hast es geschafft. Das zählt.“
Jane schüttelte ratlos den Kopf. „Und was wird jetzt aus meinen Schülern?“
„Das bekommen wir schon hin.“
„Unmöglich. Wir haben nicht genug Lehrer, die einspringen könnten.“
„Wir holen Marnie, machen mit ihr einen Schnellkurs, und dann kann sie
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